Versicherungen
30. Juni 2014

Aufsichtsrat feuert Rüther

Ulrich Rüther, Vorstandschef des Versicherers Provinzial Nordwest, verliert sein Amt Ende 2014. Dies gab der zweitgrößte öffentliche Versicherer nach den Sitzungen der Aufsichtsräte des Provinzial-Nordwest-Konzerns bekannt. Ein Nachfolger ist noch nicht benannt.

Der Abgang von Rüther war von Sparkassenpräsident und Provinzial-Aufsichtsratschef Rolf Gerlach forciert worden, nachdem Rüther den von Gerlach 2012 betriebenen und schließlich gescheiterten Verkauf der Provinzial an die Allianz nur halbherzig unterstützt hatte. Die Sparkassen, die erheblich an der Provinzial beteiligt sind, wollen den Versicherer nun enger an sich binden.
Rüther war 2006 aus dem Vorstand der Victoria Versicherung (Ergo-Gruppe) als Vorstandschef der Provinzial Nord Brandkasse und der Provinzial Nordwest Lebensversicherung sowie als stellvertretender Vorstandschef der Provinzial Nordwest Holding zur Provinzial Nordwest Gruppe gewechselt. 2009 übernahm er zusätzlich den Vorstandsvorsitz der Westfälischen Provinzial Versicherung in Münster und wurde Vorstandsvorsitzender der Provinzial Nordwest Holding.
Grund für die Trennung zum Jahresende ist aber wohl auch ein zwei Jahre alter Skandal: Im Dezember 2012 hatte Rüther gemeldet, dass ein vermummter Unbekannter ihm mit einem Schraubenzieher in die Brust gestochen habe. Eine Woche später hatte der Manager eingeräumt, sich die Attacke ausgedacht und die Verletzungen selbst beigebracht zu haben. Das Verfahren wegen Vortäuschung einer Straftat wurde später gegen eine Geldzahlung eingestellt.
Pikant: Rüther ist bis heute auch Vorstandsvorsitzender der Auskunftsstelle über Versicherungs-/Bausparkassenaussendienst und Versicherungsmakler in Deutschland (Avad). Jene Auskunftsstelle ist nicht zimperlich, Versicherungsmakler als unzuverlässig einzustufen, wenn ein Versicherer zum Beispiel eine Avad-Meldung mit dem Inhalt „Verdacht der Urkundenfälschung“ vornimmt.
Eine solche Meldung bringt den Vermittler in arge Bedrängnis, da andere Unternehmen aufgrund dieser Meldung nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten würden. Bislang unterbleibt noch immer die eigentlich selbstverständliche Vorabinformation an den Vermittler, dass eine solche Avad-Auskunft in Vorbereitung ist. Da stößt es unabhängigen Vermittlern bitter auf, dass als Avad-Chef immer noch jemand im Amt ist, der selbst vor eineinhalb Jahren eine Straftat vorgetäuscht hatte. Es bleibt abzuwarten, wie lange Rüther nun noch als Avad-Vorstandschef zu halten ist.
(Bildquelle: Provinzial Nordwest)
portfolio institutionell newsflash 30.06.2014/Detlef Pohl
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