Traditionelle Anlagen
19. November 2018

Ausfallrisiko bei High Yields nimmt zu

Twenty Four AM: Renditen rechtfertigen Risiken nicht mehr. Fisch AM: Chance, um Ineffizienzen im Markt zu nutzen.

Die Ausfallrate von Hochzinsanleihen in Europa gehört seit einigen Jahren mit zwei Prozent zu den niedrigsten weltweit. Für Twenty Four Asset Management ist es kaum vorstellbar, dass sie noch tiefer sinken wird. Twenty Four Asset Management ist eine in London ansässige, operativ unabhängige Tochtergesellschaft von Vontobel Asset Management, die auf Fixed-Income-Anlagen spezialisiert ist. Zwar sieht die Boutique bei der Ausfallrate kurzfristig keinen wesentlichen Anstieg. Man müsse aber davon ausgehen, dass die Ausfälle zunehmen werden, je reifer dieser Konjunkturzyklus wird. Angesichts des heutigen Spread-Niveaus in einem für die Märkte schwierigen Jahr 2018 rechtfertigen die Renditen der High-Yield-Anleihen es für Twenty Four Asset Management derzeit nicht, Positionen in Unternehmen einzugehen, die vor großen Herausforderungen stehen.

Wie schwierig das Umfeld ist, zeigt der Asset Manager anhand von Beispielen aus der vergangenen Woche. Einige Nachrichten über potenzielle Ausfälle im High-Yield-Sektor waren zu verkraften. Den Anfang habe der italienische Infrastruktur- und Baukonzern CMC Ravenna gemacht. Dieser kündigte an, die Coupons der 2023 fälligen Anleihen wegen eines „Liquiditätsengpasses” nicht fristgerecht bedienen zu können.

Auch beim britischen Lebensmittelhersteller Boparan scheint sich die Lage zuzuspitzen. Pressemeldungen zufolge wurden das Bankhaus Rothschild sowie eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, um das Unternehmen finanziell zu beraten, was Boparan bisher aber nicht bestätigt hat. Boparan veräußerte früher in diesem Jahr bereits Vermögenswerte um die 2019 fällig werdenden Anleihen teilweise vorzeitig zu kündigen. Noch ist das nicht geschehen, aber die Anleger sind nach Einschätzung von Twenty Four zu Recht in Sorge, besonders wenn nun tatsächlich die Finanzberater das Sagen haben.

Diese Unsicherheiten spiegeln sich auch in den Kursen der beiden Anleihe wider. „Das Maß voll machte“ dann für Twenty Four ein Aktien-Research-Bericht über das globale Metall- und Bergbauunternehmen Nyrstar, der dazu führte dass dessen Anleihe 10 Punkte nachgab und die 2019 fälligen Titel derzeit im niedrigen 60er-Bereich notieren. Der Bericht kam zu dem Ergebnis, dass eine Schuldenrestrukturierung „unerlässlich” sei.

In der aktuellen Zyklusphase sollten Anleiheinvestitionen die Tatsache widerspiegeln, dass die Weltwirtschaft sich in einem Übergang befindet, analysiert Twenty Four. Einerseits werde die Geldpolitik weniger expansiv sein als in der jüngsten Vergangenheit, andererseits habe das Wachstum viel von seiner Dynamik eingebüßt. Mit Blick auf das Portfolio sei das Polster schlicht nicht groß genug, um in diesem Jahr größere Anleiheverluste abzufedern. „Stattdessen bleiben bessere durchschnittliche Ratings und weniger Anleiherisiken unser Credo in einem fortschreitenden Konjunkturzyklus“, so Twenty Four.

Fisch AM: Gutes Umfeld bleibt
Deutlich positiver als Twenty Four sieht dagegen Fisch Asset Management High Yields. Hochzinsanleihen mussten laut dem Schweizer Haus während der jüngsten Aktienmarktkorrektur im Oktober zwar ein paar Federn lassen, schnitten im Vergleich mit anderen Anlageklassen, insbesondere Aktien, aber relativ gut ab. Ihre geringe Zinssensitivität sowie die Risikoaufschläge agierten als wirksamer Sicherheitspuffer, so Fisch Peter Jeggli, Senior Portfolio Manager bei Fisch Asset Management in Zürich, glaubt, dass High-Yield-Anleihen in dieser späten Konjunkturphase ihre Stärken ausspielen können, und setzt dafür auf substanzstarke Titel. „Dem Herbststurm an den Finanzmärkten trotzten High-Yield-Anleihen erfolgreich. Sie haben damit exakt die Entwicklung gezeigt, die Investoren von dieser Anlageklasse im Szenario steigender Zinsen und korrigierenden Aktienmärkte erwarten“, so Peter Jeggli.

High-Yield-Anleihen gehören generell im Fixed-Income-Universum zu den Gewinnern des bisherigen Jahresverlaufs und profitieren vom guten makroökonomischen Umfeld. „Dieses Umfeld dürfte erst einmal Bestand haben. Positiv ist auch die Ausfallrate in den USA mit nur knapp zwei Prozent, die damit deutlich unter dem historischen Schnitt von vier Prozent liegt. Zwar rechnen wir weiterhin mit erhöhter Volatilität, doch für uns als aktiver Manager ist dies vor allem eine Chance, um Ineffizienzen im Markt zu nutzen. Beispielsweise stehen bei uns gute Schuldner mit liquiden Anleihen auf der Kaufliste, die in solchen Schwächephasen, wie wir sie gerade gesehen haben, ungerechtfertigt abgestraft wurden“, sagt Jeggli. Der Fondsmanager bevorzugt aktuell allerdings eine defensive Positionierung und fokussiert sich auf Recovery Rates und Fallen Angels.

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