Schwarzer Schwan
28. Oktober 2016

Eine pfiffige Konstellation

Wenn Lehrer Schnaps kaufen, muss das nicht zwangsläufig in einem Desaster enden.

Wie sieht ein gut diversifiziertes Portfolio aus? Kommt ganz drauf an, wen man fragt. Die Pensionseinrichtung der Lehrer im kanadischen Ontario, der Ontario Teachers‘ Pension Plan, hat vor wenigen Tagen mit einem eigenen Wein- und Bierproduzenten in ein besonders nachhaltiges Geschäftsmodell investiert. Kostenpunkt für die kanadische Tochtergesellschaft der globalen Getränkefabrikanten Constellation Brands: umgerechnet rund 700 Millionen Euro – ein Klacks für die Pauker der Provinz im Südosten Kanadas. Ihr Sparstrumpf ist mit Vermögenswerten in Höhe von umgerechnet rund 118 Milliarden Euro prall gefüllt –, und zur Not kann man sich dieses Investment ja einfach schöntrinken. Zu bedenken ist allerdings, dass Königin Elisabeth II über den verbotenen, öffentlichen Alkoholgenuss ihrer kanadischen Untertanen ganz sicher not amused wäre. 
Prinzipiell ist der Pensionsplan der Pädagogen aber mit seinen Investments äußerst erfolgreich. Dabei muss es zunächst einmal erlaubt sein, auf die vergangene Performance anzustoßen: Seit 1990 weisen die Kanadier eine durchschnittliche Rendite von 10,3 Prozent pro Jahr aus. Und dieses hochprozentige Ergebnis soll auch in Zukunft nicht verwässert werden. Zwar ist der kanadische Ableger des global agierenden Getränkekonzerns Constellation Brands daheim in Kanada längst Marktführer. Oberlehrerin und Private-Equity-Chefin Jane Rowe ist sich jedoch sicher, dass das Unternehmen noch weiteres exzellentes Wachstumspotenzial bietet und eine Quelle für die Generierung von Werten ist. Bei ihren Anlageentscheidungen schauen Jane Rowe übrigens 316.000 aktive und pensionierte Rentner über die Schulter, damit bei ihrer Rente auch ja nichts anbrennt. 
Das Geschäft mit dem Alkohol muss ja in Ontario nicht so enden, wie das sonst oft der Fall ist: im Desaster. Erinnert sei an die legendäre Abschlussfahrt einer Realschulklasse aus Niedersachsen nach Hamburg im Jahr 2014. Wie die Süddeutsche Zeitung damals berichtete, musste die Fahrt abgebrochen werden, weil sich die beiden begleitenden Lehrer betrunken hatten. Wahrscheinlich wollten die beiden Pädagogen ja nur den Chemieunterricht besonders praxisnah gestalten. Leider musste aber schon am ersten Abend die Polizei anrücken: „Volltrunken“ seien beide Lehrer gewesen, zitierte die Neue Osnabrücker Zeitung anno dazumal einen Schüler. Lehrer wie Schüler hätten es ahnen müssen! Denn laut „Schulfahrt.de“ haben sich schon unzählige Lehrergenerationen mit dem Problemkind Alkohol herumgeschlagen. In Ontario ist man da pragmatisch. Hauptsache die Rendite stimmt. Und wenn man dazu selbst etwas beitragen kann – quasi in Form eines Mission Investing –, dann erst recht. Prost!
In diesem Sinne wünscht die Redaktion von portfolio ein fröhliches Wochenende. 
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