Strategien
21. Mai 2015

Bereit für mehr Risiko

Institutionelle Anleger haben laut einer neuen Studie wieder eine positive Einstellung zum Risiko. Sie werden in den kommenden Monaten „beherztere Investmentansätze verfolgen“. Besonders beliebt sind Multi-Asset-Strategien.

Institutionelle Anleger sind wieder bereit, Risiken einzugehen. Zu dieser Schlussfolgerung kommt NN Investment Partners mit Blick auf die Ergebnisse ihrer jüngsten Risk-Rotation-Index-Umfrage, für die im April 107 internationale institutionelle Investoren befragt wurden. Laut dieser stieg die Risikobereitschaft im vergangenen Quartal weiter an. Insgesamt äußerten 29,6 Prozent der Befragten, dass ihre Risikobereitschaft zugenommen hat. Bei 16,5 Prozent sei sie zurückgegangen. Netto ist die Risikobereitschaft damit im vergangenen Quartal um 13,1 Prozent angestiegen, nachdem sie bereits im Januar 2015 um 8,5 Prozent zugelegt hatte. In der Umfrage vom Oktober 2014 war das noch anders. Damals war die Risikobereitschaft geringfügig gesunken (-0,6 Prozent).
Angesichts dieser geänderten Risikobereitschaft rechnet Valentijn von Nieuwenhuijzen, Head of Strategy, Multi Asset bei NN Investment Partners, in den kommenden Monaten damit, dass „beherztere Investmentansätze verfolgt werden. Einige potenzielle Renditerisiken bestehen zwar weiterhin, aber die Anleger scheinen dies eher als Chance denn als Gefahr für die Portfoliorenditen wahrzunehmen.“ 
Als besonders beliebt dürften sich Multi-Asset-Strategien erweisen. Mehr als die Hälfte der befragten Anleger ist der Auffassung, dass sie das attraktivste Rendite-Risiko-Verhältnis aufweisen. Im Beliebtheits-Ranking dahinter liegen Aktien mit 55 Prozent. Um die Vorteile von Multi-Asset-Strategien zu replizieren, haben 44 Prozent der Anleger eigenen Angaben zufolge ihre Portfolien in den vergangenen zwölf Monaten stärker diversifiziert. Etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Anleger hat angegeben, die Bar-Allokation im Portfolio verringert zu haben, was eine Präferenz für risikoorientiertere Anlagestrategien erkennen lässt.
Fragt man die Anleger nach den attraktivsten geografischen Regionen, so zieht eine Mehrheit von 69 Prozent aus Risiko-Ertrags-Sicht inzwischen die Schwellenländer gegenüber den USA vor. Danach folgen die USA (66 Prozent), Großbritannien (65 Prozent) und der Euroraum (62 Prozent). Japan (44 Prozent) und China (38 Prozent) wurden aus Risiko-Ertrags-Sicht als am wenigsten attraktiv eingestuft.
Furcht vor einer Krise in Europa
Ein weiterer Aspekt in der Risk-Rotation-Index-Umfrage von NN Investment Partners drehte sich um die Frage nach den Risiken, die Investoren für ihre Anlageportfolios sehen. An erste Stelle nannten die befragten Investoren weiterhin vor allem eine mögliche Krise im Euroraum. Für 35 Prozent ist dies ein „deutliches“ Risiko. Allerdings zeigt dies laut NN Investment Partners auch, dass die Furcht vor eine Krise in Europa seit dem ersten Quartal 2015 etwas abgenommen hat; damals sahen noch 46 Prozent der Befragten ein solches Szenario als ein ernsthaftes Risiko für ihr Portfolio an. Sorgen bezüglich einer potenziellen Krise im Euroraum hält man bei NN Investment Partners auch für den Grund, dass nur vier Prozent der Befragten Anleihen aus den Peripherieländern des Euroraums – die in den vergangenen Jahren in besonderem Maße in den Portfolios übergewichtet wurden – als präferiertes Fixed-Income-Segment bezeichnen.
Als weitere potenzielle Risiken sehen die Anleger ein „Black-Swan“-Ereignis (28 Prozent) und eine Konjunkturverlangsamung in China (25 Prozent). Dagegen sah nur einer von sechs Anlegern eine Zinsanhebung der Fed als Risiko an. Das deutet für NN Investment Partners darauf hin, dass ein solcher Schritt den Befragten kaum Sorge bereitet, obwohl die Fed mit der Normalisierung des Zinsniveaus möglicherweise bereits im Juni 2015 beginnen wird. 
Die gestiegene Risikobereitschaft könnte nach Ansicht von NN Investment Partners darauf zurückzuführen sein, dass die Inflationssorgen in den großen Volkswirtschaften derzeit gering sind. Die Mehrheit der Anleger geht nicht davon aus, dass die Inflationsrate in den kommenden Jahren auf über drei Prozent ansteigt. „Im derzeitigen makroökonomischen Marktumfeld sind die Aufwärtsrisiken für die Inflation weiterhin begrenzt. Dies erklärt das Verhalten der globalen Zentralbanken und den Renditehunger der Anleger. Solange sich die Weltwirtschaft gleichzeitig langsam erholt, dienen die niedrigen Inflationsraten als konstruktive Stütze für die globalen Märkte. Dies gilt insbesondere für andere Segmente als das Staatsanleihesegment, wo das Aufwärtspotenzial inzwischen sehr gering ist“, erklärt van Nieuwenhuijzen. 
portfolio institutionell 21.05.2015/Kerstin Bendix
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