Recht, Steuer & IT
18. März 2015

Big Data: Es gibt noch viel zu tun

Die Investmentbranche hat die Bedeutung erkannt. Die Realität spiegelt das aber noch nicht wider. Eine moderne Dateninfrastruktur müssen viele Investoren erst aufbauen, so eine neue Studie.

Das Zeitalter von Big Data hat gerade erst begonnen. Wo die Investmentbranche bei diesem Thema steht, hat nun eine neue Studie von State Street mit dem Titel „The Innovator’s Journey: Pathways to Data Dexterity“ analysiert. Hierfür wurden Ende 2014 insgesamt 400 Führungskräfte aus der Investmentbranche, darunter 40 aus Deutschland und davon wiederum 20 institutionelle Investoren, nach ihrer Selbsteinschätzung im Umgang mit dem Thema „Daten“ befragt. Das Ergebnis: Für 81 Prozent gehören Daten und Analysen zu ihren höchsten strategischen Prioritäten. Unter den Deutschen sind es sogar 90 Prozent der Befragten. Allerdings: Nur 37 Prozent aller 400 Befragten können von sich selbst sagen, dass sie über eine moderne Dateninfrastruktur, das erforderliche Fachwissen und eine qualitativ hochwertige Governance verfügen. Es gibt also noch jede Menge Investitionsbedarf.
Wie aus der Studie hervorgeht, hat die Mehrheit der Befragten in den vergangenen drei Jahren ihre Investitionen in die Verfügbarkeit von Daten und Analysen sukzessive nach oben gefahren. Pro Jahr waren es bei den meisten zwischen fünf und zehn Prozent. Nur eine Minderheit hat ihre Investments in diesem Bereich pro Jahr um weniger als fünf Prozent erhöht. Unter den deutschen Umfrageteilnehmern zeigt sich ein ähnliches Bild. Fast zwei Drittel haben ihre Investments jährlich zwischen fünf und zehn Prozent erhöht. Und auch in Zukunft soll weiter investiert werden. Die deutschen Investoren haben dabei vor allem Datenmanagementsysteme und die Risikoanalyse im Blick. International werden an erster Stelle elektronische Handelssysteme und dann Datenmanagementsysteme genannt. Bei entsprechenden Investitionen kommt der Qualität und Verfügbarkeit von Datentalent die höchste Priorität zu. Dies sagen beispielsweise 62 Prozent der deutschen Investoren. Als wichtig werden darüber hinaus die Anpassungsfähigkeit der Systeme auf neue Anforderungen, die Analyse und Visualisierung von Daten und die Dateninfrastruktur gesehen. Letztendlich geht es den deutschen Befragten bei solchen Technologie-Investments vor allem darum, sich bessere Einblicke in Investments und eine größere Flexibilität zu verschaffen.    
Als Haupttreiber für Investitionen in den kommenden drei Jahren haben die Studienmacher die Expansion in neue Asset-Klassen und Regionen identifiziert. Die deutschen Investoren sehen zwar auch Investments in neue Regionen als Treiber, sie nennen darüber hinaus allerdings auch stringentere Risikomanagementstandards und steigende Anforderungen seitens des Regulators als wesentliche Triebfedern. „Der Regulator hat die Entwicklung forciert. Er fordert von Investoren, dass sie ihre Risiken im Portfolio verstehen und zeigen, dass sie verstanden haben, wo die Risiken herkommen“, bemerkt Ivan Matviak, Head of Data & Analytics Platforms bei State Street. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Die befragten Investoren sind sich einig, dass die Reporting-Anforderungen steigen werden. Die Hälfte geht wiederum davon aus, dass sie und ihre Datenmöglichkeiten mit der Bewältigung dieser Anforderungen zu kämpfen haben. 40 Prozent sind der Ansicht, dass sie diese adäquat meistern. 
Wie die Studie weiter zeigt, sehen drei Viertel der Befragten die Datensicherheit als strategische Schlüsselaufgabe der Investmentbranche. „Gerade für die deutschen Investoren hat dies absolute Priorität“, merkt Matviak an. Als weitere wichtige Herausforderung wurde die Richtigkeit der Daten genannt. Die Studienmacher haben außerdem gefragt, was die schwersten Herausforderungen bei der Integration von Daten sind. An erste Stelle nennen die Befragten hier die Integration von unstrukturierten Daten, gefolgt von der Vereinbarkeit älterer Daten von verschiedenen Einheiten, den Kosten für externe Daten und die Arbeit mit den Daten externer Anbieter. Die Investoren aus Deutschland, die befragt wurden, sehen hingegen die Standardisierung von bereichsübergreifenden Datenformaten als schwerste Herausforderung.    
Befürchtungen, dass die neuen Technologien zum Abbau von Arbeitsplätzen führen werden, haben die Studienmacher von State Street nicht. „Hinter den Daten stecken immer noch Menschen, die diese managen. Die Anforderungen an die Fähigkeiten der Mitarbeiter werden sich aber ändern. Es wird mehr IT-Fachmänner und Datenwissenschaftler geben“, so Matviak. Auch eigentlich branchenfremde Dienstleister, wie Google oder Paypal, beginnen, die erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln. „Wir schauen uns diese FinTechs an. Deren größte Hürde ist, dass ihnen das Branchenwissen fehlt. Das ist unser Vorteil gegenüber diesen neuen Wettbewerbern“, erklärt Matviak.    
portfolio institutionell newsflash 18.03.2015/Kerstin Bendix
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