Pensionskassen
27. Januar 2016

Diversifikation ist Trumpf

Norbert Schulte-Mattler, Vorstandsvorsitzender der Philips Pensionskasse, sieht sich für die Zukunft gut gerüstet. Im Interview mit portfolio institutionell erläutert er, warum sich neben Aktien, High Yields und Immobilien auch eine ansehnliche Portion an Erneuerbare-Energien-Investments im Portfolio der PK befindet.

Herr Schulte-Mattler, wie lief das Jahr 2015 für die Philips Pensionskasse? 
Dank unserer hohen Anlagequoten für Erneuerbare Energien und Immobilien haben wir erneut eine befriedigende Verzinsung im letzten Jahr erzielt. Da wir nicht unmittelbar im Wettbewerb stehen und die Reserven erhalten wollen, um auch weiter ambitionierter, das heißt, nennenswert in Aktien, investieren zu können, wird unsere Nettoverzinsung 2015 wohl knapp oberhalb von drei Prozent liegen. 
Um die langfristige Erfüllbarkeit der Verbindlichkeiten sicherzustellen, hat die Pensionskasse über den Rechnungszins hinaus in den vergangenen Jahren kaum Überschüsse gewährt, sondern stattdessen die Deckungsrückstellung deutlich verstärkt. Ende 2014 wurde der Rechnungszins der älteren Tarife auf 3,25 Prozent gesenkt. Eine weitere Absenkung auf 3,0 Prozent, für die wir bereits wieder ansparen, ist geplant. Viele andere Pensionskassen haben diese wohl unvermeidlichen Schritte noch vor sich. Wir sind froh, dieses Thema bereits konsequent angegangen zu sein, da es uns für die Zukunft wichtige Freiräume verschaffen sollte. 
Steht mit Solvency II die nächste Belastung vor der Tür? 
Zumindest kurzfristig noch nicht. Ich glaube persönlich aber, dass in ein paar Jahren und in irgendeiner Form Solvency II auch für Pensionskassen kommt. Brüssel fordert von den großen Pensionskassen bereits heute entsprechende Stresstestszenarien ein. Das große Damoklesschwert ist dabei für viele Pensionskassen, dass für die sich unter Solvency II ergebenden höheren Eigenmittelunterlegungen nicht genug Eigenkapital vorhanden ist. Die Trägerunternehmen sind aber alles andere als begeistert davon, dieses Eigenkapital zur Verfügung stellen zu müssen. Die Unternehmen wollen gute und soziale Arbeitgeber sein – aber nicht auf Kosten der eigenen Bonität.
Hintergrund ist, dass die Trägerunternehmen für die Höhe des nicht vorhandenen Eigen-kapitals ihrer Pensionskassen in den eigenen Abschlüssen vermutlich entsprechende Angaben im Sinne von Eventualverbindlichkeiten machen müssen, was wiederum das eigene Rating belasten könnte. Vielen Pensionskassen droht darum die eventuelle Schließung. Ich könnte mir vorstellen, dass nach einer Einführung von Solvency II – ohne ausreichend lange Übergangsfristen – zahlreiche der heutigen Pensionskassen geschlossen oder verkauft werden. Eine zentrale und offene Frage ist somit, wie die Absicherung beziehungsweise die Solvenz des Trägerunternehmens in einem Solvency-II-System für Pensionskassen adäquat berücksichtigt wird. 
Bestehen die Vorbehalte mancher Kassen nur wegen der Eigenkapitalregeln oder auch wegen­ der Fit-and-Proper-Anforderungen? 
Die ausreichende Anzahl und die notwendige Qualifikation der handelnden Personen in allen­ Funktionen ist ein wichtiges Thema bei Pensionskassen. Vor allem die aufsichtsrechtliche Genehmigung geeigneter Kandidaten für die verschiedenen Gremien kann gelegentlich ein Problem darstellen. Zum Beispiel besteht der Aufsichtsrat bei regulierten Kassen zur Hälfte aus von den Mitgliedervertretern gewählten Personen, meist ohne tiefgehende Vorkenntnisse zur betrieblichen Alters­versorgung. Alle Aufsichtsräte müssen von der Bafin aber seit einigen Jahren bestätigt werden. Die Anforderungen hierfür machen es jetzt schon schwer, ausgeschiedene Aufsichtsräte wieder zu ersetzen. Noch weiter­gehende Qualifikationsanforderungen könnten dies praktisch unmöglich machen. 
Meine Vorstandkollegin und ich haben beide einen Versicherungshintergrund. Bei der Bestellung neuer Vorstände hören wir vermehrt, dass die Aufsicht regelmäßig höhere Anforderungen an die einschlägigen Vorkenntnisse und den beruflichen Werdegang mindestens in verwandten Branchen stellt. Positiv ist aber sicherlich, dass letztendlich die Qualifikation aller Gremien von Pensionskassen so klar steigt, was wiederum im Sinne der Ver­sicherten ist.
Das vollständige Interview mit Norbert Schulte-Mattler finden Sie in der Januar-Ausgabe 2016 von portfolio institutionell und hinter diesem Link
portfolio institutionell newsflash 27.01.2016/Patrick Eisele
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