Corporates
21. September 2016

Cash is Key

Anleger mit Mindestrenditeansprüchen fragen sich schon lange, wer eigentlich zu den gegenwärtigen Zinskonditionen noch Anleihen der gehobenen Bonität kauft oder in Termingelder investiert. Eine Spur führt zu den Konzern-Treasurern. portfolio institutionell hat die Bilanzen einmal genauer angeschaut.

Asset Manager aufgepasst: 136,7 Milliarden – unregulierte (!) – Euro haben einen immer drängenderen Anlagebedarf. Diese Summe ergibt sich aus einer portfolio-institutionell-Analyse der Bilanzposition „Liquide Mittel“ oder „Flüssige Mittel“ in den Jahresberichten 2015 der im Dax und in den Nebenwerteindizes M-Dax, Tec-Dax und S-Dax gelisteten Unternehmen. Insgesamt gingen 147 Unternehmen in die Untersuchung ein. Auf die Dax-Unternehmen entfielen 96 Milliarden Euro, auf die im M-Dax gelisteten Titel 30 Milliarden Euro. Die Unternehmen des Tec-Dax und des S-Dax trugen jeweils grob fünf Milliarden Euro zu dieser Statistik bei. Im Jahr 2014 beliefen sich die liquiden Mittel aller in diesen Indizes gelisteten Unternehmen noch auf knapp 133 Milliarden Euro. Ein Rückgang war nur im Tec-Dax zu verzeichnen.
136,7 Milliarden schlummern in den Bilanzen der Unternehmen
Anleger mit Mindestrenditeansprüchen fragen sich schon lange, wer eigentlich zu den gegenwärtigen Zinskonditionen noch Anleihen der gehobenen Bonität kauft oder in Termingelder investiert. Eine Spur führt zu den Konzern-Treasurern, für die sich die Kapitalmarktsituation auf der Finanzierungsseite als höchst attraktiv und auf der Anlageseite als immer noch auskömmlich darstellte. Schon fast traditionell geben die Unternehmen bezüglich ihrer Liquidität an, dass Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente zum einen Bargeld und Schecks sowie zum anderen Sichteinlagen und andere kurzfristige liquide finanzielle Vermögenswerte mit einer Laufzeit von maximal drei Monaten umfassen. Hinzukommen können auch noch Geldmarktfonds. Zumindest bis Ende 2015 stand mit dieser Allokation noch die Null. So berichtete zum Beispiel die Lufthansa, dass die Euro-Guthaben bei Kreditinstituten zum Bilanzstichtag überwiegend zu Zinssätzen zwischen 0,04 und 0,12 Prozent verzinst waren. Im Vorjahr waren es jedoch noch zwischen 0,09 und 0,18 Prozent. Compugroup Medical, deren Zahlungsmittel zum Stichtag 25 Millionen Euro betrugen, berichtet über eine Verzinsung der Bankguthaben von „bis zu 0,05 Prozent pro Jahr“. Bei Cewe Color war 2015 die Verzinsung der Zahlungsmittel von 72 Millionen Euro bereits bei einer Verzinsung von null angelangt. 
Im laufenden Geschäftsjahr droht den Corporates bei dieser bevorzugt sicheren Kapitalanlage aber eine negative Verzinsung, was nicht im Sinne des Aktionärs ist – schon gar nicht, wenn die Liquidität einen signifikanten Teil der Bilanz darstellt. So besteht beispielsweise bei den Unternehmen Rational, Rib Software und Xing über die Hälfte der Bilanz aus Cash. Handlungsbedarf besteht mit Blick auf das Finanzergebnis aber auch bei Unternehmen, die gemessen an der Bilanzsumme einen relativ kleinen Geldberg vor sich herschieben. Denn absolut betrachtet handelt es sich im Dax und M-Dax in der Regel um mindestens dreistellige Millionenbeträge. Eine Größe, auf die auch viele Unternehmen der beiden Nebenwerteindizes kommen. Somit wird Cash zu einem Schlüsselfaktor.
Ein Berater berichtet auch bereits von einer Anfrage eines Dax-Unternehmens, wie man die Zahlungsmittel am sinnvollsten verwalten kann. Eine Minderheit der Unternehmen ist schon einen Schritt weiter und investiert in verschiedene Wertpapiere und Fonds. So berichtet Beiersdorf, dass man insgesamt 2,2 Milliarden Euro an Staats- und Industrieanleihen, Commercial Papers, geldmarktnahen Publikumsfonds sowie Aktienfonds halte. Fielmann hält über einen Fonds immerhin zehn Millionen in Unternehmensanleihen. Zudem berichten Unternehmen wie Linde, Volkswagen, Evonik oder Jungheinrich über Spezialfonds. Letzteres Unternehmen nutzt diesen, um 150 Millionen Euro in Aktienrisiken zu investieren.
Apple hält 104 Milliarden Dollar in Unternehmenswertpapieren
Auch die kleineren Unternehmen investieren größere Beträge in Wertpapiere. Ganz große Volumina weist dagegen ein US-Unternehmen auf: Apple hielt Ende 2015 einen Cash-Bestand von 21 Milliarden Dollar und zusätzlich 104 Milliarden Dollar in „Long Term Corporate Securities“. Deren Laufzeiten betragen bis zu fünf Jahre.
portfolio institutionell newsflash 21.09.2016/Patrick Eisele
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