Recht, Steuer & IT
24. April 2019

Finanzaufsichten fordern Offenlegung von Klima- und Umweltrisiken

Network for Greening the Financial System (NGFS) legt ersten Bericht über die Auswirkung von Klima- und Umweltrisiken auf die Finanzmärkte vor. Zentralbanken unterstützen Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD).

Eine internationale Gruppe von Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden hat sich für einen weltweit einheitlichen Rahmen für die Offenlegung von Klimarisiken ausgesprochen. Das Network for Greening the Financial System (NGFS), in dessen Lenkungsausschuss (Steering Committee) und Plenum auch die Bafin Mitglied ist, hat am 17. April seinen ersten Bericht mit dem Titel „A call for action – Climate change as a source of financial risk“ veröffentlicht. In dem Papier wird dargestellt, wie sich Klima- und Umweltrisiken auf die Finanzmärkte auswirken. Es sei der erste Bericht, der das vielschichtige Thema auf diesem Niveau beleuchtet, teilte die Bafin mit. Das NGFS ruft demnach zu konzentriertem Handeln auf und schlägt den Zentralbanken und Aufsichtsbehörden vier mögliche Vorgehensweisen (Best Practices) vor, mit denen der Finanzsektor dazu beitragen kann, die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen. Zu den Best Practices gehört unter anderem die stärkere Einbindung von Klima- und Umweltrisiken ins Risikomanagement, was seitens der Bafin sehr begrüßt wurde. Zwei weitere Empfehlungen richten sich an die Gesetzgeber. Sie sollen nach Ansicht des NGFS einheitliche Offenlegungspflichten und eine Taxonomie nachhaltiger Aktivitäten schaffen.

Die Gruppe hat sich laut IPE-News für die Arbeit der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) eingesetzt und erklärt, dass ihre Empfehlungen „ein offensichtlicher Weg der Konvergenz“ für einen solchen Rahmen seien und dass ihre Mitglieder sie gemeinsam unterstützt hätten. In dem Bericht schrieb die Gruppe, dass das Fehlen eines globalen standardisierten Rahmens für Klimadaten „die ordnungsgemäße und global konsistente Bewertung von Klimarisiken auf Unternehmensebene sowie die Analyse von Finanzstabilitätsrisiken“ behindere.

Obwohl es einen „erheblichen Bekanntheitsgrad“ der TCFD-Empfehlungen und eine wachsende Unterstützung durch den Privatsektor gebe, seien Interventionen von Politikern oder Aufsichtsbehörden erforderlich. „Das NGFS ist der Ansicht, dass die Offenlegung klimabezogener Informationen und eine verstärkte Marktdisziplin nicht schnell genug ohne Maßnahmen von Politikern oder Aufsichtsbehörden erfolgen können“, hieß es in dem Bericht.

Taxonomie auch für „braune“ Produkte

Das NGFS identifiziert in seinem Bericht eine klare Taxonomie für grüne, nicht-grüne, braune und nicht-braune Produkte als Voraussetzung für die Vertiefung der analytischen Arbeit. Erforderlich sei eine Taxonomie der „braunen“ Vermögenswerte, die auf klar definierten Werten basiert, um zu identifizieren, welche Assets vom Pariser Klimaabkommen und der Low-Carbon-Vereinbarung  betroffen sind. Dies sei ein erster Schritt, um das Risikoprofil von „braunen“ Vermögenswerten besser einschätzen zu können und sicherzustellen, dass  die Angaben der Finanzinstitute konsistent seien. Eine Taxonomie der „grünen“ Vermögenswerte ermögliche es der Politik, sich zu orientieren und sei ebenfalls von besonderem Nutzen für die Ausweitung der grünen Finanzierung, da sie die Finanzmärkte mit mehr Transparenz, Konsistenz und Einheitlichkeit versorge. Es bereite die Grundlage für die Kennzeichnung grüner Finanzanlagen und die Überprüfung von Statistiken über grüne Finanzströme und Bestände, wie zum Beispiel grüne Darlehen oder Anleihen, die in einem bestimmten Zeitraum gewährt oder ausgegeben wurden, sowie das ausstehende Volumen an grünen Krediten und grünen Anleihen zu jedem Zeitpunkt.

Das im Dezember 2017 ins Leben gerufene Network for Greening the Financial System (NGFS) vereint derzeit 36 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden aus allen fünf Kontinenten. Sie repräsentierten zwei Drittel der weltweit systemrelevanten Banken und Versicherer.

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