Alternative Anlagen
14. Juni 2016

Alternatives sind beliebt – und knapp

Die Begeisterung für Private Equity und Infrastruktur hat sich bei Staatsinvestoren aus aller Welt deutlich abgekühlt, schuld ist das knappe Angebot. In Deutschlands Versicherungsbranche hält die Begeisterung hingegen an.

Der anhaltend niedrige Ölpreis und das damit einhergehende schwierige Wirtschaftsumfeld machen den Staatsinvestoren weltweit zu schaffen. Ihre jährlichen Portfoliorenditen sind 2015 deutlich auf 4,1 Prozent zurückgegangen und blieben damit weit hinter der Zielrendite von 5,9 Prozent zurück. Das lässt sich der im Juni veröffentlichten Global-Sovereign-Asset-Management-Studie 2016 von Invesco entnehmen, für die 77 Staatsinvestoren aus aller Welt mit einem Vermögen von insgesamt 8,96 Billionen US-Dollar befragt wurden.
Die befragten Staatsinvestoren – darunter versteht Invesco Investoren im Staatsbesitz, wie eigenständige Staatsfonds, staatliche Pensionskassen und Zentralbanken – suchen genau wie andere Anlegergruppen im aktuellen Marktumfeld nach Renditechancen und richten ihre langfristigen Anlagestrategien entsprechend aus. So wurde die Fixed-Income-Allokation im Verlauf der vergangenen drei Jahre sukzessive reduziert, und zwar von 25 Prozent (2012) auf 16 Prozent Ende 2015. Dieser Rückgang geschah jedoch nicht zugunsten von Infrastruktur und Private Equity, wie man zunächst annehmen könnte. So waren diese beiden Asset-Klassen bei den Staatsinvestoren in den beiden Vorgängerstudien von Invesco zwar besonders nachgefragt, getan hat sich jedoch relativ wenig. Die Quoten stiegen zwischen 2012 und Ende 2015 von 1,4 auf 2,8 Prozent bei Infrastruktur und von 3,1 auf 4,5 Prozent bei Private Equity. Im Vergleich zur Zielallokation sind mehr als 62 beziehungsweise 52 Prozent der Staatsinvestoren in Infrastruktur und Private Equity untergewichtet. Als Begründung für das Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit führen die Studienteilnehmer verschiedene Aspekte an. Mehr als die Hälfte bezeichnet sowohl bei Infrastruktur als auch Private Equity die Beschaffung direkter Deals als herausfordernd. Darüber hinaus sehen 48 Prozent der befragten Staatsinvestoren das Auffinden von guten Asset Managern im Bereich Private Equity kritisch.
Dass Investoren gegenüber ihren Private-Equity-Managern in den vergangenen Jahren kritischer geworden sind, hat auch Coller Capital in seinem jüngsten Global Private Equity Barometer beobachtet, für das 110 Limited Partners (LP) weltweit befragt wurden. So sagen 70 Prozent, dass Private-Equity-Investoren einzelnen General Partners (GP) gegenüber weniger loyal sind als früher. Dies habe den Wettbewerb zwischen den LPs für die gefragten Fonds verstärkt. Ein verstärkter Wettbewerb erwies sich für einige Anleger als Herausforderung, insbesondere für mittelgroße Anleger. Fast 90 Prozent der mittelgroßen Limited Partner gaben an, dass es für sie schwierig ist, in dem von ihnen gewünschten Umfang mit ihren ausgewählten Managern zu investieren. Die Begeisterung für Private Equity wird dadurch aber nicht geschmälert. Immerhin 88 Prozent aller Befragten wollen in den nächsten Jahren ihre Kapitalzusagen beibehalten oder erhöhen.
Versicherer im Alternatives-fieber 
