Strategien
10. Oktober 2016

Anleger verlangen physische Replikation

Das Interesse an börsennotierten Indexfonds ist ungebrochen. Aber der Trend geht nun auch bei Renten-ETF in Richtung physischer Replikation. Auch wenn das komplizierter ist als bei Aktien.

Viele Marktteilnehmer kaufen inzwischen über börsennotierte Indexfonds (ETF) „Beta“ im Kreditmarkt ein. Das hat nach Einschätzung des auf marktneutrale Credit-Strategien spezialisierten Asset Managers Xaia zur Folge, dass einzelne Unternehmen – unabhängig von ihren spezifischen Risiken, sondern vielmehr als Mitglied eines Index – Eingang in die Portfolien der Investoren finden. Bereits im Dezember 2015 wiesen die Münchner in diesem Zusammenhang darauf hin, dass „idiosynkratische Schocks“ dadurch systematische Wirkung haben. Die ewige Frage bei ETF lautet dabei aber: Bildet der Indexfonds seine Benchmark physisch ab oder repliziert er sie synthetisch mittels Swap mit einer Gegenpartei? Nach Einschätzung der Deutschen Asset Management zeigen Marktdaten deutlich, dass Anleger im Rentenbereich die physische Replikation bevorzugen. Vor diesem Hintergrund stellt die Deutsche-Bank-Tochter ihre unter der Marke „X-Trackers“ lancierten Indexfonds nun sukzessive auf physische Replikation um. 
Das Haus hat im September 2016 damit begonnen, die Mehrzahl seiner Renten-ETF von der synthetischen auf die physische Replikation umzustellen. Laut einer aktuellen Mitteilung ist beziehungsweise wird die Replikationsmethode bei US- und europäischen Staatsanleihen-ETF sowie bei in Euro denominierten Unternehmensanleihe-ETF mit einem verwalteten Vermögen von rund 3,6 Milliarden Euro geändert. Insgesamt seien mittlerweile rund 65 Prozent der eigenen ETF beziehungsweise gut 26 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen direkt replizierend. Nach dem gesamten Transformationsprozess soll der Großteil der ETF im Aktien- und Rentenbereich physisch replizierend sein. 
Mit ihrem Schritt folgt die Deutsche-Bank-Tochter dem von Marktführer Blackrock losgetretenen Trend, Renten-ETF physisch zu replizieren. Die Methode ist aufwendiger als bei Aktien-ETF. Das liegt beispielsweise an den unterschiedlichen Laufzeiten der Anleihen. Hinzu kommt: Rentenindizes bestehen oft aus sehr vielen Einzelbonds. Das exakte Replizieren des Indexportfolios gilt daher in der Regel als suboptimal, da es mit hohen Transaktionskosten und großem Aufwand bei regelmäßigen Anpassungen verbunden ist. Ein weiteres Problem: Illiquide Bonds sind am Markt eventuell nicht ausreichend verfügbar. 
Wie wichtig die Replikationsmethode ist, zeigt ein Blick in die Welt der Stiftungen. Dort kann es durchaus vorkommen, dass in den Anlagerichtlinien festgelegt ist, ausschließlich ETF mit vollreplizierendem Ansatz einzusetzen. Das wird spätestens dann deutlich, wenn Stiftungen ihre möglichen Verlustrisiken präzise definieren wollen. Ein Grund: Indexfonds, die ihre Benchmark synthetisch mit Swaps replizieren, haben mitunter die ungewöhnlichsten Assets im Portfolio, aber nicht die Titel aus der Benchmark. 
Laut einer Statistik des unabhängigen Forschungsunternehmen ETFGI lagen in Europa per Ende Juli 2016 umgerechnet 395,6 Milliarden US-Dollar in physischen ETF und 115,1 Milliarden US-Dollar in synthetischen ETF. 
portfolio institutionell newsflash 10.10.2016/Tobias Bürger
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