Alternative Anlagen
21. Juli 2014

Fondsmanager gehen bei AIFMD mit Wissenslücken ins Rennen

Die Umsetzung der AIFMD ist in vollem Gange. Wenige Tage vor Einreichungsschluss am 22. Juli hatte rund die Hälfte der Alternative Investment Manager aber noch keinen Zulassungsantrag gemäß der Richtlinie gestellt. Wissenslücken außerhalb der EU.

Die Europäische Richtlinie für Alternative für Alternative Investment Manager (AIFMD) gilt als die wichtigste Regulierungsmaßnahme der Alternativen Investmentfondsbranche in der jüngeren Geschichte. Sie formuliert grundlegende regulatorische Anforderungen an die Fondsbranche in der Europäischen Union (EU) und regelt die Zulassung, die laufende Tätigkeit sowie die Transparenz von Verwaltern alternativer Investmentfonds, die alternative Investmentfonds in der Europäischen Union verwalten und/oder vertreiben.
Nach Angaben der Juristen von Dechert wirkt sie sich auf ein weites Spektrum von Asset Managern aus, dabei ist unerheblich, ob sie ihren Sitz in der Europäischen Union haben oder außerhalb der EU residieren. Vor diesem Hintergrund gibt eine Studie des Strukturierungsspezialisten Alceda einen Einblick über den Fortgang des Mammutprojekts. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit die Asset Manager auf den nahenden Umsetzungstermin vorbereitet sind. 
Knapp eine Woche vor Anmeldeschluss am morgigen 22. Juli hatte rund die Hälfte der Alternative Investment Manager noch keinen Zulassungsantrag gemäß der AIFM-Richtlinie bei ihren lokalen Aufsichtsbehörden gestellt. Das geht aus der Studie hervor, die Ende Juni 2014 im Auftrag von Alceda gemeinsam mit dem in London ansässigen Research-Haus Kepler Partners durchgeführt wurde. An der Untersuchung beteiligten sich 56 Alternative Fondsmanager. Sie stammten mit 70,2 Prozent überwiegend aus Europa. Auf den Raum Asien-Pazifik plus Australien entfallen 14,9 Prozent und 12,8 Prozent entfallen auf die USA. Zusammen verwalten die Manager ein Investmentvolumen von rund 300 Milliarden US-Dollar. 
Schlussspurt oder Nachsitzen
Die Frage, ob die Fonds bereits AIFMD-konform sind, konnten nur 32 Prozent der Manager bejahen. Weitere 19 Prozent gaben zu Protokoll, ihren Zulassungsantrag bis zum Anmeldeschluss einreichen zu wollen. 13 Prozent der Fondsmanager hätten sich noch nicht entschieden, heißt es.  Daneben erklärten etwa 17 Prozent der Befragten, am Ucits-Format festhalten zu wollen. Dieses wurde ursprünglich für Publikumsfonds geschaffen, wird jedoch laut Alceda auch von institutionellen Investoren genutzt. Acht Prozent der Befragten erwägen, sich unabhängiger Dienstleister zu bedienen, und vier Prozent der Fondsmanager gaben an, ihre Produkte ausschließlich über die Privatplatzierung vertreiben zu wollen. Wie die Studienmacher anmahnen, kann diese Möglichkeit des Vertriebs in ihrer heutigen Form nur noch bis 2018 genutzt werden. Dessen ungeachtet bleibt der europäische Markt für die Alternative Investment Manager ein interessanter Ort. Denn laut der Studie wollen nur vier der insgesamt 56 befragten Unternehmen ihre Produkte nicht innerhalb der EU anbieten. 
Weiterhin haben die Studienmacher hinterfragt, welche Bedrohungen aus der AIFMD für das Fondsgeschäft resultieren. Antwort: 30 Prozent nannten die Depotbankkosten, neue Vergütungsregeln und das Ende der Privatplatzierung. Doch es gibt auch positive Aspekte zu berichten. So glauben mehr als 40 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass die EU-weite Vertriebszulassung unter AIFMD für sie vorteilhaft ist und das Vertrauen der Anleger gestärkt wird. Ebenfalls positiv bewertet werden die Chancen einer Erweiterung der Produktpalette und der Vertriebsmöglichkeiten. Darüber hinaus erwarten die Befragten, dass unter der AIFMD der Trend zu Redomiziliering von Fonds neuen Aufschwung gewinnt. 
Im Hinblick auf die Studienergebnisse sieht Michael Sanders, CEO und Vorsitzender des Verwaltungsrates von Alceda Fund Management, die Branche der Alternative Asset Manager am Scheideweg: „Eine Kombination aus strenger Regulierung, Kostendruck, Konsolidierung und Globalisierung zwingt viele Marktteilnehmer, ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle genauer unter die Lupe zu nehmen.“ Aus der Umfrage geht nach seiner Einschätzung „eindeutig“ hervor, dass es noch große Unsicherheiten hinsichtlich der Änderungen unter der AIFMD gibt. „Wir denken“, ergänzt Sanders, „dass in Zukunft diejenigen Fondsmanager zu den Gewinnern zählen, die sich frühzeitig auf die EU-Regulierung einstellen, sei es unter Ucits oder AIFMD.“ Georg Reutter, Kepler Partners, streicht heraus, dass unter den Alternative Asset Managern das allgemeine Verständnis hinsichtlich der AIFMD ebenso wie deren Folgen gering ist. „41 Prozent der Umfrageteilnehmer erklärten, nur über mangelnde Kenntnisse in dieser Frage zu verfügen.“ Vor allem Fondsmanager außerhalb Europas wüssten wenig über die neuen Regeln, „obwohl sie Einfluss auf ihr Geschäft haben werden“, warnt Reutter.
Hintergrund: Die Zulassung unter AIFMD verlangt, dass sich Fondsmanager – auch von Hedgefonds und Private-Equity-Unternehmen – der EU-Finanzmarktaufsicht und den neuen Regeln unterwerfen, die unter anderem höhere Anforderungen an die Due Diligence, eine bessere Risiko- und Liquiditätskontrolle, neue Berichts- und Auskunftspflichten sowie klarere Marketing- und Kommunikationsregeln beinhalten. 
portfolio institutionell newsflash 21.07.2014/Tobias Bürger
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