Strategien
25. Oktober 2019

Jenseits der Welt von MSCI

Nicht nur weil Real Assets in Europa und Nordamerika zunehmend knapp werden, zieht es inzwischen einige Investoren in Entwicklungs- und Schwellenländer. Durch Kooperationen mit Entwicklungsbanken ist dieser Gang – auch wegen der Übernahme von First-Loss-Tranchen seitens öffentlicher Institutionen – mitunter auch jenseits reiner Impact-Investitionen attraktiv.

Spezielle Risiken

Damit spricht Dittrich ein Thema an, welches wohl viele Investoren umtreiben dürfte, wenn sie an Entwicklungs- und Schwellenländer denken. Die politischen Risiken seien in den Ländern natürlich ­höher, sagt auch Graeber von EB-SIM. Eine Versicherung dieser Risiken ­wäre zwar prinzipiell machbar, ergebe aber für den EB-Fonds in der Regel keinen Sinn. Zudem reduziere der spezielle Fokus des Fonds auf Erneuerbare Energien diese Risiken: „Auch bei Umbrüchen wird Strom weiterhin gebraucht und üblicherweise auch weiterhin gezahlt. In der Regel sehen wir hier maximal Nachverhandlungen.“ Die ­Eigenkapitalinvestoren handeln in der Regel zwanzigjährige ­Abnahmeverträge aus, ganz überwiegend mit staatlichen Strom­abnehmern. Diese Verträge übersteigen somit die Laufzeiten der ­Finanzierungen von üblicherweise 15 Jahren. Da diese Projekt­finanzierungen tilgend sind, handelt es sich üblicherweise um Durationen zwischen zehn und zwölf Jahren. Als größtes Risiko der ­Projekte sieht Graeber Abnahmerisiken. Diese seien oft auf strukturelle Probleme zurückzuführen. So gebe es teilweise in den Ländern politisch niedrig gehaltene Energiepreise, wodurch die Finanzierung der staatlichen Betreiber in Schieflage geraten kann. Die ­entstehenden Lücken müssen dann aus dem Staatshaushalt aufgefüllt werden. Aus diesem Grunde könne es häufiger zu Umstrukturierungen kommen. Wichtig sei deshalb die Expertise der DEG. Bisher sei jedoch nur ein Problemfall aufgetreten, ganz aktuell in einem mittelamerikanischen Land, so Stephan von der Verka, die in den EB-Fonds investiert ist. Dort hat ein staatlicher Betreiber aktuell die Zahlungen eingestellt, genaueres sei noch nicht bekannt.

Seite an Seite mit staatlichen Entwicklungsbanken zu investieren kann hier Vorteile bringen, da diese neben der Expertise oft auch ­gewisse privilegierte Positionen besitzen. So seien Entwicklungs­banken mit „Preferred-Creditor“-Status unter Umständen von ­Kapitalverkehrskontrollen wie in Argentinien ausgenommen, was auch in diesen Zeiten eine Dollar-Ausfuhr möglich machen würde, so van de Kamp. Dies kann Nadia Nikolova von AGI bestätigen. So gebe es in vielen Ländern regulatorische Vorkehrungen wie zum ­Beispiel Quellensteuern, welche institutionellen Investoren den Markteintritt erschweren. Mittels der IFC ließen sich diese effizient ­adressieren. Außerdem könnten im Krisenfall eventuelle Kapital­verkehrskontrollen, welche die Ausfuhr von Dollars regulieren, mittels der IFC umgehen, was auch hier Recovery Rates stabilisiere. An der Zusammenarbeit mit IFC sprach für sie auch, dass diese über die nötigen Strukturen und die Expertise verfüge. Diese wolle die Allianz möglichst effizient nutzen. In der Umsetzung imitiert die Allianz ­somit im Kleinen das Infrastruktur-Portfolio der IFC.

