Schwarzer Schwan
3. Februar 2017

Fluch der Moneten

Nicht nur Hollywoods Vorzeigepirat Johnny Depp wurde von diesem Fluch heimgesucht, sondern auch der ein oder andere Politiker.

Unser Mitarbeiter der Woche ist diesmal Johnny Depp. Mit einem gewissen Neid entnahmen wir unserer wöchentlichen Pflichtlektüre „Gala“, dass der Hollywood-Star laut einer Klageschrift in den vergangenen 20 Jahren regelmäßig rund zwei Millionen Dollar im Monat verprasst haben soll. Dies ergibt eine ehrfurchtgebietende Gesamtsumme von 480 Millionen Dollar! „Ein Lebemann – und ein echter Depp!“ titelte Bild. Als Ausgaben für offenbar das Nötigste über die vergangenen Jahre sind aufgelistet:
  • 75 Millionen Dollar für 14 Häuser, darunter ein Schloss in Frankreich, Immobilien auf den Bahamas, in Los Angeles, ein Reiterhof im US-Bundesstaat Kentucky und mehrere Luxus-Hütten in Hollywood
  • 18 Millionen Dollar für eine 45-Meter-Jacht
  • vier Millionen Dollar für ein Platten-Label, das pleiteging
  • 300 000 Dollar für Angestellte
  • 200 000 Dollar für Privatjets
  • 150 000 Dollar für Security
  • 30 000 Dollar für Wein 
Der vorletzte Posten für die Security ist zu loben. Handelt es sich hierbei doch um eine umfängliche, persönliche Hedge-Strategie. Der letzte Posten lässt wiederum auf einen sehr großen Durst schließen, den Piraten wie Jack Sparrow nun einmal verspüren. Bei beiden Posten handelt es sich im Übrigen eher um Peanuts, für deren Begleichung man als Hollywood-Star in der Regel lose die nötigen Geldscheine im Fauteuil seines Rolls Royce Silver Cloud findet und durch das Fenster seinem Gesinde vor die Füße schmeißt. 
Wahrlich originell war die in der Bild hervorgehobene Aktion, die Depp anlässlich des Todes des US-Schriftstellers Hunter S. Thompson („The Rum Diary“) im Jahr 2005 veranstaltete: Damals zahlte er drei Millionen Dollar für eine Trauerfeier, bei der die Asche des Autors mit einer Kanone in die Luft geschossen wurde. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Etwas ins Geld ging dann jedoch die Scheidung des 53-Jährigen von der 30-jährigen Schauspielerin Amber Heard nach nur eineinhalb Jahren Ehe. Damals waren sieben Millionen Dollar fällig. Möglicherweise war die Scheidung aber alle 700 Millionen US-Cents wert?
Wie man einen Tick strategischer – nämlich in die eigenen Taschen – finanziert, zeigt uns als Good Practice der französische Präsidentschaftskandidat der Konservativen, Francoise Fillon. Die Satirezeitung „Le Canard enchaîné“ berichtete, dass die Ehefrau von Fillon und zwei seiner Kinder aus der Staatskasse wahrscheinlich ohne nennenswerte Gegenleistungen über 900.000 Euro als parlamentarische Mitarbeiter erhalten haben sollen. Konservativen Parteien ist die Familienförderung eben traditionell eine Herzensangelegenheit.
Bei der Familienförderung, und auch ganz allgemein in dieser Rubrik, dürfen wir natürlich einen nicht vergessen: der Rächer der Enterbten, Donald Trump. Big Daddy beschäftigt als US-Präsident in seinem Kampf gegen Korruption und Eliten schließlich seinen Schwiegersohn als Berater und seine Söhne in seinen Unternehmen. Der Mann beweist Humor. Und es wäre doch gelacht, wenn sein Clan nach der Amtszeit von Trump nicht deutlich reicher wäre als zuvor. Dass dies möglich ist, haben im Süden des amerikanischen Kontinents schon viele Präsidenten mit Familiensinn demonstriert.
Die Benchmark in Sachen Nepotismus bleibt jedoch die CSU. In Bayern hatten zwanzig Abgeordnete, darunter 17 von der CSU, seit Jahren Gattinnen, Kinder und andere Nepoten in ihren Diensten gehalten und aus Mitteln des Landtages, also des Steuerzahlers, entlohnt. Eine Benchmark für den Baulöwen Trump ist die CSU aber noch in einer anderen Hinsicht. In München wird gern geschrieben, dass „die Staatskanzlei der CSU“ doppelt so groß ist wie das Weiße Haus. „To make America great again”, sollte Trump das White House ausbauen. Johnny Depp hat für seine angemessene Unterkunft ja auch 75 Millionen Dollar springen lassen. 
In diesem Sinne wünscht die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende. 
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