Als Freund von Private Equity in Deutschland erweist sich unter anderem die Öffentliche Versicherung Braunschweig. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Versicherungskonzern ein neues Produkt namens „Löwen Rente Garant+“ eingeführt, „bei dem durch eine chancenorientierte Anlagestrategie attraktivere Renditechancen im Vergleich zur klassischen Rentenversicherung möglich sind“. Konkret heißt das, dass bei der Löwen-Rente-Garant+ die monatlich zugeteilten laufenden Überschüsse über einen Rückversicherungsvertrag an der Wertentwicklung eines breit diversifizierten Private-Equity-Fonds“ teilnehmen. Auch in den Kapitalanlagen der Öffentlichen Versicherung Braunschweig – knapp 2,5 Milliarden Euro in der Leben- und Sachversicherung – finden sich Investments in Private Equity. Wie dem Geschäftsbericht für 2015 zu entnehmen ist, erreichten die illiquiden Assets (Immobilien, Infrastruktur und Private Equity) in den beiden Masterfonds (OELB und OESB) 2015 im gewichteten Durchschnitt eine Performance von 10,9 beziehungsweise 12,0 Prozent. Kein Wunder also, dass der Anteil an Alternatives erhöht werden soll. Ebenfalls in dem Geschäftsbericht ist von einem „weiteren Ausbau des Portefeuilles an alternativen Investments“ die Rede.
Mit dem Ausbau der Alternatives-Quote stehen die Braunschweiger nicht allein da. So baut die Gothaer bei Alternatives ihre Hedgefondsquote weiter ab und Investments in Erneuerbare Energien auf. Die Commitments für Renewables – Wind, Photovoltaik und Wasserkraft – belaufen sich auf 664 Millionen Euro, das Zielvolumen liegt bei einer Milliarde Euro. „Die Energieerzeugung war 2015 bei Solar und Wind sehr gut“, so Finanzvorstand Harald Epple. Bei Wasserkraft haben sich jedoch ein geringes Niederschlagsvolumen, Probleme bei einer Turbine und ein niedriger Strompreis bemerkbar gemacht. Im kleineren Rahmen ging die Gothaer auch Investments mit marktnahen Förderregimen ein.
Erneuerbare Energien hat auch die Alte Leipziger für sich entdeckt. So ist in der Lebensversicherung zwar mit 91 Prozent der Großteil der Kapitalanlagen, die 2015 auf 21,2 Milliarden Euro stiegen, in festverzinsliche Anlagen investiert. Darüber hinaus nutzt die Alte Leipziger eigenen Angaben zufolge „auch neue Möglichkeiten der substanzwertorientierten Kapitalanlage, die durch die Energiewende in Deutschland entstanden sind“. Seit Anfang 2016 betreibt die Versicherung über eine eigene Plattform zwei Onshore-Windparks in mehreren Bundesländern. Weitere Investitionen in Windparks sind geplant. „Durch unser Engagement in Erneuerbare Energien erwarten wir sichere und gut prognostizierbare Cashflows und Erträge. Sie werden zu einer weiterhin stabilen Entwicklung unserer Kapitalanlageerträge beitragen“, so Kapitalanlagevorstand Martin Rohm. Diese Erwartungshaltung hegt auch der Volkswohl Bund, der jedoch in puncto Investments in Erneuerbare Energien ein alter Hase ist. Bereits 2012 wurde Infrastruktur als Anlageklasse identifiziert. „Für Infrastruktur sprach damals insbesondere das Thema Nachhaltigkeit, wozu Erneuerbare Energien sehr gut passen. 2012 haben wir auch begonnen, Nachhaltigkeits-Screenings von Imug zu nutzen. Weitere Argumente für Infrastruktur waren, dass die Cashflows insbesondere bei Erneuerbaren Energien längerfristig und gut kalkulierbar sind. Zudem sprachen auch ganz klassisch Risiko- und Renditeüberlegungen für Infrastruktur. Darum haben wir damals Infrastruktur als neue Anlageklasse mit einem eigenen Risikoprofil – geringe Risiken bei auskömmlichen Renditen – formuliert. Dieses Profil hat die Nachfrage nach Infrastruktur wegen des sinkenden Zinsniveaus, das für uns 2012 noch nicht ausschlaggebend war, weiter angetrieben“, erläutert Axel-Rainer Hoffmann, Mitglied der Vorstände der Volkswohl-Bund-Versicherungen und für die Ressorts Kapitalanlagen, IT und Schaden verantwortlich, im Interview. Das vollständige Interview können Sie in der Juni-Ausgabe von portfolio institutionell lesen, die am 24. Juni 2016 erscheint.
portfolio institutionell newsflash 15.06.2016/Kerstin Bendix
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