9. November 2015

Anlageziele in Gefahr

Aufgrund regulatorischer Vorgaben werden viele Großanleger ihre Anlageziele in den nächsten drei Jahren verfehlen, so die Befürchtung der Studienteilnehmer von Union Investment. Der Renditedruck steigt.

Deutschlands Großanleger blicken mit Skepsis auf die Regulierung, die ihnen Restriktionen bei der Kapitalanlage auferlegt. Sie sehen darin eine Renditebremse. Wie die neue Risikomanagementstudie von Union Investment zeigt, glauben 73 Prozent der 108 befragten institutionellen Investoren, ohne Restriktionen höhere Renditen erwirtschaften zu können. Für 30 Prozent liegt der mögliche Mehrertrag über der Schwelle von einem Prozent. Und die Befragten erwarten, dass 43,4 Prozent der deutschen Großanleger ihre Anlageziele aufgrund regulatorischer Vorgaben in den nächsten drei Jahren nicht erreichen werden.
Wie aus der Risikomanagementstudie weiter hervorgeht, ist Sicherheit für die Mehrheit der Befragten noch immer das Maß der Dinge, doch die Rendite holt auf. Immerhin ein Viertel der Befragten gibt an, dass die Rendite das wichtigste Kriterium bei der Anlageentscheidung ist. Zum Vergleich: Im Vorjahr sagten das nur 19 Prozent. Der Sicherheitsaspekt spielt für 64 Prozent – genau wie im Vorjahr – die größte Rolle.   
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick zurück in die längere Historie. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich das Verhältnis von Sicherheit und Rendite deutlich verändert. Während 2005 für 67 Prozent der Investoren Sicherheit das wichtigste Kriterium darstellte, hatte zu dieser Zeit für lediglich 13 Prozent die Rendite den höchsten Stellenwert. In den folgenden Jahren der Finanz- und Staatsschuldenkrise verstärkte sich diese Entwicklung weiter. Der Sicherheitsaspekt war beispielsweise 2009 und 2012 für 82 beziehungsweise 83 Prozent der Anleger am wichtigsten, während die Rendite zu dieser Zeit lediglich für zwölf beziehungsweise neun Prozent Priorität hatte. Dieses Verhältnis drehte sich im Verlauf der vergangenen drei Jahre um. „Die Schere zwischen Sicherheit und Rendite hat sich ein Stück weit geschlossen“, sagt Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft. Und weiter: „Bei den Investoren spielt die Chancenorientierung nun wieder eine größere Rolle, zumal renditestärkere Rentenpapiere auslaufen.“
Während die Rendite und Sicherheit für die deutschen Großanleger eine wichtige Rolle in der Anlageentscheidung spielen, ist die Bedeutung der Liquidität zurückgegangen. Für nur elf Prozent der Befragten ist diese Kriterium von großer Relevanz. Im Vorjahr waren es immerhin noch 17 Prozent. „Immer mehr Investoren machen Abstriche bei der Liquidität, um ihre Renditeziele zu erreichen. Nur mit einem ausreichend diversifizierten Gesamtportfolio können die mit einer abnehmenden Marktliquidität einhergehenden Anlagerisiken kontrolliert werden“, erläutert Schindler. 
Neben der Liquidität hat auch die Ausrichtung der Investoren an einem Index an Relevanz verloren. Lediglich 15 Prozent wollen eine Underperformance gegenüber einem Index vermeiden. Vor zehn Jahren waren es noch 25 Prozent. Dies sei laut Union Investment der niedrigste Wert im Zehnjahresvergleich. „Investoren setzen verstärkt auf Strategien mit einem höheren Freiheitsgrad für die Fondsmanager, um auch in schwierigen Marktphasen ihre Ertragsziele zu erreichen“, ergänzt Schindler.
portfolio institutionell newsflash 05.11.2015/Kerstin Bendix        
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