Pension Management
2. April 2014

Deutschlands Altersversorgung ist nur Mittelmaß

Die nachhaltige Ausrichtung des deutschen Rentensystems verliert an Wirkung, so eine neue Allianz-Studie. Während Deutschland im internationalen Vergleich abrutscht, zeigt sich Griechenland als Aufsteiger. Australiens Pensionssystem bleibt Spitzenreiter.

Das deutsche Rentensystem ist im internationalen Vergleich nicht mehr als Mittelmaß. Es spielt in einer Liga mit Ländern, wie Rumänien, Malaysia, Österreich und Kroatien. Dies zeigt eine neue Studie der Allianz zur Nachhaltigkeit staatlicher Rentensysteme – dem Allianz Pension Sustainability Index (PSI) 2014, für die der gegenwärtige Stand und die zukünftige Entwicklung der Altersvorsorgesysteme von 50 Ländern weltweit analysiert wurden.
Auf Basis von Variablen wie demografischen Trends, der Situation der Staatsfinanzen sowie der Ausgestaltung des Pensionssystems hat Allianz in ihrem PSI die Notwendigkeit weiterer Reformen in einer Kennzahl zusammengefasst. „Ein gutes Ranking im Index deutet darauf hin, dass ein Pensionssystem eines Landes gut mit aktuellen und künftigen demografischen Entwicklungen mithalten kann“, erklärt Dr. Renate Finke, Autorin der Studie und Senior Economist bei der Allianz. Bei einer Gesamtbewertung von zehn besteht kein Bedarf, ein Score von eins deutet auf hohen Reformdruck hin.
Für Deutschland ergibt sich nach dieser Analyse ein Score von etwas über sechs. Es besteht somit kein akuter Reformdruck, ein gewisser Bedarf ist jedoch zweifelsohne vorhanden. Obwohl Deutschland 2012 die gesetzliche Altersgrenze für den Renteneintritt schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben hat, ist das deutsche System im Vergleich zur bislang letzten Erhebung von 2011 um ein paar Plätze abgerutscht, und zwar von Platz 19 auf 23.
Die Studienautoren machen für das Abrutschen Deutschlands zwei Gründe aus. Zum einen habe die UN ihre Prognose für die Bevölkerungsentwicklung nach unten korrigiert. Diese geht davon aus, dass der Altersquotient in Deutschland, der bereits heute schon zu den höchsten überhaupt gehört, stärker steigen wird als erwartet. Gegenwärtig kommen auf 100 Menschen 32 ältere, 2050 dürften es knapp doppelt so viele sein. Zum anderen nehme der Druck auf die öffentlichen Finanzen weiter zu. So ist Deutschland mit einem Schuldenstand von 82 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) per Ende 2012 im westeuropäischen Vergleich zwar nur Mittelmaß, was allerdings nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass die Bundesrepublik stark verschuldet ist. Für staatliche Pensionen gibt Deutschland derzeit immerhin 10,8 Prozent des BIP aus. Zum Vergleich: Die Niederländer geben 6,8 Prozent aus, die Italiener 15,3 Prozent.
Kontraproduktiv für das aktuelle PSI-Ranking von Allianz dürften sich auch die kürzlich beschlossenen Änderungen im deutschen Pensionssystem – Stichwort Mütterrente und abschlagfreie Rente für Menschen, die 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben – niedergeschlagen haben. „Wir haben diese jüngsten Veränderungen berücksichtigt, was ebenfalls ein Grund dafür sein dürfte, dass sich Deutschlands Ranking nicht verbessert hat“, schreiben die Studienautoren.
Griechenland erholt sich
Deutschland ist allerdings nicht als einziges Land im Ranking abgerutscht. Das gleiche Schicksal ereilte Österreich (von 20 auf 24) und Slowenien (von 31 auf 41). Die größte Verschlechterung verzeichnete Taiwan, für das es satte 14 Plätze auf Rang 33 nach unten ging. Logischerweise muss es auch Aufsteiger im Ranking geben. Ins Auge stechen hier insbesondere Rumänien, Singapur und Luxemburg, die sich allesamt um mehr als acht Plätze verbesserten. Zu den positiven Beispielen darf sich auch Griechenland zählen. „Griechenland, das im 2011er PSI am schlechtesten abschnitt, konnte sich aufgrund drastischer Reformen, die von den Sparpaketen des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank befördert wurden, verbessern. Es ist gelungen, die Ausgaben für Pensionen nachhaltig zurückzuschrauben“, so die Studienautoren. Griechenland kletterte somit vom letzten auf den 31. Platz. Dennoch sei die Staatsverschuldung noch immer hoch und auch der Altersquotient liege mit 29 Jahren deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 24. Aus diesem Grund mahnt Dr. Renate Finke, Autorin der Studie und Senior Economist bei Allianz: „Griechenland muss die Ausgaben für sein Pensionssystem weiter eng beobachten. Die Regierung hat auch bereits vorgesehen, weitere Reformen einzuleiten, sobald die Ausgaben wieder über ein bestimmtes Maß steigen.”
Thailand hat Griechenland als Schlusslicht im PSI-Ranking abgelöst und steht angesichts des niedrigsten Scores von knapp fünf unter dem größten Reformdruck. „Das Pensionssystem leidet unter einem extrem niedriges Renteneintrittsalter (55 Jahre)“, heißt es in der Studie. Nur knapp vor Thailand liegen Brasilien und Japan. Das schlechte Abschneiden von Japan führen die Studienautoren auf die sehr alte Bevölkerung und die sehr hohe Staatsverschuldung zurück. Der Score liegt zwischen fünf und sechs.
Wie schon 2011 bleibt Australien auf dem Spitzenplatz. Der fünfte Kontinent weist das nachhaltigste Pensionssystem auf und hat mit einem Score von fast acht den geringsten Reformdruck. Es folgen Schweden und Neuseeland. Laut der Allianz haben alle drei Länder ihre Altersvorsorgesysteme breiter angelegt und früh damit begonnen, sie zu reformieren. Australien etwa ist mit seinem zweigliedrigen System, mit einer schlanken staatlichen Rente auf der einen und einer weit entwickelten kapitalgedeckten Rente auf der anderen Seite, am besten im Hinblick auf Belastungen der öffentlichen Haushalte vorbereitet. Ähnlich wie Australien verfügen Schweden und Neuseeland über ein umfassendes Rentensystem, das auf starken, kapitalgedeckten Rentenzahlungen basiert. Europäische Länder unter den Top Ten der nachhaltigsten Pensionssysteme weltweit sind – neben Schweden – Norwegen auf Platz 4, die Niederlande (5), Dänemark (6) und die Schweiz (7).
portfolio institutionell newsflash 02.04.2014/Kerstin Bendix

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