Statement
31. Juli 2019

Die Widerstandsfähigkeit von BBB-Unternehmensanleihen

Unternehmen mit BBB-Rating weisen erhöhte Verschuldungsquoten auf. Trotzdem verfügen viele dieser Emittenten über ausreichend Ressourcen, um eine Abstufung in den Hochzinsbereich zu vermeiden.

Unseren Analysen zufolge hätten die 25 größten Investment-Grade-Emittenten in den USA im Jahr 2018 durch einen Verzicht auf Aktienrückkäufe und Dividenden nicht nur ihre Zinskosten finanzieren, sondern auch einen Teil der in diesem Jahr fälligen Schulden zurückzahlen können. AT&T hat vor kurzem sogar die Verringerung der Fremdkapitalquote an 20 Prozent der kurzfristigen Anreizvergütung für die Geschäftsleitung geknüpft.2

Im Folgenden werden wir zwei aktuelle Beispiele für BBB-Unternehmen erörtern.

Anheuser-Busch InBev (ABI BB) ist weltweit der größte Bierbrauer mit einer Marktkapitalisierung von 165 Milliarden US-Dollar und ausstehenden Schulden in Höhe von 110 Milliarden US-Dollar, mit einem Brutto-Verschuldungsgrad von 5×3. Das europäische Unternehmen ist nicht nur von Seiten der Ratingagenturen und Gläubiger unter Druck, auch die Aktionäre des Unternehmens machen sich wegen der hohen Verschuldung Sorgen. Um seinen Cashflow zu verbessern, hat ABI BB im dritten Quartal 2018 seine Dividende um etwa 50 Prozent gekürzt. Die Einsparungen von jährlich vier Milliarden US-Dollar sollen zur Entschuldung des Unternehmens verwendet werden. Angesichts eines Liquiditätsbestands von 16 Milliarden US-Dollar in Barmitteln, revolvierenden Kreditlinien und der relativ begrenzten kurzfristigen Kreditverbindlichkeiten war die Dividendenkürzung aus Liquiditätssicht nicht erforderlich. Wir halten diese Maßnahme trotzdem für vernünftig. Nach der Dividendenkürzung hat die Geschäftsführung eine Senkung der Verschuldungsquote um 0,5x pro Jahr zum Ziel gesetzt. Dies soll durch EBITDA-Wachstum und Sparmaßnahmen erreicht werden.

Das Unternehmen verlängerte im Januar 2019 durch Rückkäufe ausstehender Anleihen das Fälligkeitsprofil seiner Fremdkapitalstruktur. Im vierten Quartal gab die Geschäftsleitung im Rahmen einer Telefonkonferenz seine Absicht bekannt, den Netto-Verschuldungsgrad von 4,6x zum Jahresende 2018 bis Ende 2020 auf unter 4x zu senken.4 Positiv ist zu vermerken, dass das Unternehmen im Juli 2019 plant, sein Asiengeschäft an der Börse zu platzieren. Es wäre der bisher größte IPO in diesem Jahr und würde substanzielle Einnahmen für den Schuldenabbau generieren.

Ein weiteres Beispiel ist General Electric (GE) mit einer Marktkapitalisierung von 88 und einem Schuldenstand von 104 Milliarden US-Dollar3. GE war ein typischer Mischkonzern. Nach einer strategischen Kursänderung begann die Verschlankung des Konzerns. Die generierten Mittel wurden zur Zahlung der Dividende und für umfangreiche Aktienrückkäufe verwendet. Probleme mit Altverbindlichkeiten aus dem Versicherungsgeschäft, Defiziten bei den Pensionsplänen und ungünstige Übernahmen im Kraftwerksgeschäft belasteten GE aber zunehmend. Die bislang so zuverlässige Dividende wurde zweimal gekürzt, was zu jährlichen Einsparungen von fast acht Milliarden US-Dollar führen sollte.
GE dürfte zudem in der Lage sein, die Verschuldung durch Verkäufe zu verringern. Das jüngste Beispiel ist der Verkauf der Biopharma-Sparte für 21 Milliarden US-Dollar. GE hatte 2017 sein Öl- und Gasgeschäft mit Baker Hughes (BHGE) verschmolzen und hielt etwa 62,5 Prozent an dem börsennotierten Unternehmen. Im November 2018 reduzierte GE seine Beteiligung an Baker Hughes auf 50 Prozent. Der Verkauf erzielte einen Bruttoerlös von 2,3 Milliarden US-Dollar. Die verbleibende Beteiligung hat einen Wert von circa 14 Milliarden US-Dollar.

Außerdem hat GE sein Transportgeschäft mit Wabtec (WAB) verschmolzen, einem weiteren börsennotierten Unternehmen. GE erhielt im Rahmen der Transaktion von Wabtec eine Cash-Zahlung von 2,9 Milliarden US-Dollar sowie eine Beteiligung von 25 Prozent, die aktuell mit etwa drei Milliarden US-Dollar bewertet ist. Das Unternehmen könnte zudem die verbleibenden Unternehmen seiner Healthcare-Sparte monetarisieren oder seine Beteiligungen an BHGE und WAB verkaufen. Zudem besteht die Möglichkeit zum Verkauf von Vermögenswerten von GE Capital, der Finanzsparte des Konzerns, und die Verbesserung der Profitabilität des Kraftwerkgeschäfts durch eine Restrukturierung. Obwohl nicht gewährleistet werden kann, dass GE sein Investment-Grade-Rating behalten wird, ergreift das Unternehmen die richtigen Maßnahmen. Die Unternehmensleitung hält nach wie vor an ihrem Ziel fest, den Netto-Verschuldungsgrad auf 2,5x (ohne GE Capital) zu senken, und strebt langfristig ein „A“-Rating an.5

Diese Beispiele sollten zeigen, dass es im BBB-Segment viele Unternehmen mit globaler Reichweite und werthaltigen Aktiva gibt. Sie können bei einer Verschlechterung des weltweiten Marktumfelds auf erhebliche Ressourcen zurückgreifen. Nicht jeder BBB-Emittent wird im nächsten Abschwung sein Investment-Grade-Rating beibehalten, vielen sollte es aber gelingen.

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