Traditionelle Anlagen
15. Oktober 2014

Aktienmanager gehen fremd

Alibaba, Uber, vor zwei Jahren Facebook oder hierzulande Zalando: Diese IPOs fanden auch Aktienmanager interessant – und zwar auch schon vor dem Börsen-Listing. Der höheren Rendite wegen beteiligte man sich schon vorab.

Wie sich in den USA die Grenzen zwischen Public und Private Equity aufzuweichen beginnen, ­beschrieb jüngst das Magazin „Fortune“. In diesem Artikel werden Fidelity, T. Rowe Price, Blackrock, Janus und Wellington als die fünf bei Pre-IPOs aktivsten Häuser genannt. Diese haben sich im ersten Halbjahr 2014 an 24 Börsenkandidaten per Secondary beteiligt. Im Gesamtjahr 2013 waren es erst 18 Deals. 
Das Kalkül ist offensichtlich. Janus Capital teilt gegenüber portfolio mit: „Die Gründe für solche Investments liegen in der Rendite und in der Erwartung, dass das Unternehmen bald gelistet wird.“ Janus verweist dabei auf den Discount auf den Einkaufspreis. Laut IPO-Research-Analysen wird Emissionszeichnern ein Rabatt von zehn bis 20 Prozent zur geschätzten ersten Börsennotiz, dem Fair Value, eingeräumt. Je attraktiver das Unternehmen, je aufnahme­bereiter der Markt, desto geringer der Rabatt und vice ­versa. 
Janus nennt als Zeithorizont bis zum Börsengang sechs bis zwölf Monate. Die Liquidität sei dabei „adäquat“ zum langfristigen Investmenthorizont von Janus. Zu beachten ist, dass dieser Investment­horizont nicht nur die Zeit bis zum IPO abbilden muss, sondern auch noch die Lock-up-Phase. Für Facebook-Aktionäre in spe hieß dies beispielsweise, dass sie ihren Discount beim IPO nicht nur nicht versilbern konnten, sondern sogar noch zusehen mussten, wie sich der Kurs zunächst halbierte. „Diese Risiken sind uns natürlich ­bekannt. Wir kompensieren diese durch den Discount und die Positionsgröße“, teilt Janus mit und fügt hinzu, dass es sich schließlich nicht um eine Trading-Strategie handle, aber um ein Investment, dass zum hauseigenen tiefgehenden Research und fundamentalen Ansatz passe. Von einem Growth-Fonds von T. Rowe Price wird ­berichtet, dass dessen Börsenkandidaten-Quote bei knapp vier ­Prozent liege, was die Rendite deutlich gepusht habe. Regulatorisch wären für diese Quote in den USA 15 Prozent möglich. Diese Möglichkeit will Fondsmanager Henry Ellenbogen aber aus Liquiditätsgründen auf keinen Fall ausreizen. Prinzipiell ist Ellenbogen jedoch der Meinung, dass es keinen Unterschied macht, ob diese Unternehmen über public oder private Investments allokiert werden. 
Beimischungen sind auch in Europa erlaubt
Was Mutual Funds erlaubt ist, wird auch europäischen Vehikeln nicht verwehrt. Wie die jeweiligen allgemeinen Anlagebedingungen für Ogaw-Sondervermögen, gemischte und sonstige Sondervermögen in Paragraf 5 besagen, dürfen Wertpapiere erworben werden, deren Einbeziehung in einen Börsenhandel innerhalb eines Jahres erfolgt. Im KAGB Paragraf 198 ist zudem eine Quote von maximal zehn Prozent für Wertpapiere vorgesehen, die nicht in an einem organisierten Markt zugelassen oder einbezogen sind.  
Fundamental Law of Active Management versus Liquidität
Mit solchen alternativen Investments beschreiten traditionelle Aktienmanager quasi einen ähnlichen Weg wie Immobilienmanager, die sich auch in Entwicklungsrisiken wagen, oder Bondsmanager, die unconstrained Fonds für Unternehmensanleihen auch nicht-­gelistete Kredite beimischen. Das Fundamental Law of Active Management mag Aktienmanager zu Pre-IPOs ermuntern. Dafür wird jedoch mit der Liquidität ein Faktor eingeschränkt, der ein wichtiges Argument zumindest für Blue-Chip-Aktien ist. 
portfolio institutionell newsflash 15.10.2014/Patrick Eisele
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