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11. Februar 2015

BVI fordert Regulierungspause

Nachdem in den vergangenen sechs Jahren eine neue Vorschrift die andere gejagt hat, fordert der BVI vom Gesetzgeber Zeit zum Verschnaufen für die Fondsbranche. Der Anteil Deutschlands am europäischen Fondsmarkt liegt bei 20 Prozent.

Der deutsche Fondsverband BVI fordert eine Regulierungspause. Nachdem allein in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 98 Regulierungsvorhaben, davon 39 EU-Richtlinien und 59 nationale Gesetzgebungsverfahren, über die Finanzbranche hinweg rollten, sei es nun an der Zeit zum Verschnaufen und Konsolidieren. „Die Regeln der letzten Jahre müssen auf ihre Wirkung geprüft werden“, so Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI, auf der gestrigen Jahrespressekonferenz. 
Insgesamt bewertet der Verband die Regulierungen der vergangenen Jahre überwiegend als positiv, dennoch gebe es Doppelregulierungen und Inkonsistenzen, die nicht zusammenpassen. Als Beispiel nannte Richter unter anderem die Offenlegungspflichten der Fondsgesellschaften an Anleger zur Wertpapierleihe, für die es Mehrfachregeln gibt. Während die europäische Aufsichtsbehörde Esma Informationen zu Art und Höhe der Sicherheiten und zur Identität der Gegenpartei vorschreibt, sieht der derzeitige EU-Verordnungsentwurf zu Wertpapierfinanzierungsgeschäften unter anderem die Auflistung der zehn wichtigsten Wertpapiere und Gegenparteien vor. Die Folgen dieser doppelten Berichtspflichten seien zusätzlicher administrativer und personeller Aufwand für die Fondsgesellschaften.
In der Kritik des BVI stehen auch die verschiedenen Meldepflichten zu Fondsrisiken, für die parallel fünf Richtlinien, Verordnungen und Gesetze existieren. Am umfangreichsten seien die Meldepflichten nach der AIFM-Richtlinie an die Bafin. Diese möchte die Fondsrisiken pro Einzelfonds und auf Gesellschaftsebene aufgeschlüsselt erhalten und fordert unter anderem Informationen zum aktuellen Risikoprofil, zu den Anlageschwerpunkten und Details zu den Stresstestergebnissen. Je nach Fondsvolumen hat die Meldung viertel-, halbjährlich oder jährlich zu erfolgen. Der Umfang pro Meldung beträgt stolze 23 Seiten pro Fonds. Die Bundesbank erwartet hingegen monatlich für jeden Einzelfonds sieben Seiten, in denen über die Fondsrisiken im Portfolio, Mittelabflüsse, Ausschüttungen und Wertpapierfinanzierungsgeschäfte berichtet wird. Jede Aufsicht definiert die Fondsrisiken unterschiedlich, so Richter. Erschwerend kommen die nationalen Alleingänge Deutschlands hinzu, etwa beim Hochfrequenzhandel und beim Trennbankengesetz. 
Ein weiteres Problem seien gegenläufige Vorschriften. Widersprüche bestünden laut Richter zum Beispiel bei der Frage nach dem Einsatz externer Ratings. Einerseits gibt es Bestrebungen nach einer geringeren Abhängigkeit von Rating-Agenturen, wie sie zum Beispiel in der EU-Rating-Verordnung und dem Gesetz zur Verringerung der Abhängigkeit von Ratings zu finden sind. Anderseits sind zum Beispiel nach dem Kapitalanlagerundschreiben der Bafin externe Ratings erforderlich. „Das passt nicht zusammen und sollte angeglichen werden“, merkte Richter auf der Pressekonferenz an.
Rekordstand bei den Mittelzuflüssen
Trotz des beschriebenen Aufwands für die Umsetzung von Regulierungen blickt die deutsche Fondsbranche zufrieden auf das Jahr 2014 zurück. Das verwaltete Vermögen erreichte mit 2,4 Billionen Euro einen neuen Rekord, wobei zwei Drittel auf das rein institutionelle Geschäft entfielen. Laut BVI-Statistik lagen Ende 2014 rund 1,2 Billionen Euro in Spezialfonds und 363 Milliarden Euro in freien Mandaten. Für Spezialfonds bedeutete dies gegenüber dem Vorjahr Netto-Mittelzuflüsse von 91 Milliarden Euro. Den Großteil steuerten mit 42 Milliarden Euro Versicherungsgesellschaften bei, gefolgt von Altersvorsorgeeinrichtungen mit 21 Milliarden Euro. Diese beiden Anlegergruppen stellen rund 60 Prozent des gesamten Spezialfondsvermögens. An dieser Stelle lenkte BVI-Präsident Holger Naumann die Aufmerksamkeit jedoch auf eine andere Anlegergruppe, nämlich die Kreditinstitute. Diese tätigten anders als in den Vorjahren wieder Neuanlagen in Spezialfonds. „Die Kreditwirtschaft investierte netto 8,3 Milliarden Euro nach leichten Abflüssen von netto 0,1 Milliarden Euro im Vorjahr, so Naumann. Für 2015 zeigte sich der BVI- Präsident ebenfalls optimistisch. Der Jahresauftakt sei positiv verlaufen. „Die Tendenz aus dem Vorjahr scheint sich fortzusetzen. Ich erwarte positive Mittelzuflüsse. Aus heutiger Sicht würde ich für 2015 den Daumen nach oben heben.“, so Naumann. Auch im internationalen Vergleich steht Deutschland nach Ansicht von Thomas Richter gut da. Der Anteil am europäischen Fondsmarkt liege bei 20 Prozent, weltweit seien es acht Prozent. 
portfolio institutionell newsflash 11.02.2015/Kerstin Bendix
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