Alternative Anlagen
20. November 2013

BNY Mellon sieht strammes Wachstum für Cat-Bonds-Markt

Die Anzahl der Katastrophenanleihen könnte sich bis 2018 mehr als verdoppeln. Während angelsächsische Pensionseinrichtungen ihr Interesse an der Anlageklasse befriedigen können, haben hiesige Kapitalsammelstellen das Nachsehen.

Der Taifun „Haiyan“, der Anfang November auf den Philippinen schwere Schäden anrichtete und eine hohe Zahl von Menschenleben forderte, gilt als einer der stärksten tropischen Wirbelstürme, die seit Beginn verlässlicher Wetteraufzeichnungen beobachtet wurden. Nach Einschätzung von Experten hat der Taifun Schäden in Höhe von 6,5 bis 14,5 Milliarden Dollar (4,8 bis 10,7 Milliarden Euro) angerichtet. Das meldete die Nachrichtenagentur dpa-AFX unter Berufung auf den Versicherungsdienstleister Air Worldwide. Da in der betroffenen Region im südostasiatischen Inselstaat aber relativ wenig versichert sei, müssten sich Versicherungen nur auf Forderungen von etwa 300 bis 700 Millionen Dollar einstellen, heißt es.
Eine aktuelle Studie von BNY Mellon kommt just in diesen Tagen zu der Einschätzung, dass sich die Anzahl der ausstehenden Katastrophenanleihen, also Wertpapiere mit denen konkrete regionale Risiken aus beispielsweise Erdbeben oder eben Wirbelstürmen von Versicherungen oder Staaten an Investoren weitergereicht werden, von derzeit rund 19 Milliarden auf 50 Milliarden Dollar (per Ende 2018) mehr als verdoppeln wird. Auf Sicht dieser fünf Jahre halten die Studienmacher bei Insurance-Linked Securities (ILS), also an Versicherungsrisiken gebundene Finanzprodukte, eine jährliche Durchschnittsrendite von 25 Prozent für machbar. Für die Unterkategorie Cat Bonds seien 20 Prozent Rendite per annum möglich. Zum Vergleich: In den vergangenen 13 Jahren erzielten an Versicherungsrisiken gebundene Finanzprodukte im Schnitt eine Performance von 24 Prozent, während das Segment der Cat Bonds auf Sicht der zurückliegenden neun Jahre einen jährlichen Zuwachs von 30 Prozent abwarf. 
Die BNY-Studie trägt den Titel „The disater gap: How insurers and the capital markets can harness big data to close the gap“ und beschreibt die Entwicklungen auf dem Markt für Katastrophenanleihen. BNY Mellon muss man ein hohes Maß an Expertise attestieren, schließlich ist der Finanzdienstleister im vergangenen Jahr als Verwahrstelle für 68 Prozent aller ausstehenden Katastrophenanleihen aufgetreten. Allerdings ist es den deutschen VAG-Anlegern derzeit nicht möglich, in die Anlageklasse der verbrieften Versicherungsprodukte zu investieren. Hintergrund dafür ist die nicht eindeutige Zuordnung zum geltenden Anlagekatalog der Anlageverordnung. 
Studie sieht Wechsel auf der Käuferseite 
Während die Käufer von Katastrophenanleihen ursprünglich aus dem Umfeld von Hedgefonds stammten, verzeichnet BNY Mellon in jüngster Zeit auch bei Pensionsfonds (im weitesten Sinne) ein wachsendes Interesse an dieser Anlageklasse. Auf der Suche nach attraktiven Renditen seien immer mehr institutionelle Investoren an Katastrophenanleihen interessiert, die neben hohen Renditen eine Möglichkeit zur Diversifizierung der Portfolios böten, wie Dean Fletcher, Cat-Bonds-Experte bei BNY Mellon, argumentiert. Die Argumentation ist zwar nicht neu, hat aber auch nichts an Relevanz eingebüßt: Naturkatastrophen und Verwerfungen an den Finanzmärkten sind nur schwach korreliert. Wenn man es genau nimmt, besteht eine einseitige Unkorrelation von Katastrophenanleihen mit Aktien oder traditionellen Anleihen.
Den Studienmachern zufolge schlugen Naturkatastrophen in den Bilanzen der Versicherungsunternehmen im ersten Halbjahr 2013 mit rund 13 Milliarden Dollar zu Buche, während die gesamten volkswirtschaftlichen Verluste auf 45 Milliarden Dollar geschätzt werden. Während die Versicherer also weniger als ein Drittel der Kosten abgefangen haben, klafft eine „globale Desasterkluft“ (global desaster gap), wie BNY Mellon sich ausdrückt, in Höhe von 32 Milliarden Dollar. 
Im Hinblick auf die Studie zeigt sich Paul Traynor, Leiter der Versicherungsaktivitäten bei BNY Mellon, davon überzeugt, dass Versicherungen ebenso wie der Kapitalmarkt ihr Scherflein zur Reduzierung dieser Kluft beitragen können. Traynor setzt dabei auf eine Art Pakt zwischen der Assekuranz und institutionellen Investoren, der sich auf die Nutzungen großer Datenmengen („Big Data“) stützen soll. „Nie zuvor war die Erfahrung der Versicherungen so wichtig wie heute; der Einsatz von Kapital in bislang nicht abgesicherten Risiken erfordert tiefgründige Expertise, sowohl im Versicherungsgeschäft als auch bei der technischen Expertise“, ist der Fachmann überzeugt.
Das Investoreninteresse lässt sich Traynor zufolge steigern, indem Versicherer mit gutem Beispiel voran gehen und ihre Interessen mit denen der Investoren koppeln: „Die Expertise der Assekuranz, gepaart mit dem Komfort der sich für die Investoren schon daraus ergibt, dass die Versicherer eigenes Kapital einsetzen, wird auch die Kapitalmärkte ermutigen, verstärkt in Cat Bonds zu investieren.“ Die Studienmacher sind der Ansicht, dass sich aus der Kombination historischer Daten in Verbindung mit Prognosemodellen auf Basis großer Datenmengen robustere Risikomodelle für Katastrophenanleihen entwickeln lassen. 
Die Studie finden Sie hinter diesem Link.
portfolio institutionell newsflash 20.11.2013/Tobias Bürger
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