Schwarzer Schwan
6. Oktober 2017

Des Michels Notgroschen

Cent-Münzen zu Penny-Stocks.

Hatte Jesus einen Geldbeutel? Zu diesem interessanten theologischen Disput hat auch das Bundesfinanzministerium keine Antwort. Hätte er aber einen gehabt und wäre heute noch unter uns, würden sich darin nur wenige Ein- und Zwei-Cent-Münzen befinden. Denn mehr als drei Viertel der in Deutschland ausgegebenen Ein- und Zwei-Cent-Münzen dienen gar nicht als Zahlungsmittel, sondern fristen ein trauriges Dasein: aussortiert und abgelegt. Das geht aus einer Anfrage der Grünen im Bundestag hervor, die das Bundesfinanzministerium beantwortete und über die die Süddeutsche Zeitung berichtete. Die Schlagzeile, dass die Deutschen „Kupferschmarrn“ im Wert von 220 Millionen Euro horten, kann zwar mathematisch nicht ganz überzeugen, sorgt jedoch für Aufmerksamkeit. Womöglich auch beim Bundesfinanzminister auf der Suche nach Schwarzgeld. Doch tatsächlich hortet jeder Bundesbürger im Schnitt nicht 2,7 Millionen Euro, aber immerhin 200 Ein- und Zwei-Cent-Münzen in Spardosen oder Marmeladengläser.
Für die Kupferschätze gibt es verschiedene Deutungen: Womöglich ist diese Asset-Allokation von 100 Prozent Cash ein Spiegel für die notorische Aktienaversion des deutschen Michel? Zumindest in Penny-Stocks könnte man den Cent-Schatz ja umschichten. Oder handelt es sich bei dem Kupferschatz vielmehr um ein Rohstoffinvestment? Psychologen haben eine andere Wahrnehmung. Sie sehen in den Cent-Stücken den Goldbarren des kleinen Mannes oder attestieren eine beginnende Dagobert-Duck-Neurose mit dem zwanghaften Wunsch, in Geld zu baden. Verschwörungstheoretiker haben grundsätzlich eine erfrischende Sicht auf die Dinge: Sie glauben womöglich, dass sich Anarchisten mit den Kupfermünzen eindecken, um dann am Weltspartag loszuschlagen und Banken mit Cent-Stücken zu sprengen. So, jetzt ist der Groschen gefallen!
Mit diesen Überlegungen wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein schönes Wochenende.
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