Banken
4. Dezember 2019

Imug: Banken mit durchwachsener ESG-Bilanz

Untersuchung der 25 größten Banken. Besonders hinsichtlich dem Kerngeschäft Nachholbedarf identifiziert.

Die Ratingagentur Imug hat die 25 größten deutschen Banken einem Nachhaltigkeitsstresstest unterzogen und dabei deutlichen Nachholbedarf festgestellt. Wie ein Personaler beim Verfassen von Arbeitszeugnissen freut sich Imug zwar in einer Pressemitteilung, dass bei nahezu allen Banken deutliche Bemühungen bei der Umsetzung festzustellen sind. Im Einzelfall hapert es speziell im Kerngeschäft dann doch erheblich. So finanziert die Mehrheit der untersuchten Banken über Kredite Unternehmen und Projekte, die aufgrund von Umweltschädigungen oder Menschenrechtsverletzungen kritisiert werden oder investiert mittels ihres Vermögensmanagements in Unter­nehmen mit Kontroversen. 13 der 25 Banken sind über ihre Finanzierungen oder ihr eigenes Geschäftsgebaren im Zusammenhang mit Leitzinsmanipulationen, Geldwäsche oder dem verbraucherunfreundlichem Verkauf von Finanzprodukten direkt in Kontroversen ­verstrickt, wobei die Deutsche Bank vor der Commerzbank die Negativliste ­anführt. Die öffentlich-rechtlichen Banken werden hier deutlich ­besser bewertet. Zwölf der 25 Banken haben eine Richtlinie zur ­Einschränkung der Finanzierung der Kohleindustrie veröffentlicht.

Deutlich besser schnitten die untersuchten Banken bei den Aspekten Betriebsökologie, Soziales und – mit Abstrichen – Compliance ab. ­Einige Banken geben beispielsweise an, bereits klimaneutral zu sein, auch wenn dies aktuell nur über Kompensationen erreicht wird, auch der Umgang mit der Belegschaft ist aufgrund der hohen ­regulatorischen Vorgaben durchweg auf gutem Niveau. Im Bereich Compliance gelten ebenfalls recht hohe Standards, allerdings stellt Imug hier ­Unterschiede hinsichtlich Berichterstattung und Transparenz über die ­getroffenen Maßnahmen fest. Auch hinsichtlich der Verankerung des Konzeptes der Verhaltenskultur sieht sie aufgrund zahlreicher Kontroversen Verbesserungsbedarf, ebenso im Bereich Steuern und Schattenfinanzplätze.

Gesamtstrategie erforderlich, nicht nur nachhaltige Produkte

Bezüglich nachhaltiger Produkte stellt die Studie fest, dass es nicht ausreichen werde, nachhaltige Produkte für ein bestimmtes Kunden­segment anzubieten. „Vielmehr werden Banken ihrer Verantwortung nur gerecht, wenn sie ESG-Aspekte in alle Geschäftsaktivitäten integrieren und gesellschaftliche Ziele, wie das Pariser Klimaabkommen oder die SDGs, als handlungsleitend betrachten.“ Nicht umsonst stellt die Studie fest, dass Banken sehr bereitwillig den Finanzierungsanteil der Erneuerbaren Energien kommunizieren, zu sonstigen Infrastrukturinvestitionen und Unternehmensfinanzierungen aber wenige bis keine Angaben machen. Eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie über alle Produkte und Finanzierungen bleibt die Ausnahme. Allerdings hebt die Studie hier die KFW, ING-Diba und in Ansätzen die ­Direktbank DKB hervor. Als guten Ausgangspunkt für einen solchen umfassenden Ansatz wird die systematische Erfassung von Umwelt- und Klimarisiken identifiziert, welche zudem erwartbar durch ­Zentralbanken und Aufsichtsbehörden vorangetrieben werden wird. Die Studie stellt fest, dass viele Banken inzwischen Richtlinien für ­ihre Eigenanlagen festgelegt haben, die allerdings meist auf die ­gängigsten Ausschlusskriterien beschränkt bleiben. Großes Potenzial stellt die Studie im Bereich nachhaltiger Immobilienfinanzierungen fest, insbesondere über grüne und soziale Pfandbriefe.

Trotz der recht dürftigen Bestandsaufnahme blickt Axel Wilhelm, ­Leiter von Imug Rating, angesichts der Dynamik optimistisch in die Zukunft: „Banken können einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele leisten – sowohl global als auch hierzulande. Es ist daher erfreulich, dass auch erste deutsche Großbanken erkannt haben, dass der größte Hebel hierfür die Finanzierung von und die Investition in nachhaltige Projekte, Produkte und Unternehmen ist. Wir sind sicher, dass in Zukunft noch mehr Banken ihr Kerngeschäft nachhaltig ausrichten und ihren Beitrag dazu leisten werden, Deutschland zu einem führenden Sustainable-Finance-­Standort zu machen.“

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