Stiftungen
3. Juni 2013

Bundesstiftung lässt Apple fallen

Die Stiftung EVZ präsentiert sich 13 Jahre nach ihrer Gründung als vorbildlicher Investor, der sich kritisch mit den Geschäftsmodellen von Unternehmen auseinandersetzt. Der 2012 eingeläutete Engagement-Prozess trägt Früchte.

Die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) hat im vergangenen Jahr eine Rendite von 9,5 Prozent erzielt. Der aktuelle Stand der Kapitalanlagen beträgt rund 455 Millionen Euro. In jüngster Zeit prüft die Einrichtung Investments darauf, ob sie mit dem Vermächtnis der NS-Zwangsarbeiter und der historischen Verantwortung Deutschlands vertretbar sind. Werden Unternehmen, in die die Stiftung investiert ist, Verwicklungen in heutigen Formen der Zwangsarbeit oder sonstige Verstöße gegen Menschenrechte vorgeworfen, fordert die in Berlin ansässige Stiftung Aufklärung und ein Ende der Verstöße.
Anlässlich der Präsentation der Ergebnisse und Konsequenzen ihres Engagement-Prozesses sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Martin Salm: „Kooperiert das Unternehmen nicht, deinvestieren wir.“ Wie es heißt, hätten Apple, Wal-Mart und Barrick Gold das Gespräch mit der Stiftung verweigert und im Engagement-Prozess nicht kooperiert. Aufgrund dessen habe die Stiftung Aktien im Volumen von einer Million Euro (Apple), 203.000 Euro (Wal-Markt) und 65.000 Euro (Barrick) verkauft. „Wir haben verkauft und empfehlen das zur Nachahmung“, so Salm. Wegen Menschenrechtsverletzungen beendete die Stiftung außerdem ein Investment in Royal Dutch Shell im Volumen von 340.000 Euro.
Wegen gravierender Vorwürfe von Geldwäscheaktivitäten der HSBC wird die Stiftung EVZ außerdem die Zusammenarbeit mit dem Bankhaus schrittweise beenden. Mit sofortiger Wirkung kündigt die Stiftung eins von zwei Mandaten. Das betreffende Unternehmensanleihe-Mandat, das sich aktuell in der Ausschreibung befindet, beläuft sich auf 72 Millionen Euro. Wie Salm erläutert, will die Stiftung ein Zeichen setzen, „dass derartig kontroverse Geschäftspraktiken nicht akzeptiert werden“. 
Im Sommer 2012 wurden die Aktien- und Rentenbestände durch von der Stiftung definierte Ausschlusskriterien gescreent. Insgesamt handelte es sich um 1.219 Emittenten, die von Oekom Research untersucht wurden. Bei 14 Emittenten habe man Verstöße gegen die Ausschlusskriterien festgestellt. Daraufhin versandte die Stiftung im September vergangenen Jahres 14 Engagement-Briefe; die vier genannten Unternehmen wurden deinvestiert. 2013 soll der begonnene Engagement-Prozess fortgesetzt werden. 
Die Stiftung EVZ versteht sich als Treuhänderin sowohl für die Gesamtheit der deutschen Gesellschaft als auch für die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in Nazi-Deutschland Ausbeutung durch Arbeit erleiden mussten. 
portfolio institutionell newsflash 29.05.2013/tbü
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