Asset Manager
28. September 2011

Führ schätzt den Mittelstand

Für Anfang 2012 ist die Auflegung eines Spezialfonds für Mittelstandsanleihen geplant. Angepeilt wird ein Volumen zwischen 300 und 500 Millionen Euro.

Der Vermögensverwalter Johannes Führ will Anfang 2012 einen schlagkräftigen Spezialfonds für institutionelle Investoren lancieren, wie er im Gespräch mit portfolio institutionell ankündigt.
Aktuell belaufen sich die Assets under Management seiner Vermögensverwaltung in Deutschland auf 1,3 Milliarden Euro. Davon entfallen 95 Prozent auf Anleihen. Es verwundert also nicht, dass Führ, der mit seinem Frankfurter Unternehmen unter anderem Versorgungswerke berät, Mittelstandsanleihen favorisiert. „Wir bevorzugen Werte mit einem positiven Bonitätstrend“, umreißt der Firmengründer das Anlageuniversum.
Beim Thema Mittelstandsanleihen ist Führ, der inzwischen als Vorsitzender des Advisory Boards der Johannes Führ Asset Management GmbH agiert, in seinem Element und erwartet weitere Neuemissionen in diesem Segment. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte der Vermögensverwalter einen Publikumsfonds aufgelegt. Der „Mittelstands-Rentenfonds“ kommt aktuell auf ein Fondsvolumen von gut 70 Millionen Euro. Schwergewichte sind die Traditionsunternehmen Franz Haniel, Heraeus und Bosch. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Wir wollen für deutsche institutionelle Anleger einen deutschen Spezialfonds auflegen und peilen ein Minimum-Investment von jeweils fünf Millionen Euro an“, betont Führ. Der Firmenlenker strebt für das neue Anlagevehikel ein Volumen von 300 bis 500 Millionen Euro an, und will damit dem Wunsch der Investoren nach mehr Mitsprachemöglichkeiten entsprechen. Wie Führ andeutet, will er bei dem Projekt neben einer Versicherung auch eine Landesbank ins Boot holen.
Vom Investmentansatz her tendiert Führ zu Buy-and-Hold. Kaufen und liegenlassen – diese Strategie erfordere eine besonders kritische Herangehensweise an den jeweiligen Emittenten. Zugleich sieht Führ im hauseigenen Bonitätsmanagement einen „added value“ für die Fondsinvestoren. Denn nicht alles, wo Mittelstand drauf steht, kommt für die Frankfurter auch für ein Investment infrage. „Wir sehen uns nur Anleihen an, die ein Emissionsvolumen von mindestens 50 Millionen Euro aufweisen.“ Und das Rating dürfe nicht unter B- liegen. Unter dieser Schwelle müssten VAG-Anleger ohnehin verkaufen. Interessant findet Führ unter anderem die Emissionen von Windreich, Underberg, Valensina und MAG.
Die Obergrenze für ein Investment in diesen relativ kleinen Unternehmen, die mit der Etablierung von eigenen Handelssegmenten an Regionalbörsen die Möglichkeit haben, Bonds zu emittieren, liegt zwischen 0,5 und einem Prozent des Fondsvolumens. Bei Emittenten aus dem hochwertigen und gehobenen Mittelstand, die auch ohne externes Rating problemlos Kapital aufnehmen könnten, solle der Fonds bis zu drei Prozent seiner Mittel investieren.
Über allem schwebt aber immer das Firmen-Credo, nur in Firmen zu investieren, „deren Geschäftsmodelle wir verstehen“, so Führ. „Wenn wir etwas nicht verstehen, beschäftigen wir uns nicht damit.“ Einfache und klare Botschaften mag Johannes Führ deshalb auch besonders gern.
_Drei Fragen und drei Antwortsätze
Vor dem Hintergrund dieser Anlagementalität gibt Führ einen Einblick, welche Fragen er an Unternehmer richtet, die sich bei ihm um Kapital bemühen. Bevor sich der Asset Manager intensiver mit einem potenziellen Investment auseinander setzt, muss der jeweilige Firmenvertreter drei konkrete Fragen beantworten: Wem gehört das Unternehmen? Wofür wird das Geld, etwa aus einer Anleiheemission, gebraucht? Und drittens: Gibt es einen positiven Cashflow? Jeder Unternehmer muss diese drei Fragen in drei Sätzen beantworten können, betont Führ mit kritischem Blick auf so manche 50-seitige Präsentation, die mit unzähligen Kennzahlen und euphorischen Statistiken glänzt – das Unternehmen dadurch aber auch nicht transparenter macht. „Am liebsten sind mir Unternehmenseigner, die auch noch ein Family-Office haben“, bekennt der Anlageprofi. Die Frage „Wie hoch muss die Verzinsung unserer Anleihe sein, damit Sie sie kaufen?“ reicht Führ nicht.
Der Markt für Mittelstandsanleihen ist keine kurzfristige Mode, ist sich Führ sicher. Auch wenn der Markt durch die Börsenturbulenzen beinah zum Erliegen gekommen ist und momentan nur wenige mittelständische Emittenten am Primärmarkt in Erscheinung träten. Langfristig sei der Trend ungebrochen. Denn die Unternehmen stellen sich im Finanzierungsmix breiter auf. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung von Krediten sieht er insbesondere für den Corporate-Bonds-Sektor eine große Zukunft.
Während der Bereich für Unternehmensanleihen bislang noch von großen Emittenten und Mittelständlern geprägt sein, rechnet Führ damit, dass sich auf absehbare Zeit ein Junk Bonds-Markt entwickelt, der von krisengeschüttelten Unternehmen dominiert werde. „Der Junk Bond Markt entsteht, wenn Mittelständler ihre Sachen nicht zurückzahlen können“, erläutert Führ. Kritisch sieht Führ insbesondere kleine Emissionen im Bereich von zehn Millionen Euro. Es sei bedenklich, wenn Unternehmen nirgendwo anders zehn Millionen Euro auftreiben könnten.
portfolio institutionell newsflash 28.09.2011/tbü

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