Alternative Anlagen
9. Januar 2019

Illiquiditäten und Komplexitäten

Georg Distler, Leiter Zinsanlagen und Head of Infrastructure Debt, erklärt die Prämienjagd des Konzern Versicherungskammer.

Wer sind die Partner?

Wie bereits erwähnt, sind das verschiedene nationale wie internationale Geschäfts­banken und häufig ist es die Europäische Investi­tionsbank EIB bei ÖPPs. Bei Autobahnen sind es natürlich auch Bauunternehmen et cetera. Bei Größenordnungen von zum Beispiel 500 Millionen Euro oder einer Milliarde Euro pro Projekt sind es, auch wegen Basel III und Solvency II, meist mehrere finanzierende Institute.

Zählen auch Asset-Manager zum Netzwerk?

Ja, selbstverständlich. Für die Renewables ­haben wir Asset Manager. Diese fungieren für den laufenden Betrieb von Erneuerbare-Energien-Portfolios als Manager der Solar- und Windparks und haben die Kontakte zu Betreibern und Generalunternehmern. Sie sind natürlich auch für das Sourcing von neuen Projekten aufgrund ihrer Kontakte von großer Bedeutung, da sie die Projektierer kennen. So „füttern“ wir unser Portfolio von verschiedenen Seiten und bekommen ­schneller Volumen zusammen – und zwar national wie international.

Erwarten Sie von den Partnern, dass diese auch einen Teil der Finanzierung im eigenen Buch behalten?

Auf das Alignment of Interest legen wir sehr großen Wert.

Tranchiert wird dann die Finanzierung nach Laufzeiten und Entwicklungsrisiken?

Exakt. Grundsätzlich ziehen wir die Langfristfinanzierung vor und versuchen, Bau­risiken zu vermeiden. Unter Solvency II ­brauchen wir die langen Laufzeiten für die Lebensversicherungen. Umgekehrt haben Banken oder Sparkassen wegen Basel III mit den langen Laufzeiten Probleme.

Eigentlich handelt es sich hier um einen ­perfekten Match. Dieser „Bank-Lebensver­sicherer-Match“ ist nach unserer Wahrnehmung in der Breite noch nicht so bekannt. Er wird es aber mehr und mehr. Das merken wir daran, dass wir immer häufiger auf unsere Möglichkeit, lange Laufzeiten zu finanzieren, angesprochen werden, ohne dass wir das ­aktiv bewerben.

Wie attraktiv sind ­Immobilienfinanzierungen?

Unser Universum ist relativ breit. Wir haben in Infrastruktur, Erneuerbare Energien und Asset-basierte Finanzierungen investiert. In unserem Portfolio sind aber auch viele ­Immobilien. Daneben haben wir auch noch eine eigene Hypothekenabteilung, die dieses ­Thema abdeckt. Wir finanzieren beispielsweise Wohnungsbaugesellschaften, auch den sozialen Wohnungsbau. Diese tun sich im langfristigen Bereich immer schwerer, ­Finanzierer zu finden.

Alles, was soziale Infrastruktur ist, liegt uns als öffentlich-rechtlichem Versicherer sehr am Herzen. Das liegt natürlich auch an ­unseren Eigentümern, den Sparkassen, die beispielsweise mit den Bürgermeistern ­engen Kontakt haben. Da wir größter Kommunalversicherer sind, schließt sich hier der Kreis. Dadurch liegt uns soziale Infrastruktur ­näher als vielen ­Wettbewerbern.

Allgemein sind Private-Debt-Renditen im Rückwärtsgang, da sich für diese Asset-Klasse viele Anleger interessieren. Wäre jetzt nicht ein guter Zeitpunkt, stärker die ­Eigenkapitalschiene zu fahren und somit ­höhere Renditen anzupeilen?

Mit sozialer Infrastruktur, Immobilien oder ­Eigenkapitalinvestments kann sich unser Universum grundsätzlich noch erweitern. Bis ­Ende 2017 haben wir uns nur mit Fremd­kapital beschäftigt. Für Renewables stellen wir bereits Eigenkapital zur Verfügung. ­Weitere Themen der sozialen Infrastruktur sind ebenfalls als ­Eigenkapitalinvestments geplant und bereits in Vorbereitung.

Wenn diese Projekte vollständig umgesetzt sind, kommen sie zusammen auf ein ­Volumen von zunächst rund 100 bis 200 ­Millionen ­Euro. Das ist dann für den Anfang schon eine recht ordentliche Summe, die zwischen fünf und sechs Prozent Rendite bringen wird – je nachdem, wofür wir uns bei den Parametern ­Region, Leverage oder Besicherungen entscheiden und was der Markt unter diesen ­Prämissen zu dem Zeitpunkt hergibt.

Mit wie viel Fremdkapital hebelt der Konzern Versicherungskammer?

Bei Erneuerbaren Energien beträgt der ­Leverage im Markt teilweise bis zu 80 ­Prozent. So weit wollen wir nicht gehen. Wir geben dem entsprechenden Anbieter eher konservative Parameter vor.

Wir gehen in der Regel in die Bandbreite 50 bis 60 Prozent. Wir wollen ein geringeres ­Risiko, auch wenn es das Renditepotenzial reduziert.

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