Alternative Anlagen
14. August 2015

Asset-Klasse „Renewables“

David Jones, Bereichsleiter Erneuerbare Energien bei Allianz Capital Partners, spricht mit Detlef Pohl über Windparks.

Warum ist ein Investment in einen Windpark für Versicherer besonders attraktiv?
Versicherer haben beim Management der Kapitalanlagen ganz spezifische Bedürfnisse: Sie haben es meist mit langfristigen Verbindlichkeiten zu tun. Heute abgeschlossene Lebens­policen und Betriebsrenten werden normalerweise erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten fällig.
Um diesen Verpflichtungen nachkommen zu können, benötigen die Versicherer stabile Anlagen und langfristige Renditen. Und genau das bieten Wind- und Solarparks. Hier gehen wir von einem Investment­horizont ab 25 Jahren aus. Zudem sind die Erträge dort höher als in vielen anderen Anlage­klassen wie etwa Staatsanleihen, aber vollkommen unabhängig vom Auf und Ab an den Kapitalmärkten und tragen so positiv zur Diversifizierung bei.

Was sind die kritischen Faktoren, die man beim Kauf von Windrädern beachten muss?
Der wichtigste Aspekt für uns: Das Geld unserer Kunden ist sicher angelegt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das Umfeld an den Finanzmärkten ja eher stürmisch. Schutz vor all diesen Turbulenzen ist da ein echter Wettbewerbsvorteil.
Wir sind ein kleines Team von 14 Experten mit langjähriger Erfahrung in der ­Entwicklung, Strukturierung und dem ­Management von Energieprojekten. Dies hilft, die Robustheit von Projekten zu bewerten und zu realistischen und greifbaren langfristigen betrieblichen Annahmen zu kommen. Kernstück unseres Geschäftsmodells ist zudem, dass wir Wind- oder Solarparks immer zu 100 Prozent selbst übernehmen und diese bis zum Ende ihrer Lebensdauer halten. Das unterscheidet uns von anderen.

Hängt die Rentabilität nicht auch stark davon ab, ob man sich auf die garantierte Einspeisevergütung verlassen kann?
Ja, das regulatorische Risiko ist der wichtigste Aspekt. Das hat sich in mehreren ­Märkten wie Spanien und Italien gezeigt. Wenn die Aufsichtsbehörden Maßnahmen ergreiffen, um die künftige Investitionstätigkeit zu steuern, sollten sie entsprechende ­Anreize nur so ändern, dass bereits erfolgte Investitio­nen nicht negativ beeinflusst werden. Daher investieren wir nach Möglichkeit nur in Ländern mit starker politischer Unterstützung und stellen sicher, dass wir im ­Sinne eines diversifizierten­ Portfolios unterschiedliche Vergütungsstrukturen haben.

Rechnen sich Investments in Windenergie auch ohne staatliche Förderung?
So lange sie noch von Subventionen abhängig sind, bleiben sie eine Herausforderung. Derzeit konzentriert sich die Politik eher auf die nachhaltige wirtschaftliche Erholung der Länder; der Klimawandel als langfristige politische Herausforderung ist auf ihrer­ Prioritätenliste nach unten gerutscht. Wir sehen dies daran, dass in vielen Märkten Anreize für Investitionen in Erneuerbare Energien gekürzt, aufgehoben oder gar – wie in Spanien und Italien – rückwirkend gestrichen wurden. Das wirkt sich äußerst negativ auf das Vertrauen der Anleger aus. Gleichzeitig verdeutlicht diese Entwicklung aber auch, dass Erneuerbare Energien unbedingt ­billiger werden müssen, damit sie auch ohne ­Zuschüsse konkurrieren können.

Warum investiert die Allianz nicht auch in Offshore-Parks – da winkt doch eine höhere Rendite?
Wir sind auch für Offshore-Windenergie offen, haben aber bisher noch keine Anlage gefunden, bei der wir überzeugt waren, dass die potenzielle Rendite das langfristige Risiko­ angemessen kompensiert. Generell ist das Risiko von Windkraft auf See größer als an Land. Denken Sie etwa an eine Reparatur, die auf See mit höheren Kosten verbunden ist. Ich bin aber optimistisch, dass wir eine ­Offshore-Gelegenheit finden. Wir würden aber nur einen kleineren Anteil am Gesamt­investment übernehmen und den Rest einem großen Stromanbieter überlassen, der Erfahrung mit Offshore-Windenergie hat.

Das Niedrigzinsumfeld macht Windrad-Investments im Verhältnis zu anderen Kapitalanlagen attraktiver. Droht eine Blase?
Mir macht eher Sorgen, dass die schiere Masse von Investoren auf der Suche nach Rendite die Preise für Renewables in die ­Höhe getrieben hat. Dies drückte die Erträge auf ein Niveau, das für die langfristigen Risiken – regulatorisches Umfeld, Betriebsleistung, Wind- und Energiepreise – kaum mehr angemessene Entschädigung bietet. Der Sektor zieht viele neue, unerfahrene Anleger an, die die Preise auf ein Blasenniveau treiben, das wir im Vorfeld der Krise von 2008 erlebt haben. Ich hoffe, dass angesichts der wachsenden Erfahrung mit dem Windsektor, der Betriebsleistung und makroökonomischer Entwicklungen – wie den langfristigen Auswirkungen des Schiefergasbooms auf die Energiepreise – mehr Investoren ihre Annahmen überdenken.  

In den USA investieren große Firmen wie Ikea, Google, Microsoft und Facebook in Windparks, um ihre Ökobilanz zu verbessern. Ein Trend auch in Europa?
Ja. Den Strom, den wir in unserem schwedischen Windpark Maevaara produzieren, verkaufen wir direkt an Google. Das Unternehmen betreibt damit sein Rechenzentrum an der Grenze zu Finnland. Vor sieben Jahren gehörten wir noch zu einer weitaus kleineren Gruppe von Investoren. Heute haben viele Unternehmen die Vorteile dieses Segments erkannt. Schlüsselelement für uns ist die Diversifizierung. Das macht die Allianz zu einem attraktiven Investment Manager.

portfolio institutionell, Ausgabe 7/2015

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