Strategien
28. September 2011

Gemeinsam etwas bewegen

Immer mehr Investoren wollen Einfluss auf die Unternehmen in ihrem Portfolio nehmen. Die Zahl deutscher Mitglieder der PRI der UN hält sich aber in Grenzen.

Einer wachsenden Zahl institutioneller Investoren ist es wichtig, Einfluss auf die Unternehmen im Portfolio auszuüben. Dabei werden zunehmend ESG-Themen in die Analyse- und Entscheidungsprozesse im Investmentbereich einbezogen.
Das wurde auf der Konferenz „Verantwortungsbewusst investieren“ deutlich, die von Union Investment und der global aufgestellten UN PRI-Initiative in Frankfurt am Main veranstaltet wurde. UN PRI steht für UN Principles for Responsible Investment und gilt als internationales Netzwerk verantwortlichen Investierens. Die zugrundeliegenden Maximen hat eine Gruppe internationaler institutioneller Investoren unter der Federführung der UNEP Finance Initiative und des UN Global Compact erarbeitet.
„Nachhaltiges Wirtschaften und investieren gehören für uns zusammen“, betonte Alexander Schindler, der bei der Union Asset Management Holding AG im Vorstand tätig ist. Schindler verwies zu Beginn der Tagesveranstaltung auf das wachsende Interesse von Seiten institutioneller Kunden, die sich zunehmend für nachhaltige Investments interessierten. Die KAG sieht sich insbesondere als Treuhänder mit der Thematik konfrontiert.
Union Investment gehört hierzulande zu den Vorreitern unter den Kapitalmarktteilnehmer, die sich dazu entschlossen haben, die 2005 vom Generalsekretär der Vereinten Nationen initiierten Grundsätze für verantwortungsvolles Investment zu unterzeichnen, die sich wiederum auf die ESG-Thematik, also environmental, social und corporate governance, berufen. Der Asset Manager aus Frankfurt begreift nach eigenem Bekunden den Handlungsrahmen der UN-PRI-Organisation als Chance für alle Akteure der Finanzbranche, Vertrauen zurückzugewinnen und die Investoreninteressen mit den gesellschaftlichen Zielvorstellungen besser zu vereinbaren.
Das sehen aber längst nicht alle institutionellen Investoren so. Zwar vernimmt man in der Branche großes Interesse, durch nachhaltige Anlagen eine Optimierung von Risiko und Rendite herbeizuführen. Doch nicht wenige sorgen sich in erster Linie um ihre Renditeziele, wie am Rande der Veranstaltung deutlich wurde.
„Seit der Einführung vor fünf Jahren ist die PRI von einem kleinen Projekt zu einem international anerkannten Netzwerk gereift“, sagte PRI-Chairman Wolfgang Engshuber und unterstrich den Anspruch seiner Organisation, sich nachdrücklich für verantwortungsvolle Investmentpraktiken einzusetzen. Jüngsten Zahlen zufolge ist er auf dem richtigen Weg. Inzwischen haben 900 Unternehmen mit 30 Billionen Dollar Assets under Management die „Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren“ unterzeichnet. Ein Drittel davon stammt aus den USA, Großbritannien und Australien. Das Wachstum sei ein Beleg dafür, dass die Investment Community ESG-Themen in der professionellen Geldanlage zunehmend zu Rate zieht, so Engshuber.
_Zahl der deutschen PRI-Mitglieder ist überschaubar
Allerdings hält sich die Zahl deutscher Mitglieder noch in engen Grenzen, wie Dr. Axel Hesse vom Beratungshaus SD-M unterstrich. Bislang hätten lediglich fünf deutsche Asset Owner die PRI unterzeichnet. Darunter die Bayerische Versorgungskammer sowie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Entsprechend schwierig sei es, für die deutschen Unterzeichner, sich zu „verorten“ und die eigenen Fähigkeiten auszuloten, so Hesse. Darüber hinaus fänden sich immerhin acht Asset Manager sowie sechs Professional Service Providers unter den deutschen PRI-Signatoren.
Wenn man sich den fragmentierten deutschen Markt mit seinen Versorgungswerken, Ruhegeldkassen und schlagkräftigen Finanzgruppen vor Augen führt, besteht noch erhebliches Potenzial für die PRI, weitere Mitglieder zu gewinnen. Allein, bislang vermissen etliche Interessenten einen klaren Leitfaden, der kurz und knapp beschreibt, wie sich die Mitwirkung in der Organisation auf das Tagesgeschäft inklusive Regulierung auswirkt. Chairman Engshuber verwies darauf, dass sein Fokus bislang auf bilateralen Gesprächen lag. Insofern will er zügig für mehr Transparenz sorgen und kompaktes Informationsmaterial bereitstellen.
_Katastrophen vermeiden
Engshuber hob hervor, dass die Einbeziehung von ESG-Themen in den Anlageprozess „Katastrophen vermeiden“ und zugleich einen positiven Wertbeitrag stiften könne. Beispielhaft erwähnte er den gravierenden Kursverfall von British Petroleum im Zuge der Öl-Katastrophe im Golf von Mexico. Im Vorfeld hätten mehrere Kennzahlen darauf hingedeutet, dass der Ölkonzern aus Sicht einer nachhaltigen Anlageperspektive problematisch gewesen sei. Weiter stellte Engshuber heraus, dass PRI-Mitglieder von internen Vergleichen profitieren und bei der Konzentration auf verantwortungsbewusstes Investieren voneinander lernen könnten.
Ähnlich äußerte sich Florian Sommer, der sich bei Union Investment mit der Integration von ESG beschäftigt. „Nachhaltigkeit hat keine negativen Performance-Effekte“, so Sommer. Vielmehr sei das Thema ein „Risikofilter von besonderem Wert“. Portfoliomanager Ingo Speich plädierte dafür, als kritischer Investor Unternehmen aktiv bei der Einführung von ESG-Themen zu begleiten. Dieser Ansatz sei besser, als sich als Investor aus dem Unternehmen zurückzuziehen statt auf mögliche Verbesserungen zu drängen. Schlagkräftige Anleger sollten insbesondere Redebeiträge in Hauptversammlungen dafür nutzen, brennende Themen der Unternehmensführung und soziale Aspekte, die Bestandteil von ESG sind, anzusprechen und auf einen Strategieschwenk hinzuarbeiten.
Festzuhalten bleibt, dass sich Union Investment mit gutem Gewissen dafür einsetzt, die Bekanntheit der PRI-Organisation in Deutschland zu steigern. Unisono heißt es von Seiten des Asset Managers: „Wir würden es wieder tun“. Die Arbeit in der PRI fördere die positive Dynamik im Unternehmen und sorge für eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Zukunftsthema „verantwortliches Investieren“.
portfolio institutionell newsflash 28.09.2011/tbü

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