12. März 2014

Die Kleinen ganz groß

Kleine, spezialisierte Asset Manager sind bei institutionellen Investoren gut positioniert. Insbesondere in puncto Betreuung hängen sie die großen, angelsächsischen Adressen ab. Laut einer Feri-Studie planen die Investoren in den kommenden Monaten einige Allokationsänderungen.

Kleine Asset Manager genießen ein sehr gutes Standing bei institutionellen Investoren in Deutschland. Insbesondere bei der Unternehmensqualität und Kundenbetreuung können die kleinen, spezialisierten Adressen punkten. Das zeigt eine neue Studie von Feri Euro Ratings, für die 138 institutionelle Anleger, darunter Versicherungen, Altersvorsorger, Banken sowie Kirchen und Stiftungen, mit über 770 Milliarden Euro Anlagevolumen befragt wurden. Extern verwaltet werden über 246 Milliarden Euro.  
Eine Kernfrage der Studie drehte sich darum, an wen die Investoren externe Mandate vergeben haben und wie zufrieden sie mit den gewählten Managern sind. Dabei zeigte sich zunächst, dass 850 Mandate bei 122 verschiedenen Asset-Management-Gesellschaften liegen. Unter den Big 30, den Asset Manager mit den meisten erfassten Mandaten in der Studie, finden sich neben großen deutschen Häusern, wie Allianz Global Investors, Deka Investment, DeAWM, Union Investment und Universal-Investment, und angelsächsischen Adressen, wie Blackrock, Fidelity, Goldman Sachs und Pimco, auch eine Reihe kleinerer Asset Manager. Unter die Big 30 geschafft haben es zum Beispiel Bantleon, Fisch Asset Management, Lampe Asset Management, Lazard und Robeco.
Ein genauer Blick auf die Erfolgsfaktoren zeigt, dass die kleinen Asset Manager insbesondere bei den Feri-Indikatoren „Unternehmensqualität“ und „Qualität der Kundenbetreuung“ eine gute Bewertung von den Investoren erhalten. „Bei der Unternehmensqualität stellen wir fest, dass kleine Häuser sehr gut positioniert sind. Man findet Namen wie Bantleon, Lazard oder Lampe auf den vorderen Plätzen“, erklärt Christian Michel von Feri Euro Rating Services. „Auch im Bereich Kundenbetreuung nennen die Investoren die kleinen Adressen. Hier geht es vor allem um die individuelle Betreuung. Insbesondere die angelsächsischen Häuser sind etwas schlechter positioniert“, erklärt Michel. Seines Erachtens liegt es vor allem daran, dass die Betreuung oft global und arbeitsteilig erfolgt und somit die Nähe zum Kunden nicht so ausgeprägt ist. Aber nicht nur mit der Unternehmensqualität und Kundenbetreuung punkten die kleinen Asset Manager bei den Investoren, sondern auch beim Portfoliomanagement. „Unter den besten Häusern findet man wieder fokussierte Adressen, wie Lazard und Fisch, aber auch einige große Anbieter, wie Pimco, UBS und Fidelity, können dort überzeugen“, so Michel. 
Investor ist nicht gleich Investor
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, sind Renten mit durchschnittlich 78 Prozent nach wie vor die alles dominierende Asset-Klasse. Die Great Rotation in Aktien hat nicht stattgefunden. Ein differenzierter Blick auf die einzelnen Investorengruppen offenbart jedoch deutliche Unterschiede. So sind es vor allem die Banken-Treasurer und Versicherungen, die aufgrund ihres sehr restriktiven Handlungsrahmens unbeirrt sehr hohe Rentenquoten von 84 beziehungsweise 81 Prozent fahren. Bei den 47 befragten Altersversorgern hat sich hingegen durchaus eine Rotation im Portfolio vollzogen. Gegenüber 2011 fiel der Rentenanteil von 68 auf 56 Prozent. Nutznießer waren Aktien: Die Quote stieg von 8,9 auf 14,3 Prozent. Aber auch in den Alternatives-Bereich – vornehmlich Private Equity – flossen Gelder, so dass dieser Anteil von 3,0 auf 4,3 Prozent stieg.
Im Gegensatz zu den Altersvorsorgeeinrichtungen haben Banken ihren Aktienanteil seit 2011 gesenkt. Dieser beträgt inzwischen nur noch 1,6 Prozent. Bei den 24 befragten Versicherungen zeichnet sich ein ähnliches Bild. Die Aktienquote sank von 5,3 auf 4,1 Prozent. Aufgestockt haben sie dafür die Immobilienquote, und zwar von 4,9 auf 5,9 Prozent. Im Schnitt sind es 230 Millionen Euro, die Versicherungen seit 2011 in Immobilien gesteckt haben.
Nicht nur in der Assekuranz stehen Immobilien in der Gunst der Investoren weit oben. Über alle Investorengruppen hinweg sind bis Ende 2016 Allokationsänderungen zugunsten von Immobilien geplant. Im Schnitt soll der Immobilienanteil um 5,3 Prozentpunkte steigen. „Bisher waren vor allem Versicherungen in diesem Bereich aktiv. Bei den Altersversorgern ist die Quote in den vergangenen zwei Jahren gleich geblieben“, so Michel. Allerdings ist diese mit 9,4 Prozent deutlich höher als bei Versicherungen. Neben Immobilien dürfen sich auch Private Equity und Aktien auf Zulauf der Investoren freuen. Geplant sei, den Anteil dieser beiden Asset-Klassen bis Ende 2016 um 4,9 beziehungsweise 4,7 Prozentpunkte auszubauen. „Die Investoren tendieren in Richtung Risiko und Wagnis. Sie wollen in höher rentierliche Asset gehen“, so Michel. Gegenüber Staatsanleihen sind die Investoren hingegen negativ eingestellt. Der Anteil soll in den nächsten zwei Jahren im Schnitt um 0,6 Prozentpunkte abgebaut werden. Dies dürfte nicht zuletzt dem anhaltend niedrigen Zinsniveau geschuldet sein.
Als Reaktion auf das niedrige Zinsniveau haben bereits 60 Prozent eine Veränderung in ihrer Struktur im Rentenportfolio vorgenommen, weitere zehn Prozent haben dies auf dem Plan. Bei den Investoren, bei denen es bereits zu Umschichtungen kam, erfolgten diese vornehmlich zugunsten von Unternehmensanleihen aus Industrienationen (41,3 Prozent). Mit jeweils 24 Prozent standen Unternehmensanleihen aus Emerging Markets und höher rentierliche Staatsanleihen der Eurozone auf Platz zwei, knapp gefolgt von Emerging-Market-Staatsanleihen und Aktien mit jeweils 23 Prozent Nennungen.
Obwohl den Schwellenländern in den vergangenen Allokationsänderungen eine große Bedeutung zukam, hat sich der Blick heute etwas geändert. „Die Investoren sind für die Emerging Markets nicht wirklich bullish. Für Aktien sind sie hingegen relativ optimistisch“, erklärt Michel. Besonders positiv fällt die Einschätzung zum deutschen Aktienmarkt aus, rund 80 Prozent halten die Anlageperspektiven bis 2016 für gut oder sehr gut. Auch Nordamerika und Asien (ex Japan) werden mehrheitlich positiv bewertet. „Selbst für den japanischen Aktienmarkt, für den in der Studie von 2011 kein Investor positiv gestimmt war, hat sich das Bild aufgehellt“, fügt der Feri-Mann hinzu. Immerhin knapp 30 Prozent sehen die Anlageperspektive als gut oder sehr gut an.     
portfolio institutionell newsflash 12.03.2014/Kerstin Bendix    

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