Schwarzer Schwan
9. Mai 2014

Die Balken biegen sich

Vom Wahrsagen lässt sich wohl leben, aber nicht vom Wahrheit sagen! Nach diesem Motto wird leider nur allzu oft auch in der Finanzbranche verfahren. Allerdings kommt meist die Wahrheit über die Unwahrheit früher oder später ans Licht.

Bei der HRE beispielsweise, besser bekannt als Hypo Real Estate, dauerte es nur wenige Wochen. Ende 2007 stellte HRE-Chef Georg Funke den Dax-Wert noch als Krisengewinnler dar. Ein starkes Stück, denn schon am 15. Januar 2008 musste die Bank für die Anleger völlig überraschend mit der Pflichtmitteilung über ihre hohen Belastungen rausrücken, und war in der Folge auf Garantiezusagen und Garantien aus dem Finanzmarktstabilisierungsfonds angewiesen. Immobilienfinanzierungsexperte Georg Funke wirkte seitdem lieber als Immobilienmakler auf Mallorca.
In noch besserer Erinnerung ist der „Porsche-VW-Prozess“. Bei diesem ist zwar über Wahrheit und Unwahrheit noch nicht abschließend gerichtet worden. In unguter Erinnerung bleibt aber haften, dass die Sportwagenschmiede erst von einer Finanzbeteiligung sprach und dann einen Beherrschungsvertrag anstrebte und die Öffentlichkeit über die Höhe der VW-Beteiligung stets im Dunkeln tappte.
Beim Sportsfreund Gribkowsky wiederum biegen sich die Balken so richtig. Der Ex-Bayern-LB-Vorstand und Möchtegern-Formel-Eins-Impressario mit aktuellem Wohnsitz in München-Stadelheim (als Freigänger) hat schon viel zum Besten gegeben und dabei erzählerisches Talent bewiesen. In der Schmiergeldposse um Bernie Ecclestone, seines Zeichens echter-Formel-Eins-Impressario, konnte Gerhard Gribkowsky mit einer weiteren Geschichte aufwarten. In diesem Prozess behauptet Ecclestone, Gribkowsky habe versucht, ihn zu erpressen. Banker Gribkowsky beteuert, Ecclestone habe versucht, ihn zu schmieren. Dafür habe vor einem Formel-Eins-Rennen in Melbourne ein Koffer mit 20 Millionen US-Dollar in Ecclestones Wohnmobil bereitgelegen, weshalb Gribkowsky natürlich (!) sofort die Compliance der Bayern-LB benachrichtigt habe. 
Komisch ist an der Geschichte, dass der Formel-Eins-Zirkus nicht in Wohnmobilen nächtigt und der Compliance der Bayern-LB von dem Vorgang natürlich (!) nichts bekannt ist. Interessant ist vielmehr die Frage, – liebe Finanzexperten aufgemerkt! – wie viel denn ein solcher Koffer wiegt? Nach knallharten Recherchen der FAZ-Redaktion (möglicherweise im Eigenversuch) wiegen 200.000 Hundert-Dollar-Scheine schlappe 200 Kilo. US-Banknoten mit einem größeren Nennwert sind nicht im Umlauf. Dazu muss man wissen, dass Ecclestone nicht nur 1,57 Meter klein, sondern auch schon 83 Jahre alt ist. Zudem hätte man für derlei physische Transaktionen nicht nur eine bessere Physis, sondern auch ein großes Wohnmobil gebraucht, da ein solcher Koffer einen Meter breit, 0,5 Meter hoch und 0,4 Meter tief sein müsste. Eher wahrscheinlich erscheint, dass Gribkowsky bald wie der Baron von Münchhausen auf einer Kanonenkugel über die Gefängnismauern von Stadelheim reitet. 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio einmal mehr ein schönes Wochenende. 
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