Schwarzer Schwan
30. Oktober 2015

Ein rekordverdächtiger Track Record

65 Jahren hat der erste deutsche Aktienfonds auf dem Buckel. Das Geheimnis des Erfolgs hinter diesem Track Record: regelmäßige Verjüngungskuren.

Mit 65 in den wohlverdienten Ruhestand? Keineswegs! Für den heute vor genau 65 Jahren aufgelegten ersten deutschen Aktienfonds mit dem schlichten Namen „Fonds für deutsche Aktien“ – kurz Fondak – kommt das nicht infrage. Zum Jubiläum blickt Ralf Walter, der seit Oktober 2012 den Fonds durch das Kapitalmarktmeer steuert, trotz europäischer Krisenherde optimistisch in die Zukunft: „Dank der Exportstärke und der globalen Vernetzung der Unternehmen, in die wir investiert sind, ist der Fondak als deutscher Aktienfonds sehr international ausgerichtet.“  
Zu jedem Jubiläum gehört natürlich auch ein Blick zurück auf die Kindertage. „Wer weiter sieht, kauft Fondak.“ Damit warb man in den 50er Jahren um die Gunst neuer Anleger. Dieser Werbeslogan wird heutzutage nicht mehr genutzt, hat nach Ansicht von Mathias Müller, Leiter des europäischen Privatkundengeschäfts bei Allianz Global Investors (AGI), zu dessen Fondspalette der Fondak gehört, aber nichts an Gültigkeit verloren. Das Konzept sei nach wie vor modern. „Gut beraten ist, wer langfristig, breit gestreut und konsequent investiert und sich nicht durch kurzfristige Marktentwicklungen aus der Ruhe bringen lässt“, so Müller. 
Mit 65 Jahren hat man einiges erlebt. Der Fondak hat gute, aber auch schlechte Börsenjahre hinter sich. Die vergangenen sechs Monate gehörten dabei zu den eher schlechten Zeiten: Die Wertentwicklung des Fonds betrug zum 30. September 2015 minus 15 Prozent, was allerdings relativ zur Benchmark – dem Dax – immerhin einer Outperformance von 4,27 Prozent entspricht. Langfristig steckt der Fondak schwierige Zeiten gut weg. Seit seiner Auflage hat er laut AGI eine durchschnittliche Rendite von rund 10,5 Prozent pro Jahr erzielt. 
Aber: Auf lange Sicht ist von Outperformance nichts zu sehen. Im Zeitraum von zehn Jahren liegt der Fondak ebenso wie viele andere aktiv verwaltete Fonds nach Lipper-Angaben weit zurück, und zwar unter dem MSCI Germany, dem Dax-30 und sogar unter dem Durchschnitt der in Deutschland zugelassenen Fonds mit Schwerpunkt „Aktien Deutschland“. Auch die neue Scorecard des Index-Providers S&P spricht hier eine klare Sprache: Über einen Anlagehorizont von zehn Jahren konnten 83 Prozent der aktiv verwalteten Fonds, die in deutschen Aktien anlegen, den S&P Germany BMI, ein Performance-Index, nicht übertreffen. Auch über kürzere Anlagehorizonte sieht es nicht besser aus. Innerhalb eines Zeitraumes von einem Jahr blieben 64 Prozent der aktiv verwalteten Aktienfonds hinter dem Index zurück.

Ungeachtet seiner durchwachsenen Historie muss man dem Fondak dennoch gratulieren. Manche Fonds werden mangels Erfolg schon nach wenigen Jahren wieder dichtgemacht, wie die jüngst von S&P ermittelte „Überlebensrate“ zeigt. Demnach ist fast die Hälfte der aktiven Fonds, die in deutsche Aktien investieren, innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren verschwunden. Da sind 65 Jahre Track Record fast schon ein biblisches Alter. Zumal der Gegenwind zuletzt nicht weniger wird: Investoren zeigen immer mehr Interesse an passiv verwalteten Investmentvehikeln, die vor allem mit unschlagbar niedrigen Konditionen punkten. Für einen Dax-ETF liegen die jährlichen Gesamtkosten je nach Anbieter zwischen 0,08 und 0,16 Prozent. Mit saftigen 1,7 Prozent kann der Fondak da bei Weitem nicht mithalten. Solche Gebühren für Retail-Anleger wirken wie ein Jungbrunnen für den Anbieter und halten noch den ältesten Fonds am Leben. Aber sie könnten dem Publikumsfonds langfristig auch zum Verhängnis werden. Derzeit verwaltet er zwar noch rund zwei Milliarden Euro, im laufenden Jahr sind ihm bis Ende September allerdings bereits netto Mittel in Höhe von 184 Millionen Euro abgeflossen. 
Beim Buhlen um die Gunst der Anleger zaubert AGI zum Jubiläum ein hübsches Rechenbeispiel aus dem Hut, das den Vorzug des Fondak anpreisen soll. Bei einem regelmäßigen Sparplan in Höhe von umgerechnet 25 Euro und einem maximalen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent wäre ein Fondak-Sparer der ersten Stunde heute fast Millionär. Hätte, wäre, wenn zählt aber nicht. Denn mal ehrlich, allzu viel zum Sparen dürfte die Mehrheit des deutschen Volkes damals nicht übrig gehabt haben. Und wer hätte 1950 – Ludwig Ehrhard war erst knapp ein Jahr als Wirtschaftsminister im Amt und hatte sein Wirtschaftswunder noch nicht vollbracht – mit einer solchen Entwicklung deutscher Aktienunternehmen gerechnet. Einige dieser Aktiengesellschaften der ersten Stunde hat der Fondak auch noch heute im Portfolio. Ein Beispiel? Die Allianz. Ansonsten wurde dem Portfolio jedoch regelmäßig eine Verjüngungskur verpasst, der Fondak ist heute insgesamt deutlich technologielastiger.
In diesem Sinne wünscht die Redaktion von portfolio happy Birthday und ein schönes Wochenende! 
* Erweiterte Version vom 30. Oktober 2015, 10.30 Uhr.
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