Corporates
18. Februar 2015

Energie im Kerngeschäft, LDI im Pensionsmanagement

Ausgangspunkt aller Überlegungen im Pensionsmanagement der E.on ist die Verpflichtungsstruktur, erst dann kommen die zugehörigen Vermögenswerte ins Spiel. Eine reine Renditeoptimierung aus Asset-only-Sicht wird nicht angestrebt, wie Stefan Brenk aus dem Pensions-Team bei E.on, im Interview erläutert.

Die E.on SE hat Pensionsverpflichtungen in Höhe von rund 17 Milliarden Euro weltweit, das Gros entfällt auf Deutschland und England. In der Finanzstrategie des Energiekonzerns spielt das Thema Pensions eine wichtige Rolle, nicht zuletzt auch, weil es Einfluss auf das Unternehmens-Rating hat. Zentral von Düsseldorf aus befasst sich ein spezialisiertes Team mit strategischen Fragen rund um das Pensionsmanagement. Ein besonderer Fokus liegt auf der Arbeit an LDI-Strategien. 
Liability-driven Investments (LDI) – das ist ein Thema, das vielfältig und vielschichtig diskutiert wird.  Was ist für Ihr Haus LDI? Was verstehen Sie darunter? 
LDI stellt für E.on in einem ersten Schritt die grundsätzliche Herangehensweise und Denkweise dar, mit der Pensionsthemen aus finanzieller Sicht behandelt werden. Das heißt, dass zunächst die Verpflichtungsstruktur im Vordergrund steht – sie ist Ausgangsgröße aller weiteren Überlegungen. Dann sind die zugehörigen Vermögenswerte zu betrachten. LDI ist immer nur im Kontext einer Ausfinanzierung möglich, weil nur dann Assets für die Pensionsverpflichtung reserviert sind.
In England sind Sie schon vor einigen Jahren mit dem Thema LDI gestartet und haben ein entsprechendes Mandat aufgelegt. Wie kam es dazu? Was war die Erwartung an dieses LDI-Mandat? 
In England ist es regulatorisch erforderlich, Pension Trusts unabhängig zu managen. Es gibt auf der einen Seite ein Trustee Board und auf der anderen Seite das Unternehmen als Sponsoring Company. Das Asset Management und die Auszahlung der Renten übernehmen die Trustees; die Finanzierung des Trusts erfolgt durch Beitragszahlungen des Unternehmens. Traditionell waren die Portfolien mit relativ hohen Aktienallokationen eher aggressiv investiert. Wir streben aber keine reine Renditeoptimierung aus Asset-only-Sicht an, sondern konzentrieren uns vorrangig auf das Defizit als Nettogröße aus Assets und Verpflichtungen. In diesem Kontext ist die Erwartung an ein LDI-Mandat primär die Reduktion von Unsicherheiten und dadurch eine bessere Planbarkeit zukünftiger Beitragszahlungen.
Daneben können auch die Bilanzierungsvorschriften für eine LDI-Strategie sprechen. Der Rechnungszins nach IAS 19 ermittelt sich als Rendite von Corporate Bonds und bestimmt den Barwert der Pensionsverpflichtung. Ein entsprechendes Investment auf der Asset-Seite – theoretisch zum Beispiel in eben diese Corporate Bonds – führt zu einer Stabilisierung des Funded-Status und damit der Pensionsrückstellung.
Und dann haben Sie das LDI-Mandat aufgesetzt. Wenn ich es richtig verstehe, ist es ein Baustein in dem Pension Trust?
In Großbritannien haben wir tatsächlich ein LDI-Mandat extern vergeben. Dieses soll die Entwicklung der Verpflichtungsstruktur möglichst genau nachbilden. Wenn die Zinsen steigen und der Verpflichtungsbarwert sinkt, wird auch der Wert des Asset-Portfolios sinken. Wenn die Zinsen fallen, steigt der Verpflichtungsbarwert und es können auf der Asset-Seite kompensatorische Effekte generiert werden. Allerdings ist das LDI-Mandat nur ein Teil unserer Anlagen und wird von Return-Bausteinen ergänzt.
Wie haben Sie in Deutschland das Thema LDI umgesetzt? 
Die Analyse der Verpflichtungen zur Identifikation von Risikotreibern ist auch hier der erste Schritt. Die strategische Allokation ergibt sich dann als Ergebnis der ALM-Studie unter Berücksichtigung von Nebenbedingungen. Das sind insbesondere die konzerninternen Risikobudgets für die Schwankungsbreite der Finanzierungslücke. LDI-Instrumente tragen dazu bei, diese Risikobudgets mit hoher Wahrscheinlichkeit einhalten zu können. Anders als in Großbritannien haben wir in Deutschland aber kein dezidiertes LDI-Mandat extern vergeben. In UK liegt die Verantwortung für die Assets bei den Trustees, dort sind wir stärker auf Consultants und externe Anbieter angewiesen. 
Kann man sagen, welchen Anteil LDI in der Gesamtallokation in Deutschland ausmacht? Im Prinzip läuft dies ja über die komplette Allokation.
Das hängt von der Definition ab. Natürlich wird nicht das gesamte Vermögen nur für Zins- und Inflationssicherung verwendet. LDI ist immer nur ein Portfolio-Bestandteil, dessen Gewichtung im Zeitablauf auch variieren kann. Als Größenordnung: Per Ende 2013 waren in Deutschland über 54 Prozent in Fixed-Income-Assets investiert. Aber auch andere Asset-Klassen bieten mittelfristig Schutz gegenüber LDI-relevanten Risikofaktoren und müssen im Gesamtkontext des ALM berücksichtigt werden.
Wie die optimale Aufteilung zwischen Matching- und Return-Seeking-Portfolio aussieht, was sich in den jeweiligen Portfolios findet und warum E.on seine ALM-Studien inhouse macht, können Sie in der Februar-Ausgabe von portfolio institutionell im vollständigen Interview mit Stefan Brenk, Manager Pension Finance & Asset Strategy bei E.on, lesen, die am 20. Februar 2015 erscheint.
portfolio institutionell newsflash 18.02.2015/Kerstin Bendix
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