Banken
14. Januar 2013

Basel III verliert an Schrecken

Sparkassen und Banken erhalten mehr Zeit für den Aufbau regulatorisch geforderter Liquiditätspuffer. Mit längeren Übergangsfristen soll einer Kreditklemme vorgebeugt werden.

Das globale Finanzsystem muss robuster werden. Zumindest in diesem Punkt dürfte weltweit Einigkeit zwischen den Aufsichtsbehörden und den betroffenen Kreditinstituten bestehen. Mit Basel III soll sowohl die Kapitalausstattung als auch die Liquiditätsvorsorge der Finanzinstitute verbessert werden. Dennoch hat der Baseler Ausschuss der Bankenaufseher mehr als vier Jahre gebraucht, um sich nach dem Untergang der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 auf globale Mindestvorgaben für die Liquidität der Geldhäuser zu einigen. Zu groß ist die Furcht, dass der heiß ersehnte wirtschaftliche Aufschwung mangels Liquidität scheitert. Insofern überrascht es kaum, dass die Institute für das Anlegen eines auskömmlichen, billionenschweren Liquiditätspolsters nun vier Jahre mehr Zeit bekommen haben, wie nach einem Treffen des Baseler Ausschusses zu Beginn dieses Jahres deutlich wurde. Das Polster soll dazu dienen, 30 Tage ohne externe Liquiditätszufuhr auszukommen und Zahlungsverpflichtungen trotzdem erfüllen zu können.
Die Reguliererrunde konnte sich erst kürzlich auf eine Definition der kurzfristigen Liquiditätsquote (Liquidity Coverage Ration, kurz LCR) einigen, die zu den Kernpunkten des überarbeiteten Regelwerks der Bankenregulierung zählt. Die Kennzahl, bei der die liquiden Assets ins Verhältnis zu den in einer Krise erwarteten Nettoabflüssen gesetzt werden, soll sicherstellen, dass die Banken einen gewissen Bestand hochliquider Vermögenswerte vorhalten. Ein auskömmlicher LCR-Wert von mindestens 100 Prozent setzt voraus, dass der Bestand leicht veräußerbarer Aktiva größer ist als die Summe der im selben Zeitraum unterstellten Mittelabflüsse. Presseberichten zufolge haben die Geldhäuser nun Zeit bis 2019, die Vorgaben umzusetzen. So soll die LCR erst ab 2015 schrittweise eingeführt und ab 2019 in vollem Umfang gelten. Zum ursprünglich geplanten Starttermin (2015) müssen die Banken nur 60 Prozent der Reserve vorweisen. Außerdem wurde der Kreis anrechenbarer Aktiva erweitert, indem der Ausschuss die Definition „hochliquider Aktiva“ konkretisierte.
Windelweich und verwässert
Ursprünglich wollte der Baseler Ausschuss hauptsächlich Barmittel, Zentralbankeinlagen und Staatsanleihen uneingeschränkt als hochliquide Aktiva zulassen. Andere Assets sollten mehr oder minder hohen Abschlägen unterliegen. So hatte das Gremium davon gesprochen, Unternehmensanleihen ab einem Rating von A- möglicherweise mit bis zu 40 Prozent Abschlag,einzubeziehen. Nun sollen die Banken auch Bonds mit einer schwachen Bonitätsnote von BBB- heranziehen dürfen. Zudem können Aktien unter Berücksichtigung kräftiger Abschläge als hochliquide betrachtet werden. Last but not least dürfen selbst Hypothekenverbriefungen in der Liquiditätsreserve berücksichtigt werden. Mit diesem Schritt kommt das Gremium einer Forderung von US-Banken entgegen und verwässert das Regelwerk weiter. Obendrein räumt der Ausschuss nationalen Aufsichtsbehörden die Option ein, Zentralbank-Mindestreserven sowie Übernachtguthaben der Institute bei der Zentralbank nach Belieben eben jenen hochliquiden Aktiva zuzurechnen. Damit werden die Hürden für die Banken auf Knöchelhöhe tiefer gelegt, spottet die Börsen-Zeitung.
Die vorgenommenen Änderungen stellen den Liquiditätspuffer auf eine breitere Basis „ohne die strengen Anforderungen an liquide Vermögensgegenstände aufzugeben“, urteilt dagegen die Deutsche Kreditwirtschaft. „Da aber nach wie vor 60 Prozent des Liquiditätspuffers aus Zentralbankguthaben und Staatsanleihen bestehen sollen, besteht für Banken noch immer nur ein geringer Spielraum, den Puffer balanciert auszufüllen“, kritisiert die Bankenlobby. Angesichts der aktuellen Lage in Europa falle es schwer, diese einseitige Präferenz für Staatsanleihen nachzuvollziehen. Die Überarbeitung der Annahmen zu Liquiditätsabflüssen führt aus Sicht der Deutschen Kreditwirtschaft nun aber an vielen Stellen zu realistischeren Niveaus. 
portfolio institutionell newsflash 14.01.2013/tbü
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