Immobilien
7. Oktober 2015

BVK allein zu Haus

Ohne Kooperationspartner vergibt die Versorgungskammer einen Kredit für bezahlbaren Wohnraum. Auch bei anderen institutionellen Investoren steht Wohnen hoch im Kurs. Potenzial für Mietsteigerungen vor allem in A-Standorten.

Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) tätigt erstmals allein eine Unternehmensfinanzierung. Es handelt sich dabei um ein Darlehen über 150 Millionen Euro an die Gewofag Wohnen, ein Tochterunternehmen des Münchner Wohnungsbauunternehmens Gewofag Holding, die mit rund 35.000 Wohnungen Münchens größter Vermieter ist. „Für die Bayerische Versorgungskammer gehen rentable Investitionen und die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung bei diesen Kooperationen Hand in Hand“, kommentierte André Heimrich, Vorstandsmitglied für Kapitalanlagen der Bayerischen Versorgungskammer. „Es freut uns, dass wir als Finanzierungspartner als Finanzierungspartner der Gewofag Wohnen dazu beitragen können, bezahlbaren Wohnraum in München zu schaffen und zu erhalten“, fügte er hinzu. Die BVK selbst ist eigenen Angaben zufolge mit rund 6.500 Wohnungen auf dem Münchner Mietmarkt aktiv.

Nicht nur die BVK ist als institutioneller Investor auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt umtriebig. Trotz stark sinkender Anfangsrenditen steht dieser Sektor auch bei vielen anderen Anlegern hoch im Kurs, wie eine Online-Umfrage von Engel & Völkers Investment Consulting zeigt, an der im Sommer 214 institutionellen Anlegern aus Deutschland teilnahmen. Demnach wollen rund 53 Prozent der Befragten ihren Wohnimmobilienanteil im gesamten Immobilienportfolio in den nächsten zwölf bis 18 Monaten weiter erhöhen. Mehr als 60 Prozent wollen bis zu 100 Millionen Euro in Wohnimmobilien anlegen. Mit jeweils 35 Prozent werden Wohnimmobilien in A- und B-Standorten gleich stark nachgefragt. In C-Städten (unter 100.000 Einwohnern) wollen immerhin noch 23 Prozent der Umfrageteilnehmer investieren. Bei der Frage nach der Art der Wohnungen, in die investiert werden soll, zeichnet sich ein breites Spektrum ab. Rund 14 Prozent wollen in Wohnungen im unteren Preissegment investieren, etwa 31 Prozent im mittleren Preissegment und 14 Prozent im oberen Preissegment. Elf Prozent der Investoren sehen Studentenwohnhäuser und acht Prozent Pflegeheime als künftige Investitionsmöglichkeiten.
Einigkeit besteht unter den Umfrageteilnehmern bei der Renditeerwartung. Rund 80 Prozent der Befragten erwarten bei indirekten Investitionen eine Mietrendite zwischen 3,5 und fünf Prozent. Die gleiche Renditeerwartung haben 57 Prozent bei direkten Investitionen. Auffallend ist allerdings, dass sich bei direkten Investitionen auch jeweils 14 Prozent entweder mit einer Rendite von weniger als drei Prozent zufrieden geben oder sogar zwischen 5,5 und sieben Prozent Mietrendite erwarten. „Im Vergleich zu so genannten risikolosen Anlagen wie Bundesanleihen bieten Wohnimmobilien trotz teilweise starker Preisanstiege weiterhin attraktive Renditen. Vergleicht man die Renditen von Bundesanleihen mit den erwarteten Mietrenditen von Wohnimmobilien, so besteht immer noch ein Abstand von mehr als 300 Basispunkten – im langfristigen Mittel liegt dieser eher bei 100 Basispunkten. Daher gehen wir davon aus, dass die Kaufpreise auch künftig weiter steigen werden, die Risiken aber immer noch gut abgesichert sind“, erklärte Kai Wolfram, Geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Investment Consulting (EVIC).
Potenzial zur Mietsteigerungen in A-, B- und C-Standorten

Die Teilnehmer der Online-Umfrage wurden auch nach ihren Erwartungen bezüglich von Mietsteigerungen für Wohnimmobilien befragt. Dabei zeigt sich, dass das höchste Potenzial immer noch in den deutschen A-Standorten erwartet wird. Dort rechnen sie mit 3,4 Prozent Steigerungspotenzial pro Jahr, in B-Standorten mit 2,9 Prozent und in C-Standorten mit 1,6 Prozent. Bei der Entwicklung der Kaufpreise von Wohnimmobilien rechnen die Experten bei A- und B- Standorten überwiegend mit weiter steigenden Preisen (66 Prozent und 63 Prozent) oder stabilen Preisen (26 Prozent und 29 Prozent). In C-Städten gehen 24 Prozent der Befragten von steigenden Preisen aus. Mit 47 Prozent glaubt die Mehrheit, dass die Preise dort stabil bleiben. 19 Prozent prognostizieren sogar sinkende Kaufpreise für Wohnimmobilien in C-Städten.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, hat die Mietpreisbremse für rund 70 Prozent der Befragten keinen Einfluss auf ihre Investitionsentscheidungen. Nur  13 Prozent planen, weniger in Wohnimmobilien zu investieren, während elf Prozent sogar mehr investieren wollen. „Betrachtet man allerdings die erwarteten Mietsteigerungen nach A-, B- und C- Standorten, dann wird deutlich, dass viele Investoren ihren gesetzlich erlaubten Anpassungsrahmen bei ihren Mietsteigerungserwartungen nicht voll einkalkulieren. Entscheidend ist vielerorts dabei nicht die von der Politik verordnete Beschränkung. Vielmehr gibt der jeweilige regionale Immobilienmarkt den Rahmen vor“, kommentiert Wolfram. Während die Mietpreisbremse für die meisten Befragten keinen Einfluss auf die künftigen Investitionsentscheidungen hat, sieht es mit der Zinssituation anders aus. Für 32 Prozent ist die künftige Zinsentwicklung mit deutlichem Abstand der wichtigste Parameter. An zweiter Stelle folgt das Thema Nachhaltigkeit und als Drittes die demografische Entwicklung.
portfolio institutionell newsflash 07.10.2015/Kerstin Bendix

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