Andere
17. Januar 2020

Drei Wege, mit den Ölmilliarden umzugehen

Sie gehören zu den größten Staatsfonds der Welt und verdanken ­ihre Existenz vornehmlich den Ölreserven ihrer jeweiligen Länder: Der norwegische Staatsfonds GPFG ist mit einer Billion Euro ­Assets ­under Management der größte Ölfonds. Auch Abu Dhabi investiert wie sein ­norwegischer Counterpart nicht im Heimatland. Die ­Alaska Permanent Fund ­Corporation APFC mit 64 Milliarden Euro setzt ­dagegen vor allem auf Nordamerika.

Er ist der größte Staatsfond der Welt und speist seine aktuellen Assets under Management von 1,003 Billionen Euro (Stand 2. Dezember 2019) letztlich auf einer weitreichenden Entscheidung von 1960. ­Damals beanspruchten Premierminister Einar Gerhardsen und seine Regierung erstmals die Souveränität über die norwegische Kontinental­platte. Internationale Ölfirmen bekamen Lizenzen zur Förderung des Öls, wobei Norwegen jedoch die staatliche Kontrolle über die Ölfelder behielt. 1969 wurde dann das erste Ölfeld in der norwegischen Nordsee entdeckt. Einige Jahre später startete das norwegische Parlament die Diskussion darüber, wie die Einnahmen aus der Ölförderung ­verwendet werden sollten. Die eigentliche Idee zu einem Staatsfonds kam dann 1983 durch den ehemaligen Zentralbankchef Hermod Skånland. 1990 verabschiedete das Parlament ein Gesetz zur Errichtung des Fonds. Der Government Pension Fund Global (GPFG) ist ­dabei ein Pensionsfonds und soll die Einnahmen aus der Ölförderung investieren, um für die Altervorsorge der Norweger für die Zeit vorzusorgen, in der die Ölreserven in der Nordsee zur Neige gehen. Der Fonds investierte 1998 erstmals in Aktien. Die Aktienquote wurde seitdem kontinuierlich aufgestockt.

2019 hat das Fondsvolumen am 25. Oktober die Marke von zehn Billionen norwegischen Kronen (umgerechnet 985 Milliarden Euro) ­erreicht und der Fonds hat eine aktuelle Aktienzielquote von 70 ­Prozent. Bis zu 30 Prozent können in Fixed Income investiert werden und bis zu sieben Prozent in (nicht-gelistete) Immobilien. 2018 ­betrug die Minderrendite minus 6,1 Prozent, wobei die Aktien mit minus 9,49 Prozent die größten Verluste einfuhren. Die jährliche Rendite zwischen dem 1. Januar 1998 und dem dritten Quartal 2019 betrug 5,9 Prozent. Ende 2018 war der Staatsfonds in 9.158 Firmen investiert und über 73 Länder und 50 verschiedene Währungen breit diversifiziert. Gut 34 Prozent des Portfolios war in Europa investiert, 43 ­Prozent in Nordamerika und 19,3 Prozent in Asien und Ozeanien. Emerging Markets umfassten rund zehn Prozent der Kapitalanlagen. Zu den Top-Holdings des Fonds zählten die US-Riesen Microsoft, Apple, Alphabet und Amazon mit zwischen 64 und 54 Milliarden ­Kronen (umgerechnet 6,2 Milliarden respektive 5,3 Milliarden Euro). Weitere Positionen waren Nestlé, Royal Dutch Shell, Roche, Novartis und Berkshire Hathaway. Im Oktober entschied der Fonds, die ­Beteiligungen an Rohölproduzenten aus dem Universum zu ­streichen. ­Außerdem umfasst die Investmentstrategie für 2020 bis 2022 die Entscheidung, in Ergänzung zu den liquiden Investments die Investitionen in Immobilien und in Infrastrukturprojekte aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien auszubauen.

