Versicherungen
3. Juni 2013

Allianz will jährlich drei bis vier Milliarden in Real Assets investieren

Auf dem Kaufzettel stehen infrastrukturelle Großprojekte. Damit kann die Versicherung allerdings nur knapp fünf Prozent der jährlich neu anzulegenden Gelder abdecken. Staatsanleihen sind für Dieter Wemmer, Allianz-Vorstand, indes keine Lösung.

Jedes Jahr kommen beim Münchner Versicherungskonzern Allianz rund 80 Milliarden Euro zur Neuanlage. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes ist die Suche nach ertragreichen Investments keine leichte Aufgabe. Im Interview mit der Schweizer Fachzeitschrift „Finanz und Wirtschaft“ verriet Dieter Wemmer, Vorstandsmitglied der Allianz SE, wie sein Haus mit dieser Herausforderung umgeht.
Im Blickpunkt stehen unter anderem Real Assets. Laut Wemmer sollen bis 2015 jedes Jahr mindestens drei bis vier Milliarden Euro in reale Werte investiert werden. Von diesen Investments erwartet die Allianz zum einen ausreichend Ertrag und zum anderen Inflationsschutz. „Interessant können infrastrukturelle Großprojekte, etwa Einkaufzentren, Gasnetze, Windparks, Autobahnabschnitte und sogar Gefängnisanlagen, sein. Die Kapitalstückelungen erreichen dabei 100 bis 500 Millionen Euro. Der Banksektor ist aus der Finanzierung solcher Langfristprojekte herausgedrängt, auch wegen der Kapitalanforderungen im Zuge von Basel III. Damit bleiben Versicherungen und Pensionskassen als Investoren“, erklärte Wemmer. Mit der Vorliebe für Real Assets steht die Allianz jedoch nicht allein. Die Frage wird sein: Findet der Konzern ausreichend Assets? 
Wenig hält man bei dem Münchner Versicherungskonzern unterdessen von Staatsanleihen. „Die europäische Assekuranzbranche muss stärker von Anlagen in Staatsanleihen abrücken. Dem kommen Bestrebungen entgegen, den europäischen Kapitalmarkt besser für die Unternehmensfinanzierung zu öffnen. Ein einfacher Vergleich: In den USA sind die privaten Unternehmen zu zwei Dritteln über Anleihen und zu einem Drittel durch Bankkredite finanziert. Hier sind die Anteile gerade umgekehrt. Hier könnten gerade langfristig orientierte Investoren Industrie und Handel unterstützen“, erläuterte Wemmer gegenüber der Zeitschrift „Finanz und Wirtschaft“. Auch gegenüber Aktien äußerte sich der Allianz-Vorstand zurückhaltend, da sich diese „wegen der Preisvolatiltität und der daraus abgeleiteten Eigenkapitalunterlegungspflicht für Versicherer nur sehr bedingt“ eignen, um Vermögen und Verpflichtungen in der Fristigkeit aufeinander abzustimmen. Mit rund sechs Prozent ist die Aktienquote der Allianz jedoch im Vergleich mit der gesamten deutschen Versicherungswirtschaft noch relativ hoch. Der Branchenschnitt lag Ende 2012 bei 2,7 Prozent (Quelle: GDV, Bafin). 
In dem Interview kam Wemmer natürlich auch auf Solvency II zu sprechen. „Vergessen Sie nicht, dass die Auswirkungen des in Europa vorgesehenen Solvenz-II-Regimes weiterhin nicht schlüssig abzuschätzen sind. Da ist es ratsam, etwas Risikokapital vorrätig zu haben“, so der Allianz-Vorstand. Grundsätzlich ist er jedoch der Auffassung, dass die Branche „unbedingt einen neuen ökonomisch geprägten Solvenzstandard“ braucht. Die bisherige Solvency-I-Wertung sei untauglich, weil damit in der aktuellen Finanzmarktlage nicht die wirtschaftlich richtigen Risikoentscheide gefördert würden, wie etwa im Bereich der Investments und der möglichst passgenauen Fristenkongruenz von Vermögen und Verpflichtungen.   
portfolio institutionell newsflash 03.06.2013/kbe

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