Schwarzer Schwan
10. Januar 2013

Geldwäsche für Anfänger

Beim BKA häufen sich die Anzeigen mit Verdacht auf Geldwäsche. Im Vorjahr kletterte die Zahl der Verdachtsfälle um satte 16,5 Prozent auf den neuen Rekordwert von knapp 12.900. Beim Blick ins Ausland lässt sich erahnen, wer sich dahinter verbirgt.

Schließlich summieren sich allein die Jahresumsätze der Cosa Nostra in Sizilien, der Camorra in Neapel und der ‚Ndrangheta in Kalabrien gemeinsam auf weit mehr als hundert Milliarden Euro, wobei der Gewinn im hohen zweistelligen Milliardenbereich angesiedelt sein dürfte. Damit ist die Mafia das renditeträchtigste Unternehmen Italiens – noch vor dem staatlichen Ölkonzern Eni, der zuletzt bei 110 Milliarden Euro Umsatz immerhin 6,9 Milliarden Euro Gewinn eingefahren hat.
Doch anders als Eni muss sich die Mafia immer wieder Gedanken machen, wie sich diese Summe in den Wirtschaftskreislauf schleusen lässt. „Es gibt besonders viele Geldströme aus Italien nach Deutschland“, sagt Prof. Dr. Friedrich Schneider, Geldwäsche-Experte der Uni Linz. Aber auch aus Russland, Weißrussland und der Ukraine strömt laut Schneider das Geld der organisierten Kriminalität zu uns.
Und so machen dem BKA in diesen Tagen vor allem sogenannte Finanzagenten zu schaffen, die ihr Privatkonto für geldwäscherelevante Transaktionen zur Verfügung stellen, eingehende Beträge gegen Provisionen an dubiose Gestalten weiterleiten und sich dabei erwischen lassen. „Sich als Financial Agent anwerben zu lassen und damit schnelles Geld verdienen zu wollen, ist nur ein vermeintlich lukratives Geschäft“, warnt BKA-Präsident Jörg Ziercke. Und doch findet die Branche offenbar immer wieder Nachwuchs.
Vorschläge aus erster Hand
Zeitgenossen mit einem Faible für Geldwäsche finden in der jüngsten Pressemitteilung des Bundeskriminalamtes wertvolle Hinweise! Der innovative Finanzagent von heute hat demnach gleich eine ganze Reihe von Möglichkeiten, sich den Lebensunterhalt und die Leasing-Raten für den standesgemäßen 3er BMW zu leisten: So klassifiziert sich laut BKA auch der Bereich des Umsatzsteuerbetruges als Vortat zur Geldwäsche. Insofern besteht unter anderem im Handel mit Kohlendioxid-Emissionszertifikaten ein attraktives Einsatzfeld. Daneben bieten sich im Hinblick auf Umsatzsteuertricksereien auch Edelmetalle und Elektroartikel an. Interessanterweise kann der zielstrebige Finanzagent gleich seine ganze Familie in Lohn und Brot bringen, etwa indem er sich die bandenmäßige Umsatzsteuerhinterziehung zu eigen macht – und im großen Stil mit Handys handelt.
Wem das zu aufwendig ist, dem sei folgender heiße Tipp Zierckes ans Herz gelegt: „Bei derartigen Umsatzsteuerkarussellen werden neben hochpreisigen Waren zunehmend immaterielle Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen gehandelt.“ Heiße Ware in physischer Form hat demnach ausgedient. Damit entfällt ihr nervenaufreibender, oft auch grenzüberschreitender Transport. Und auch die Kosten halten sich bei dieser Art des Steuerbetrugs praktischerweise in Grenzen.
Was aber noch fehlt, ist ein Interessenverband. Ein Interessenverband Geldwäsche e.V. könnte Mindestprovisionssätze aushandeln, Transparenz bei Bankgebühren schaffen und bei der Vermittlung helfen. Als Ehrenpräsident böte sich Österreichs Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (ÖVP) an, der einst eine halbe Million Euro der Schwiegermutter im Geldkoffer aus der Schweiz nach Österreich brachte und diese außerhalb der Öffnungszeiten und ohne eine Übernahmebestätigung auf ein Konto der Meinl Bank einzahlte. Oder der italienische Nationalspieler Stefano Mauri von Lazio Rom, der wegen seiner Verwicklung in einen Wett-und Manipulationsskandal verhaftet wurde, und diese Gewinne auf einem Schweizer Bankkonto deponiert haben soll. Mauri soll das Konto unter dem Namen seiner Eltern eröffnet haben. Eine Banküberweisung von 100.000 Euro hat dann laut der Zeitung „Die Zeit“ bei den Ermittlern Verdacht geweckt.
Also Vorsicht! Die Kriminalbeamten suchen immer häufiger gezielt nach „ungewöhnlichem Finanzgebaren“, ohne genauer zu erläutern, was sie darunter verstehen. Deshalb halten wir es für ratsam, lieber im Golf der Schwiegermutter durch die Gegend zu kutschieren statt mit dem für reichlich Schwarzgeld aufgemotzten Sechszylinder aus München. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, in Verkehrskontrollen aufzufallen oder gar von neidgeplagten Kameraden und einstigen Zellennachbarn verpfiffen zu werden – irgendwo müssen die eingangs erwähnten Verdachtsanzeigen ja schließlich herkommen.
Die Redaktion von portfolio institutionell wünscht Ihnen ein schönes Wochenende.
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