Ganz anders scheint das Thema Rohöl die Abu Dhabi Investment ­Authority (Adia) anzugehen. Wie Medienberichten zu entnehmen ist, plant Adia mit ein bis zwei Milliarden US-Dollar beim Ölkonzern ­Saudi Aramco anlässlich dessen Börsengangs am 11. Dezember einzusteigen. Bestätigt hat der Staatsfonds diese Angaben bisher nicht. Der Fonds ist zu 100 Prozent im Eigentum des Emirates Abu Dhabi und untersteht der dortigen Regierung des größten der sieben Emirate der Vereinigten Arabischen Emirate. Das verwaltete Vermögen ­betrug dem Ranking des Sovereign Wealth Funds Institute (SWFI) zufolge im Jahr 2017 umgerechnet etwa 619 Milliarden Euro. Zu aktuellen ­Assets under Management findet sich im Adia Review 2018 keine Zahl. 1976 gegründet, fährt der Staatsfonds eine Anlagestrategie, nach der er langfristige Erträge zu erzielen sucht. Die Jahresrendite über zwanzig Jahre zurückgerechnet betrug laut Adia Review 2018 6,5 Prozent. Demnach hält der Fonds 43 Prozent seiner AuM in Aktien, ­davon zehn Prozent in Emerging Markets, 15 Prozent in Fixed-Income-­Instrumenten, fünf Prozent in Hedgefonds und Futures, fünf Prozent in Immobilien sowie zwei Prozent in Private Equity und ein Prozent in Infrastruktur. 45 Prozent des Portfolios werden passiv ­angelegt. Laut Adia-Website investiere man seit einigen Jahren auch in nachhaltige Projekte, wie zum Beispiel in Wind- und Wasserkraft und Solarenergie in Indien, insgesamt bleiben die Angaben zu ­entsprechenden ­Investments aber recht unkonkret. Die bevorzugten Anlageregionen sind die USA und Europa. Auch die Emerging ­Markets spielen mit zwischen 15 und 25 Prozent des Portfolios eine wichtige Rolle und ­Investments in den entwickelten asiatischen ­Ökonomien sind mit zehn bis 20 Prozent vertreten.

Dividenden aus Private Equity

­Sowohl der norwegische Ölfonds als auch Adia, das nach eigenen ­Angaben auf Investments in den Vereinigten Arabischen Emiraten verzichtet, investieren bewusst nicht in ihrem Heimatmärkten. Beim GPFG müssen alle Assets gemäß der Vorgaben für Auslandsreserven der Zentralbank angelegt werden, was bedeutet, dass das Kapital nur außerhalb von Norwegen angelegt werden darf. Anders scheint das der Alaska Permanent Funds zu handhaben. Der Fonds investiert 73 Prozent seiner Kapitalanlagen in den Vereinten Staaten. Europa ­(inklusive UK) ist mit nur zehn Prozent des Portfolios vertreten, etwa sieben Prozent legt der Fonds in Asien und Japan an. Afrika und ­Südamerika kommen auf fünf respektive vier Prozent und Australien auf ein Prozent. Das Wort Nachhaltigkeit findet man auf der Website des Fonds selten an, dafür aber die Information, dass der Fonds nach einem Best-in-class-Ansatz investiert. Ziel ist erklärtermaßen, zu den am besten gemanagten Staatsfonds der Welt zu gehören. Die Assets under Management betrugen zum Stichtag 30. September 2019 rund 64,1 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 58,5 Milliarden Euro). In seinem Annual Report für 2019 weist der Fonds eine IRR von 6,32 Prozent aus und eine annualisierte Rendite seit Einführung des Fonds von 8,79 Prozent. Der Fonds ist über sieben Asset-Klassen investiert, wobei der Aktienanteil 38 Prozent beträgt, 22 Prozent in Fixed-­Income-Anlagen und satte zwölf Prozent in Private Equity investiert sind. Auch der Immobilien- und der Infrastrukturanteil sind mit elf respektive sieben Prozent relativ hoch.

Im Unterschied zum norwegischen Ölfonds wurde der Fonds nicht nur durch das Parlament errichtet, seine Gründung beruht sogar auf einem Volksentscheid aus dem Jahr 1976. Die Alaska Permanent Fund Corporation soll als quasi-unabhängige staatliche Einheit die Vermögenswerte des Fonds umsichtig investieren und verwalten. Seitdem fließen ihm 25 Prozent der staatlichen Einnahmen aus der Rohstoffförderung zu. Seit 1982 muss er die Hälfte seiner Gewinne in Form einer jährlichen Dividende an die Bürger Alaskas ausschütten.

Autoren:

Schlagworte: |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert