Versicherungen
27. April 2015

Die Versicherungswelt wird immer pessimistischer

Bei der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten tun sich Versicherer weltweit schwer. Die Hoffnung ruht auf weniger liquiden privaten Asset-Klassen, zeigt eine neue Studie.

Der Pessimismus in der Versicherungsbranche wird weltweit immer größer. Dies ist das Fazit der jährlichen Versicherungsstudie von Goldman Sachs Asset Management (GSAM) mit dem Titel „Too much capital, too little return“, für die im Februar weltweit 267 Chief Investment Officers und Finanzvorstände von Versicherungskonzernen mit einem globalen Bilanzvermögen von über sechs Billionen US-Dollar befragt wurde. Danach sind Versicherer zwar der Meinung, dass die Branche gut kapitalisiert ist, sich aber immer schwerer damit tut, in einem zunehmend herausfordernden Umfeld attraktive Anlagemöglichkeiten ausfindig zu machen. Belastende Faktoren seien dabei negative Renditen, enge Spreads und hohe Aktienkurse. Dieses Jahr sind Versicherer somit pessimistischer als in den vergangenen vier Jahren. 
„Die Versicherungsgesellschaften bemühen sich zwar, neue Anlagemöglichkeiten ausfindig zu machen. Diese sind bei anhaltend niedrigen Renditen allerdings dünn gesät. Auch für dieses Jahr rechnet die Versicherungsbranche nicht mit einem deutlichen Renditeanstieg“, erklärte Michael Siegel, Global Head of Insurance Asset Management bei GSAM. Dennoch wolle ein Drittel der befragten Versicherer weltweit das Portfoliorisiko insgesamt ausbauen. 
Ein genauer Blick auf die Regionen, aus denen die Versicherungen stammen, offenbart hierbei jedoch Unterschiede. Versicherer in EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) sowie in ganz Asien wiesen einen größeren Risikoappetit auf als ihre amerikanischen Pendants. Dort haben sie in den vergangenen Jahren einen starken Risikoappetit gezeigt und jetzt ein ausreichendes Risikoniveau erreicht. Daher wollen amerikanische Versicherer ihr Risikoniveau insgesamt beibehalten, so GSAM. In der EMEA-Region sei die Risikoneigung bei den Versicherern im Laufe der Zeit kontinuierlich gestiegen. Asiatische Versicherungsgesellschaften hingegen orientieren sich verstärkt in Richtung Kredit- und Aktienmarktrisiko.
Wie die Studie zeigt, planen die Versicherer weltweit, die Allokation zu weniger liquiden privaten Asset-Klassen zu erhöhen. Das betreffe unter anderem die Allokation zu gewerblichen Hypothekarkrediten, Infrastrukturkrediten, Private Equity und Krediten an mittelständische Unternehmen. Ihren Renditeerwartungen entsprechend wollen Versicherer ihre Allokationen zu hochliquiden Assets wie Bargeld und kurzlaufenden Papieren sowie Staatsanleihen und Agency-Schuldtiteln verringern. Von Aktien werde unterdessen eine bessere Performance erwartet als von Kreditprodukten. Die Versicherer gehen außerdem davon aus, dass in diesem Jahr die höchsten Renditen mit Private Equity sowie US-amerikanischen und europäischen Aktien zu erzielen sind. 
Als größtes volkswirtschaftliches Risiko nannten die Befragten das Wachstumstempo der amerikanischen Wirtschaft. CIOs und CFOs erwarten im Zuge der lebhafteren US-Konjunktur und vergleichsweise höherer Zinsen eine weitere Stärkung des US-Dollar. Wegen der sinkenden Renditen im Jahr 2014 und der Ausweitung der quantitativen Lockerung durch die Zentralbanken hat die Versicherungsbranche ihre Zinserwartungen reduziert. Trotz jahrelanger beispielloser geldpolitischer Lockerung bereitet der Versicherungsbranche Deflation auf kurze Sicht größere Sorgen, zeigt die Studie weiter. Die Gründe sind das schleppende weltweite Wachstum und die gesunkenen Rohstoffpreise. Die Versicherungsgesellschaften erwarten, dass Rohstoffe in diesem Jahr zu den Anlageformen mit der niedrigsten Rendite zählen werden. Inflationssorgen sind auf kurze Sicht nicht mehr aktuell, sondern kommen eher mittelfristig zum Tragen.
portfolio institutionell newsflash 27.04.2015/Kerstin Bendix
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27. April 2015

Die Versicherungswelt wird immer pessimistischer

Bei der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten tun sich Versicherer weltweit schwer. Die Hoffnung ruht auf weniger liquiden privaten Asset-Klassen, zeigt eine neue Studie.

