Pension Management
19. März 2012

Finanzierungsstatus der Dax-Pensionspläne bleibt unverändert

Towers Watson: bAV bildet Kontrast zu volatilen Kapitalmärkten. Im internationalen Vergleich hinken die deutschen Unternehmen beim Grad der Ausfinanzierung hinterher.

Die Dax-Unternehmen haben auch im abgelaufenen Jahr den Deckungsgrad ihrer Pensionsverpflichtungen stabil gehalten. Wie aus einer neuen Studie von Towers Watson hervorgeht, lag der Deckungsgrad einen Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert bei 65 Prozent. Auf diesem Niveau bewegt sich dieser seit 2006 und somit auch in Phasen, die von Krisen geprägt waren. „Die wichtigste Erkenntnis unserer Untersuchung ist: Die betriebliche Altersvorsorge bildet einen wohltuenden Kontrast zu den volatilen Kapitalmärkten“, erklärt Dr. Thomas Jasper, Leiter Retirement Solution bei Towers Watson Deutschland. Diese Stabilität sei den Unternehmen allerdings nicht zugeflogen, sondern das Ergebnis von erheblichen Investitionen ins Risikomanagement und Pension-Asset-Management. 
Schlechter als internationaler Durchschnitt
Im internationalen Vergleich bleiben die deutschen Dax-Unternehmen mit ihrem Deckungsgrad aber zurück. Dieser fällt mit 78 Prozent noch um einige Prozentpunkte höher aus. Als Grund für das Zurückbleiben im internationalen Vergleich macht Jasper unter anderem die Tradition zur Rückstellungsfinanzierung von Pensionsverpflichtungen, die sich aktuell auf 258 Milliarden Euro belaufen, aus: „Der Deckungsgrad bringt nur zum Ausdruck, wie viel speziell reservierte Gelder für Pensionsverpflichtungen zur Verfügung stehen.“ Sein Kollege Alfred Gohdes, Leiter Actuarial Consulting, macht noch einen weiteren Grund aus: „In Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz sind die Unternehmen zur Ausfinanzierung von Mitteln verpflichtet. In Deutschland ist dies freiwillig. Angesichts dessen ist die Höhe der Ausfinanzierung erstaunlich.“
Zu den Spitzenreitern in Deutschland gehört Linde mit einem Deckungsgrad von 90 Prozent. Die Ergebnisse von SAP und der Detuschen Bank, die 2010 mit 94 beziehungsweise 91 Prozent auf den vordersten Plätzen zu finden waren, lagen bei der Erstellung der Studie noch nicht vor. Auf einen Deckungsgrad von über 80 Prozent kommen BASF, Beiersdorf, BMW, Heidelberger Cement und MAN. Mit lediglich zwölf beziehungsweise 20 Prozent bilden die Deutsche Telekom und Thyssen-Krupp die Schlusslichter. Nur etwas höher fällt der Ausfinanzierungsgrad bei Adidas (26 Prozent) und Volkswagen (28 Prozent) aus.   
Rendite: Hinter den Erwartungen, aber positiv 
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, sind die pensionsspezifischen Vermögenswerte um zwei Prozent auf 168 Milliarden Euro gestiegen. Für diesen Anstieg waren zum einen substanzielle Dotierungen der Unternehmen in Höhe von 9,4 Milliarden Euro verantwortlich. Ebenfalls dazu beigetragen hat die Rendite von drei Prozent. Mit diesem Ergebnis blieben die Dax-Unternehmen hinter ihren Erwartungen von acht Prozent, erzielten aber immerhin eine positive Rendite. „Vor dem Hintergrund der Kapitalmarktturbulenzen 2011 zeugen drei Prozent Rendite von einem erfolgreichen Anlagemanagement der Unternehmen“, sagt Gohdes.
Laut Towers Watson konnten die Unternehmen durch ein geeignetes strategisches Risikomanagement Verluste minimieren und Ertragschancen gezielt nutzen. Der tatsächliche Ertrag liege deutlich oberhalb der Benchmark. Hätten die Unternehmen ihre Allokation aus dem Jahr 2010 fortgeschrieben, wäre man auf nur ein Prozent Rendite gekommen. So wurde unter anderem die Aktienquote von 25 auf 21 Prozent zugunsten von Anleihen reduziert. Deren Anteil stieg von 60 auf 63 Prozent. Konstant bei fünf Prozent blieb unterdessen die Immobilienquote. 
Obwohl die Dax-Unternehmen in der Vergangenheit bereits viel in Risikomanagement investiert haben, erwartet Towers Watson weitere Impulse aufgrund der neuen Rechnungslegungsvorschriften. Denn ab 2013 werden die Konzerne die pensionsspezifischen Risiken noch detaillierter in den Geschäftsberichten darlegen müssen. „Dadurch wird die Aufmerksamkeit der Unternehmensleitung, aber auch der Anleger und Aufsichtsgremien noch stärker auf das Risikomanagement gelenkt“, erklärt Gohdes. 
Solvency II nicht eins zu eins übertragen
Mit Sorge blickt Towers Watson unterdessen auf die Entwicklungen zur Regulierung der Einrichtungen der bAV. Eine schlichte Übertragung von Solvency II auf die Einrichtungen der bAV in Europa hätte gravierende Folgen. In diesem Fall würde die bAV laut Gohdes um ein Drittel teurer. Die Kommission hat jedoch bereits verlauten lassen, dass sie eine solche Eins-zu-Eins-Übertragung nicht will. Solvency II soll lediglich als Grundlage dienen. Bisher ist jedoch unklar, was genau dies bedeuten soll. Ab April will die Bafin eine QIS durchführen. Towers Watson hofft, dass genügend Einrichtungen der bAV dabei mitmachen. Diese soll Munition liefern, um in Brüssel argumentieren zu können. „Das Geschäftsmodell ist ein anderes als von Versicherungen. Sie sind ein Medium zu Erfüllung der Verpflichtungen und streben nicht nach Gewinn“, so Gohdes.       
In der Studie von Towers Watson gingen die Ergebnisse aus den Geschäftsberichten von 22 Dax-Unternehmen ein, die mehr als 80 Prozent des Pensionsvermögens repräsentieren. Von den übrigen Unternehmen standen die entsprechenden Berichte noch nicht zur Verfügung. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt auch der Wettbewerber Mercer, der ebenfalls eine solche Studie der Dax-Unternehmen durchgeführt hat. 
portfolio institutionell newsflash 19.03.2012/kbe
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