Pensionskassen
10. Juni 2015

EU-Kommission will Langfristanlagen stärker fördern

Der seit September 2014 amtierende EU-Kommissar für Finanzstabilität, Jonathan Hill, hat laut einem Zeitungsbericht seine Bereitschaft signalisiert, der Assekuranz regulatorisch entgegenzukommen. Er will Anreize für Versicherungsgesellschaften schaffen, mehr langfristige Investitionen einzugehen.

„Lebensversicherungen und Pensionsfonds sind die natürlichen Kandidaten für Langfristinvestitionen in Infrastruktur, Wagnis- und Eigenkapital“, erklärte der Brite anlässlich einer Anhörung über die geplante EU-Kapitalmarktunion laut Börsen-Zeitung. Der EU-Kommissar beklagte, dass sich diese institutionellen Investoren in den Vorjahren zurückgezogen hätten – allem Anschein nach getrieben durch den regulatorischen Rahmen. Wie dem Bericht weiter zu entnehmen ist, verwies Hill darauf, dass die EU-Kommission bereits einige Anreize für langfristige Anlagen in den Durchführungsregeln des aufsichtsrechtlichen Rahmens für Versicherer geschaffen habe. „Aber wir können mehr machen, um sicherzustellen, dass Versicherer ihr Geld in Infrastruktur stecken können.“ 
Beispielsweise nannte der Brite die Einbindung des neuen europäischen Investmentformats (European Long-Term Investment Funds, Eltif) im Zuge der delegierten Rechtsakte in Solvency II. Sobald die Versicherungsaufsicht einen Bericht vorgelegt hat, sollen zudem Infrastrukturmaßnahmen als Anlageklasse in das Regelwerk aufgenommen werden. Wie die Börsen-Zeitung weiter schreibt, hofft der EU-Kommissar daneben auf einen schnellen Abschluss der Novelle der EU-Regeln für die betriebliche Altersvorsorge, um den Spielraum für Pensionsfonds zu erweitern. 
Themen können nicht isoliert betrachtet werden
Viele Stellungnahmen im Rahmen der jüngsten Konsultation für die Kapitalmarktunion hätten angeregt, über Wege nachzudenken, wie die EU die private Vorsorge für das Alter stimulieren könne – etwa über ein standardisiertes Vorsorgeprodukt, schreibt die Börsen-Zeitung. Hill ließ allerdings offen, wie er auf solche Vorschläge reagieren wird. Dem Bericht zufolge gab es nicht weniger als 700 Stellungnahmen im Hinblick auf die sogenannte Kapitalmarktunion, darunter Wortmeldungen von Verbänden, Unternehmen und Interessengruppen.
Daran zeigt sich, dass zentrale Themen in der Regulierung der Kapitalanlage und der Ausgestaltung der Altersvorsorge praktisch nicht mehr isoliert betrachtet werden können, da sie immer stärker miteinander verwoben sind. Die EU-Kommission veröffentlichte laut dem deutschen Fondsverband BVI am 18. Februar 2015 das EU-Grünbuch zur Schaffung der Kapitalmarktunion. Begleitet werde das Grünbuch durch das Arbeitsdokument der Kommission über die bestehenden Hindernisse für die Entwicklung integrierter EU-Kapitalmärkte. Die Kapitalmarktunion hat zum Ziel, den Zugang zur Finanzierung für EU-Unternehmen und Investitionsprojekte zu verbessern, die verfügbaren Finanzquellen von EU- und Drittstaaten-Anlegern auszuschöpfen und das Funktionieren der Märkte zu verbessern. 
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft fordert indessen seit geraumer eine eigene Asset-Klasse „Infrastruktur“. Der Ansatz des GDV ist nach Einschätzung von Thomas Bargl, Vorstand der Faros Fiduciary Management AG, absolut nachvollziehbar. Im Interview mit portfolio institutionell sagte er: „Es ist nicht einzusehen, dass Infrastrukturinvestments unter Solvency II in Bausch und Bogen Eigenkapitalanforderungen wie Private Equity oder Hedgefonds aufweisen. Dies wird dem eher stetigen und Cashflow-orientierten Charakter vieler Infrastrukturanlagen nicht gerecht.“ 
portfolio institutionell newsflash 10.06.2015/Tobias Bürger
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