Schwarzer Schwan
8. November 2013

Autos und Manschettenknöpfe: Was im Pleitefall zu holen ist

Pleiten sind lehrreich. Einerseits zeigen sie, wie man Millionär wird. Andererseits was man als (neureicher) Millionär so alles braucht.

Wie wird man Millionär? Glaubwürdig beantworten kann diese Frage nun Eike Batista. Mit der Pleite des wichtigsten Unternehmens des gescheiterten Visionärs und Ölförderers schrumpfte dessen privates Milliardenvermögen auf nur noch einige Millionen Dollar. Nun müssen sich die einstigen Batista-Gläubigen als Gläubiger anstellen – und gehen wohl größtenteils leer aus. Schließlich handelt es sich um die größte Pleite Südamerikas und außerdem pflegte Batista vergleichsweise wenige Extravaganzen, die sich nun pfänden ließen. Medial verbürgt ist vom einst siebtreichsten Mann der Welt ein im Wohnzimmer geparkter Mercedes-Sportwagen, ein heruntergekommenes Hotel und der Motor eines Speedboats mit dem Batista einst die Speedboat-Weltmeisterschaft gewann. Außerdem nennt er ein Toupet und ein Ex-Playboy-Modell als Ehefrau sein Eigen. Ob diese Dinge aber in die Konkursmasse eingehen, ist fraglich.  
Für eine unterhaltsame Geschichte muss man aber gar nicht so weit reisen. Auch hierzulande sorgen diverse Pleiten für hohen Unterhaltungswert. Erinnert sei an die Flucht des Baulöwen Jürgen Schneider mitsamt Gattin sowie an die für die Deutsche Bank – „Peanuts“ – unrühmliche Begleitmusik. Ebenso unrühmlich war die Rolle der Deutschen Bank bei der Kirch-Pleite. Einen hohen Unterhaltungswert bietet aber auch die Serie „Unsere Oppenheims“, die in Gerichten und Medien in regelmäßigen Abständen zu den Verfehlungen, Irrungen und Wirrungen der ehrenwerten Bankiers, des undurchsichtigen Initiators Esch, deren Madeleine und dem Thomas (Nachname: Middelhoff) ausgestrahlt wird.  
Sehr speziell ist auch die S&K-Pleite. Hier nutzten ein paar Jungspunde die Einzahlungen ihrer Anleger für ein Leben in Saus und Braus. Wenn man mit Banalität Fahrradfahren könnte, müssten zwar die S&K-Bosse mit ihrem Schneeballsystem den Berg hoch bremsen. Allerdings ist sehr unterhaltsam und aufschlussreich, wie die Finanzbranche Real Assets für sich selbst definiert. Die Habseligkeiten der mutmaßlichen Betrüger listet die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen Frankfurt am Main im Bundesanzeiger auf. Das Handelsblatt fühlt sich an das Inventar eines prall gefüllten Gangsterrapper-Hellsangels-Zuhälter-Safes erinnert. Aufgelistet sind nicht nur ein Porsche, ein Maserati und ein Motorrad sowie diverse Uhren von Rolex und anderen Luxusfabrikanten, sondern unter anderem auch:
– ein Großbildfernsehgerät „Samsung“; vor Ort belassen (Siegelmarke angebracht)
– eine Sonnenbank weiß
– ein Armband silberfarben in Schatulle
– Sunfire In-Wall-Loudspeakers
– eine Brieftasche braun, Marke Louis Vuitton
– ein Diamant mit Expertise
– ein Mont Blanc Kugelschreiber in schwarzem Etui
– ein Goldring mit S&K-Gravur
– zwei Manschettenknöpfe
Auffällig sind aber auch die vielen sichergestellten Goldmünzen und Goldbarren. Bei deren Verwertung ist aber wegen des sinkenden Goldpreises etwas Eile angebracht. Die Gold-Kursentwicklung ist fast als Ironie der Geschichte zu betrachten: Der Grundstock für das Vermögen von Eike Batista waren einst zwei Goldminen.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende.

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