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11. Januar 2012

Allianz übernimmt Versorgungszusagen von Fuchs Petrolub

Der Schmierstoffanbieter gehört in Deutschland noch zu den Ausnahmen. Die meisten mittelständischen Unternehmen scheuen die Auslagerung ihrer Pensionsverpflichtungen.

Kurz vor Weihnachten gewann die Allianz einen für ihre Verhältnisse recht überschaubaren Auftrag. Doch für ein mittelständisch geprägtes Industrieunternehmen, das seine Pensionsverpflichtungen aus der Bilanz ausradieren möchte, sorgte die Transaktion für einen Gewinn an Transparenz. Die Fuchs Petrolub AG, nach eigener Darstellung der weltweit größte unabhängige Anbieter von Schmierstoffen, hat ihre Versorgungszusagen im Volumen von rund 50 Millionen Euro für circa 430 Mitarbeiter und Rentner auf den Allianz Pensionsfonds sowie die Allianz Unterstützungskasse übertragen. Durch die Transaktion wird das Zahlenwerk der im MDax notierten Gesellschaft transparenter; gleichzeitig muss Fuchs aber auch die Hoheit über die Betriebsrentner abgeben.
Damit kann Dr. Alexander Selent, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, aber durchaus leben. Er lässt sich mit den Worten zitieren: „Im Rahmen unseres Pensionsmanagements war es uns wichtig, dass wir für unsere Mitarbeiter eine professionelle und zuverlässige Durchführung der Versorgung haben.“ Selent zufolge sei die gewählte Lösung liquiditätsschonend. Zudem sei die Übertragung der Pensionsrisiken in einem wirtschaftlich vernünftigen Verhältnis von Risikotransfer und Liquiditätsabfluss erfolgt.
Liquiditätsabfluss bedenken
Hinter der Transaktion steht aber noch ein weiterer, bedeutenderer Aspekt, als die Rentner in sicheren Händen zu wissen: Mit der Übertragung der Versorgungszusagen will Fuchs Petrolub das Risiko- und Liquiditätsmanagement und damit die Planungssicherheit verbessern. Nach Darstellung der Allianz komme es nun zu einer Bilanzverkürzung bei dem Mannheimer Konzern, der rund 3.710 Mitarbeiter beschäftigt und derzeit jährlich etwa 1,5 Milliarden Euro umsetzt, weil die bisher ausgewiesenen Pensionsrückstellungen dank der Übertragung an den Versicherungskonzern aus Steuer- und Handelsbilanz herausgelöst werden können. Dadurch sei die wirtschaftliche Situation der internationalen Konzerntöchter des Schmierstoffherstellers nun besser vergleichbar.
Die Übertragung der Betriebsrenten dürfte für das Unternehmen zu einer gewissen Erleichterung führen. Noch im Geschäftsbericht 2010 machte Fuchs Petrolub dezidiert auf Pensionsrisiken aufmerksam, die „im Wesentlichen aus leistungsorientierten Versorgungssystemen“ resultieren und aus denen sich „langfristige Zahlungsverpflichtungen“ in unsicherer Höhe ergeben.
Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer in Deutschland, erklärte im Gespräch mit portfolio institutionell, dass die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen gerade im Mittelstand an Bedeutung gewinnt. „Wenn ein Unternehmen sich Gedanken über ein betriebliches Versorgungswerk macht, dann ist das Thema häufig ein zentraler Punkt“, so Hagemann. Allerdings gingen viele mittelständische Firmen einer Auslagerung ihrer Pensionsverpflichtungen letztlich doch aus dem Weg, weil sie sich scheuten, die dafür notwendige Liquidität aus den Händen zu geben. Bei großen Unternehmen, wie etwa im Dax, spielten ausgelagerte Versorgungszusagen dagegen eine erhebliche Rolle, wie der Mercer-Experte unterstreicht. Hagemann zufolge sind im Universum der 30 Dax-Konzerne rund zwei Drittel der Pensionsverpflichtungen durch externe Kapitalanlagen abgedeckt. Die Gesellschaften setzten die oftmals reichlich vorhandene Liquidität gezielt ein, um ihre Versorgungswerke abzusichern.  
An Liquidität mangelt es der Fuchs Petrolub AG laut aktuellem Zwischenbericht jedenfalls nicht. Zum Stichtag 30. September 2011 wies das eigenkapitalstarke Unternehmen Zahlungsmittel-äquivalente im Umfang von 86 Millionen Euro aus, die von einem positiven Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit flankiert wurden.
portfolio institutionell newsflash 11.01.2012/tbü
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