Green Bonds als ideales Vehikel

Dies zeigt jedoch auch: Wenn selbst die große Allianz auf die ­Zusammenarbeit mit erfahreneren Partnern setzt, dürfte es für ­kleinere Investoren schwierig sein, sich auf eigene Faust in ­illiquidere Gefilde auf bisher finanzwirtschaftlich nur unzureichend karto­graphiertem Gebiet zu machen. Für Investoren, die es dennoch tun wollen, könnten Green Bonds ein guter Einstieg sein, glaubt Dittrich von der DBU. Diese sieht er als das bislang beste Vehikel, um grüne Investitionen auch in Entwicklungs- und Schwellenländern zu ­tätigen. Zwar sei auch hier noch nicht alles perfekt, jedoch seien diese ­aufgrund der relativ hohen Sicherheit, die mit Anleihen einhergehen, für breitere Investorenschichten attraktiv. Zudem sei die zusätzliche Wirkung gerade in Schwellenländern hoch, so das Ergebnis einer von der DBU geförderten Studie des Südwind-Instituts zum Thema Green Bonds. „In Deutschland stellt sich die Frage, ob ein Green Bond die Welt grüner macht. Denn für Projekte im Bereich Erneuerbare ­Energien gibt es auch im klassischen Finanzbereich keinen Mangel an Finanzmitteln.“ Und Antje Schneeweiß von Südwind, Autorin der Green-Bonds-Studie, ergänzt: „Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von interessanten Emissionen von grünen ­Staatsanleihen in Indonesien und Nigeria über Solarentwickler in Indien hin zur ­Finanzierung von öffentlichem Nahverkehr in China. Gerade für ­lokale Unternehmen stellen Green Bonds einen Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten dar, der ohne diese nicht gegeben ist.“

Neue Plattformen

Vielleicht müssen jedoch auch einfach ganz neue Wege gegangen werden, um Projekte und Investoren effizient zu verbinden, wie es die Plattform SDG Investments tut. Mittels der Plattform, welche eine ­Expertise in der Strukturierung von Anleihen mitbringt, soll die Effizienz auf institutioneller Seite bei der Finanzierung von Projekten, die den UN-Entwicklungszielen (SDGs) dienen, erhöht werden. Mit dem Bond von Africa GreenTec platziert SDG Investments aktuell ­eine ­Anleihe eines echten Impact-Unternehmens. Das Start Up mit Sitz in Hainburg/Hessen installiert Solarkraftwerke in Gemeinden in Mali ohne Netzanschluss. Die Mini-Kraftwerke mit einer Kapazität für 400 Haushalte werden in einem Container betriebsfertig geliefert und können mittlerweile von einheimischen Mitarbeitern installiert werden, so Frank Ackermann, Co-Gründer und Geschäftsführer von SDG Investments. Zu den Investoren, die Ackermann für seine Plattform gewonnen habe, zählen große Stiftungen, Family Offices, ­Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus sowie Klimafonds. Für ­Versorgungswerke seien die Volumina – zehn Millionen Euro Gesamt­volumen im Falle der Africa GreenTec-Anleihe – zu klein, gibt ­Ackermann zu, auch wenn die Projekte aktuell größer werden. Doch er versteht sich auch als Botschafter für die SDGs, um Impact-­Investments aus der Nische zu holen: „Wenn man die kleineren ­Finanzierungen nicht macht, wird so ein Africa GreenTec nie auf ein Volumen von 100 ­Millionen Euro kommen.“

Eine ähnliche Hoffnung drückt auch Milena Bertram von Finance in Motion in ihrem Schlussstatement der Podiumsdiskussion zu Impact Investments beim BAI-Workshop zu ESG aus: „Ich hoffe, dass die Gruppe der Leute, die aus dem Finanzsektor heraus etwas Positives leisten wollen, größer wird.“ Bezüglich der Einstellung gegenüber Investments in Entwicklungs- und Schwellenländern beobachtet Nikolova von AGI durchaus eine Veränderung. „Es gibt definitiv einen Trend unter Investoren, ­offener über Emerging Markets zu sprechen. Aber das bedeutet nicht notwendigerweise, dass sie auch tatsächlich investieren.“ Dies brauche offenbar noch etwas Zeit. Denn: „Man muss auch sehen: Vor sechs Jahren gab es fast keine direkten ­Investoren in Infrastructure Debt in Europa. Jetzt reden wir über ­Infrastruktur in Emerging Markets.“

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