Pensionskassen
24. Juli 2017

ETFs: Absatzzahlen und Herausforderungen für die Assekuranz

Im ersten Halbjahr 2017 florierte insbesondere der Absatz europäischer ETFs, wie aktuelle Statistiken zeigen. Assekuranz mit Hürden bei der Bilanzierung.

Unter dem Strich verbuchten sie mehr als 54 Milliarden Euro an frischen Mitteln. Besonders gefragt waren laut dem Asset Manager Amundi Aktien-ETFs. Ihnen sind netto etwas mehr als 34 Milliarden Euro zugeflossen. Hinsichtlich der Regionen entfiel die höchste Nachfrage auf europäische Aktien. Eine wichtige Antriebsfeder war laut Amundi die französische Präsidentschaftswahl, deren Ausgang Zweifel an der Zukunft der Europäischen Union zerstreut habe. Auf Platz zwei folgen mit einem Plus von mehr als zwei Milliarden Euro ETFs auf Schwellenländer-Aktien, deren 2016 einsetzende Erholung anhielt.
Hingegen gab es bei US-Aktien eine Trendumkehr. Wegen Umschichtungen von Nordamerika nach Europa flossen aus US-Aktien-ETFs im zweiten Quartal über eine Milliarde Euro ab. 
Smart-Beta-Produkte verzeichneten Zuflüsse. Dabei standen die Faktoren Value und Mid Caps wie bereits im ersten Quartal im Fokus. Dazu später mehr Detail. 
Anleihe-ETFs wiederum sammelten um Abflüsse bereinigt gut 17,5 Milliarden Euro ein. ETFs auf Schwellenländeranleihen verbuchten mit nahezu sieben Milliarden Euro im ersten Halbjahr weiterhin den größten Anteil der Zuflüsse. Bei Unternehmensanleihen waren variabel verzinste Papiere mit Zuflüssen von annähernd drei Milliarden Euro seit Jahresbeginn nach wie vor gefragt. Ihnen folgen US-Unternehmensanleihen mit einem Plus von fast zwei Milliarden Euro, die weiterhin eine deutlich höhere Rendite als europäische Corporates boten.
Von Abflüssen waren vor allem inflationsindexierte US-Anleihen betroffen, die Rücknahmen von über einer Milliarde Euro zu verzeichnen hatten. Grund dafür war laut Amundi, dass die Erwartung eines Preisanstiegs nach der Wahl von Donald Trump in den vergangenen Monaten weitgehend nach unten korrigiert wurde. Erwähnenswert ist zudem das erneut gestiegene Interesse an Rohstoff-ETFs, denen im ersten Halbjahr 2,4 Milliarden Euro zuflossen. Dies entspricht den gesamten Zuflüssen des Jahres 2016 für dieses Anlagesegment. 
Smart-Beta-Produkte im Detail 
Faktorbasierte Smart Beta ETFs standen im ersten Halbjahr 2017 klar im Fokus der Investoren, berichtet der französische ETF Anbieter Lyxor. Insgesamt flossen Smart-Beta-Fonds am europäischen ETF Markt in den ersten sechs Monaten netto gut 3,4 Milliarden Euro zu. Davon entfielen allein 2,1 Milliarden Euro auf ETFs, die auf den Value-Faktor setzen. Dies geht aus dem aktuellen Smart Beta Markt Trend von Lyxor hervor. 
Eine rege Nachfrage verzeichneten mit Zuflüssen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro auch fundamentale Smart-Beta-Strategien, und hier insbesondere solche, die einen regelmäßigen Ertrag zum Ziel haben. Solche „Income-Generation“ ETFs konnten fast eine Milliarde Euro neues Geld einsammeln. Abflüsse hingegen mussten vor allem Multi-Faktor-ETFs (-238 Millionen Euro) und Low Volatility ETFs (-204 Millionen Euro) hinnehmen. Ende Juni waren am europäischen Smart-Beta-Markt insgesamt 32,6 Milliarden Euro angelegt. 
Versicherer denken bei ETFs um
Ursprünglich haben Versicherer vor allem Aktien-ETFs eingesetzt – um die Aktienquote im Deckungsstockvermögen abzubilden sowie im Rahmen fondsgebundener Dachsfondslösungen, um kostengünstige und effiziente Produkte anbieten zu können. Nun kommen sie nach Angaben des führenden ETF-Anbieters I-Shares auch vermehrt auf Anleihen-ETFs zurück – als Alternative zur Selektion einzelner Anleihen und um das Anlagespektrum um zusätzliche Anlageklassen zu erweitern. 
Dass Versicherer die Vorteile börsengehandelter Indexfonds im Vergleich zu einzelnen Anleihen schätzen und Anleihen-ETFs zunehmend einsetzen, dürfte ein langfristiger Trend sein, meint man bei I-Shares. Denn die Treiber der bisherigen Entwicklung – geringere Liquidität bei einzelnen Anleihen und erweiterte Anlageuniversen angesichts niedriger Zinsen – sollten auf absehbare Zeit bestehen bleiben. 
Bei den vielen Vorzügen stehen Versicherer beim Einsatz von Anleihen-ETFs in der Deckungsstockverwaltung auch vor gewissen Herausforderungen. Das betrifft vor allem die Bilanzierung. 
Im Gegensatz zu einzelnen Anleihen haben Anleihen-ETFs keine Endfälligkeiten und keine festen Kuponzahlungen. Das ist sowohl im Rahmen der Bilanzierung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) als auch nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) nicht ideal. Bei den Versicherern, die nach IFRS bilanzieren, kommt hinzu, dass sie Anleihen-ETFs, anders als einzelne Emissionen, nicht fortlaufend zum Nominalwert verbuchen können. Stattdessen gilt es, entsprechend der Anteilswertänderungen der Fonds tägliche Zu- beziehungsweise Abschreibungen vorzunehmen. Das ist im Rahmen der Asset-Liability-Modellierung der Versicherer nicht der Weisheit letzter Schluss. Daher wird an Lösungen gearbeitet, wie I-Shares berichtet.
portfolio institutionell newsflash 24.07.2017/Tobias Bürger
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