Der Pessimismus in der Versicherungsbranche wird weltweit immer größer. Dies ist das Fazit der jährlichen Versicherungsstudie von Goldman Sachs Asset Management (GSAM) mit dem Titel „Too much capital, too little return“, für die im Februar weltweit 267 Chief Investment Officers und Finanzvorstände von Versicherungskonzernen mit einem globalen Bilanzvermögen von über sechs Billionen US-Dollar befragt wurde. Danach sind Versicherer zwar der Meinung, dass die Branche gut kapitalisiert ist, sich aber immer schwerer damit tut, in einem zunehmend herausfordernden Umfeld attraktive Anlagemöglichkeiten ausfindig zu machen. Belastende Faktoren seien dabei negative Renditen, enge Spreads und hohe Aktienkurse. Dieses Jahr sind Versicherer somit pessimistischer als in den vergangenen vier Jahren.

„Die Versicherungsgesellschaften bemühen sich zwar, neue Anlagemöglichkeiten ausfindig zu machen. Diese sind bei anhaltend niedrigen Renditen allerdings dünn gesät. Auch für dieses Jahr rechnet die Versicherungsbranche nicht mit einem deutlichen Renditeanstieg“, erklärte Michael Siegel, Global Head of Insurance Asset Management bei GSAM. Dennoch wolle ein Drittel der befragten Versicherer weltweit das Portfoliorisiko insgesamt ausbauen.

Ein genauer Blick auf die Regionen, aus denen die Versicherungen stammen, offenbart hierbei jedoch Unterschiede. Versicherer in EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) sowie in ganz Asien wiesen einen größeren Risikoappetit auf als ihre amerikanischen Pendants. Dort haben sie in den vergangenen Jahren einen starken Risikoappetit gezeigt und jetzt ein ausreichendes Risikoniveau erreicht. Daher wollen amerikanische Versicherer ihr Risikoniveau insgesamt beibehalten, so GSAM. In der EMEA-Region sei die Risikoneigung bei den Versicherern im Laufe der Zeit kontinuierlich gestiegen. Asiatische Versicherungsgesellschaften hingegen orientieren sich verstärkt in Richtung Kredit- und Aktienmarktrisiko.

Wie die Studie zeigt, planen die Versicherer weltweit, die Allokation zu weniger liquiden privaten Asset-Klassen zu erhöhen. Das betreffe unter anderem die Allokation zu gewerblichen Hypothekarkrediten, Infrastrukturkrediten, Private Equity und Krediten an mittelständische Unternehmen. Ihren Renditeerwartungen entsprechend wollen Versicherer ihre Allokationen zu hochliquiden Assets wie Bargeld und kurzlaufenden Papieren sowie Staatsanleihen und Agency-Schuldtiteln verringern. Von Aktien werde unterdessen eine bessere Performance erwartet als von Kreditprodukten. Die Versicherer gehen außerdem davon aus, dass in diesem Jahr die höchsten Renditen mit Private Equity sowie US-amerikanischen und europäischen Aktien zu erzielen sind.

Als größtes volkswirtschaftliches Risiko nannten die Befragten das Wachstumstempo der amerikanischen Wirtschaft. CIOs und CFOs erwarten im Zuge der lebhafteren US-Konjunktur und vergleichsweise höherer Zinsen eine weitere Stärkung des US-Dollar. Wegen der sinkenden Renditen im Jahr 2014 und der Ausweitung der quantitativen Lockerung durch die Zentralbanken hat die Versicherungsbranche ihre Zinserwartungen reduziert. Trotz jahrelanger beispielloser geldpolitischer Lockerung bereitet der Versicherungsbranche Deflation auf kurze Sicht größere Sorgen, zeigt die Studie weiter. Die Gründe sind das schleppende weltweite Wachstum und die gesunkenen Rohstoffpreise. Die Versicherungsgesellschaften erwarten, dass Rohstoffe in diesem Jahr zu den Anlageformen mit der niedrigsten Rendite zählen werden. Inflationssorgen sind auf kurze Sicht nicht mehr aktuell, sondern kommen eher mittelfristig zum Tragen.

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