11. Mai 2016

Bafin will von Banken Kapitalaufschlag für Zinsrisiken sehen

Die Finanzaufsichtsbehörde gibt sich auf ihres Jahrespressekonferenz als große Warnerin: Mehr als die Hälfte aller Kreditinstitute würden erhöhte Zinsänderungsrisiken aufweisen. Vorsicht vor einem weiteren regulatorischen Schweinezyklus.

Auf der Jahrespressekonferenz der Bafin konstatierte Präsident Felix Hufeld, dass das niedrige Zinsniveau nicht mehr nur den klassischen Betroffenen wie Lebensversicherern und Bausparkassen Probleme bereitet. Es mache sich auch in den Bilanzen der gesamten Bankenbranche bemerkbar. Institute, deren Geschäftsmodell vor allem auf Zinserträgen und Fristentransformation basiere, täten sich immer schwerer damit, auf lange Sicht auskömmliche Erträge zu erwirtschaften. Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht, führte aus, dass gerade Institute mit breiter Kundschaft im Einlagen- und Kreditgeschäft vom Niedrigzinsniveau betroffen seien. „Mittlerweile weisen deutlich mehr als 50 Prozent aller Kreditinstitute erhöhte Zinsänderungsrisiken auf, Tendenz steigend“, erläuterte Röseler. Noch in diesem Jahr werde man beginnen, im Rahmen des SREP (Supervisory Review and Evaluation Process) für alle rund 1.600 Institute, die die Bafin direkt beaufsichtigt, einen Kapitalaufschlag festzusetzen, um die Zinsänderungsrisiken zu unterfüttern. 
Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht, bekräftigte, dass das Niedrigzinsniveau die Lebensversicherer belastet. Dass sie sich verstärkt auf riskante Vermögenswerte stürzten, um ihre Garantiezusagen erfüllen zu können, könne die Bafin derzeit aber nicht bestätigen – auch nicht, was die kleineren Unternehmen angehe. Noch mehr als die Lebensversicherer litten allerdings die Pensionskassen unter dem niedrigen Zinsniveau. Einzelne könnten bald möglicherweise nicht mehr aus eigener Kraft ihre Leistungen in voller Höhe erbringen. „Mit ihnen besprechen wir aktuell, wie es weitergehen kann“, sagte Grund. Die Pensionsberechtigten stünden aber nicht ohne Schutzmechanismen da. Diese würden möglicherweise bald einem Praxistest unterzogen. 
Zudem plädierte Hufeld dafür, die Ursachen für die Verschärfung der Regulierung nur acht Jahre nach der Finanzkrise nicht zu vergessen. Denn sonst drohe ein weiterer regulatorischer Schweinezyklus aus Krise – Regulierung – Deregulierung – erneute Krise, der in niemandes Interesse sein könne. Worauf es jetzt und in den kommenden Jahren ankommt, sei unter anderem Proportionalität und die Bewertung von Neben- und Wechselwirkungen. 
portfolio institutionell newsflash 11.05.2016/Patrick Eisele
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