8. November 2016

Depot A: A wie Aktien

Was haben die Darlehnskasse Münster und die Kreissparkasse Biberach gemeinsam? Sie setzen in ihrer Asset Allocation auf Aktien – der eine jüngst, der andere schon lange.

„Würden Sie, wenn regulatorisch möglich, mehr in Aktien investieren?“ Diese Frage beantworteten 44 Prozent der Besucher der Risikomanagement-Konferenz von Union Investment in Mainz mit „sehr wahrscheinlich“. Dies bestätigt auch Union-Vorstand Alexander Schindler in seiner Aussage, dass „die Investoren auf der Risikoleiter weiter hoch steigen“. Wer nun zum Beispiel weiter oben steht, ist die Darlehnskasse Münster (DKM) – zumindest kurzfristig betrachtet. Wie Dr. Lars Kleffmann, Leiter des Treasurys der katholischen Kirchenbank, auf der Union-Veranstaltung berichtete, hat man die Aktienquote signifikant erhöht. Abgeleitet wurde die Erhöhung in Münster aber aus der Einsicht, dass sich mit diesem Schritt langfristig betrachtet das Risiko eher reduziert.
Kleffmann führte zunächst aus, dass der Nullzins bei der DKM – Bilanzsumme 4,4 Milliarden Euro – zu intensiven Diskussionen geführt habe. Schließlich wirkt sich dieser auf das Asset-Liability-Management aber auch auf das Geschäftsmodell insgesamt aus. Diese Punkte flossen nun in die Strategiediskussionen über die Asset Allocation des Depot A ein. Dabei sprachen für Aktien nicht nur Dividendenrenditen und die relativ betrachtet günstige Bewertung, sondern auch – in die Zukunft hinein betrachtet – die im Vortrag angenommene Dax-Rendite von 5,5 Prozent pro Jahr und dass auch weiterhin gilt, dass auf schlechtere Jahre auch wieder bessere Jahre folgen. Im Vergleich mit Anleihen spricht für Kleffmann aber insbesondere folgende dynamische Betrachtung pro Dividendentitel: „Aktien bewegen sich langfristig auf einem Wachstumspfad. Somit baut sich über Jahre ein Risikopuffer auf.“ Nach zehn Jahren bestehe ein Puffer von 70 Prozent. „Bei Anleihen gibt es dagegen keinen natürlichen Wachstumspfad und somit auch keinen Pufferaufbau“, erklärt Treasurer Lars Kleffmann. 
Vertrauensbildend ist auch die Statistik des Deutschen Aktieninstituts, dass es in 50 Jahren so gut wie keine Zehn-Jahres-Perioden gab, in denen der Dax unter Wasser lag. Die Kleffmann-Conclusio: „Renten sind schwankungsarm und kurzfristig besser, weisen aber langfristig Risiken auf. Unter Umständen ist nicht einmal der Kapitalerhalt gesichert. Wenn man einen langfristigen Horizont hat, sollte man, wenn man es durchhalten kann, in Aktien investieren.“ 
Aktienrisiken über Aktienanleihen
Vertrauensbildend kann für die Darlehnskasse aber auch ein Beispiel aus dem Sparkassenlager Baden-Württembergs sein, das bereits einen Puffer aufgebaut und entsprechend seine Aktienquote erhöht hat. Die Bilanzsumme der Kreissparkasse Biberach von etwa 5,5 Milliarden Euro besteht nun zu bis zu zehn Prozent aus Aktienrisiken. Die hierfür nötigen Reservepolster wurden bereits seit den 90er Jahren aufgebaut. Öfters kommt es mittlerweile zu Anfragen anderer Sparkassen, die sich über einen eigenen Aufbau einer Aktienquote mit der Biberacher Sparkasse austauschen wollen. 
Eine Spezialität des Hauses sind seit 20 Jahren generell Stillhaltergeschäfte in Aktien, welche seit mehreren Jahren auch in Form von Aktienanleihen verbrieft sind. Trotz Puffer kam es in dieser Zeit natürlich auch vor, dass der Kreissparkasse Biberach am Laufzeitende Aktien angedient wurden. Dann ist Geduld gefragt, bis der Aktienkurs wieder den ursprünglichen Investmentwert widerspiegelt. „Die Wartezeit versüßen wir uns dadurch, dass wir möglichst ein Fälligkeitsdatum vor der Dividendenausschüttung suchen und zudem Covered Calls schreiben“, erläutert Depot-A-Manager Kurt Hardt. So lässt sich neben dem Kupon mit der Dividende noch ein zweiter -ordentlicher Ertrag und mit der Stillhalterprämie ein zusätzlicher außerordentlicher Ertrag erzielen. 
Laut dem Berater Schulz & Partner rangiert bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken der Depot-A-Anteil gemessen an der Bilanz zwischen 20 bis 60 Prozent. Entsprechend hoch sind die Zinsrisiken. Darum ist zu erwarten, dass sich auch diese Anlegergruppe für ihre Eigenanlagen verstärkt abseits von Anleihen umschaut.
portfolio institutionell newsflash 08.11.2016/Patrick Eisele
Autoren:

Schlagworte:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert