Alternative Anlagen
21. Dezember 2016

Glasfasernetze: Politiker und Geldgeber ziehen an einem Strang

Ein Lichtstreifen am Horizont. Doch es ist kein neuer Tag, der ­da gerade strahlend beginnt. Vielmehr sorgt eine für ­viele Investoren im Dunkeln liegende Anlageklasse im wahrsten Sinne des ­Wortes für Lichtblicke: Glasfasernetze. Es ist an der Zeit, das ­Schlaglicht auf sie zu richten, auch wenn es Schattenseiten gibt.

Aufgepasst und mitgemacht! Was haben folgende Themen miteinander gemein? Die Analyse bislang brach­liegender Daten (Big Data), die gleichzeitige Übertragung und Wiedergabe von Video- und Audiodaten über ein Netzwerk (Streaming Media), die Anwendung ausgelagerter Datenspeicher (Cloud Computing) und die facetten­reiche Industrie 4.0 rund um das Internet der Dinge? Sie alle sind in der Anwendung nur Schall und Rauch ohne schnelles ­Internet. Richtig schnelles Internet! Denn der bevorstehende exponentielle Anstieg des Datenvolumens, hervorgerufen durch die technischen Anwendungen der sogenannten Gigabit-Gesellschaft, lässt sich nur durch entsprechend hochgerüstete Telekommunikations­infrastruktur ausgiebig nutzen: Glasfaserleitungen quer durch die ­Republik und bis in die gute Stube hinein. Nur dann bieten die Lichtwellenleiter fast unbegrenzte Kapazitäten für die Übertragung von Daten, Videos und Bildern. Schnelles Internet eben.

Die Gigabit-Gesellschaft bezeichnet laut demFraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) eine Gesellschaft, die von breitbandigen Internet-Anwendungen in allen Lebensbereichen ­geprägt ist und betont dabei die Notwendigkeit entsprechender ­Netz­infrastrukturen. Legt man die Entwicklung bei den Netzen und den Bandbreitenbedarf bei den Anwendungen zugrunde, befinden wir uns in einer Megabit-Gesellschaft. Übertragungstechno­logien mit Geschwindigkeiten über einem Gigabit pro Sekunde existierten zwar in den Techniklabors und seien perspektivisch auch im breiten ­Einsatz zu erwarten. Heutige Anschlüsse und Anwendungen kämen jedoch mit zwei bis 25 Megabit/Sekunde aus, berichtet das ISI. Hinsichtlich der gesamten Datenmengen, die heutige Internet-Nutzer nachfragen, sind wir dagegen bereits in einer Gigabit-Gesellschaft ­angekommen. Das Problem: Es mangelt im Vergleich mit unseren Nachbarländern noch häufig an Glasfaserkabeln bis ins Haus oder ins Büro, womit wir mitten im Thema sind.

Mit dem Licht soll die Zukunft kommen
Die zukunftssichere und leistungsfähige Fiber-to-the-Home-Technik, mit der das Glasfasernetz im Haus endet, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Und ihr Ausbau schreitet in ganz Europa voran. Laut der Industrieorganisation Fibre to the Home Council (FTTH) Europe ist im Jahr 2014 die Anzahl der Anschlüsse geradezu explodiert. Ende 2014 haben mehr als 40 Prozent aller Haushalte in Schweden und ­Litauen einen entsprechenden Internet-Anschluss. In Japan und Südkorea liegt die Netzabdeckung mit Glasfaser sogar über 70 Prozent. Deutschland hinkt mit schlappen 1,2 Prozent abgeschlagen hinterher. Dabei stehen in dieser Legislaturperiode immerhin vier Milliarden Euro vom Bund zur Verfügung, damit Kommunen und Kreise vor Ort schnelles Internet möglich machen. Zu wenig, um das Zwischenziel zu erreichen: Bis 2018 soll Deutschland flächendeckend mit 50 Megabit (MBit) in der Sekunde versorgt sein, also jeder Haushalt und jedes Unternehmen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land.

Die Deutsche Telekom erläutert mit Blick auf den ebenso kostspieligen wie ambitionierten Anschluss von Immobilien an das Glasfasernetz: Das Interesse in den Städten müsse groß genug sein, damit man mit dem Ausbau des Glasfasernetzes beginnt. „Nur wenn genug Immo­bilieneigentümer dem Anschluss ihres Hauses an das Glas­fasernetz zustimmen und genug Vorverträge abgeschlossen werden, startet die Telekom den Glasfaserausbau.“ Der Ausbau des Glasfasernetzes sei aufwendig, wie das Beispiel Mettmann zeige. Dort begann die Telekom im Juni 2011 mit den Bauarbeiten und verlegte circa 800 Kilometer Glasfaser, errichtete über 70 Netzverteiler und baute zusätzlich zu den bestehenden Leerrohren neue Kabeltrassen auf.

Häufig treiben regionale Netzbetreiber, Stadtwerke und kommunale Zweckverbände den Ausbau in Eigenregie voran. Ein Beispiel ist dieHelinet, ein Zusammenschluss von Stadtwerken aus dem ­Münsterland. Stadtwerke und Kommunen bewerkstelligen die Investitionen dabei in der Regel mit Eigenmitteln und holen anschließend private Geldgeber an Bord, um die eigene, nicht unerhebliche Kapitalbindung der verlegten Glasfaserkabel-Infrastruktur zu reduzieren. Daran zeigt sich, dass sich das Vorhaben offenbar nicht ohne schlagkräftige Investoren umsetzen lässt. „Wenn die Politik sagen würde: ‚Wir finanzieren deutschlandweit den Glasfaserausbau‘, ist diese ­Asset-Klasse für private Investoren erst einmal gestorben“, sagt ein Branchenkenner. Nur, danach sieht es nicht aus. Laut Studien besteht eine Finanzierungslücke von zehn bis 15 Milliarden Euro. Sollte es bei der ­Planung des Bundes bleiben, braucht man private Investoren.

Politik und Nachfrage stimmen zuversichtlich
Frank Dornseifer, Geschäftsführer des Bundesverbands Alter­native Investments (BAI), kommentiert den Ausbau des Glasfaser­netzes so: „Die Finanzierung des flächen­deckenden Breitbandausbaus in Deutschland und Europa ist die zentrale Herausforderung bei der Verwirklichung des digitalen Binnenmarktes. Selbst mit Fördermitteln wird sich dieses Ziel einer ­Gigabit-Gesellschaft in Deutschland bis 2025 nicht umsetzen lassen.“ Ein Workshop von Industrievertretern und institutionellen Investoren mit Politikern habe im ­September 2016 gezeigt, dass die Profi­anleger bereit sind, die Finanzierung mitzutragen. Sie erwarteten dafür aber im Gegenzug Regulierungs- und Investitionssicherheit. Im Interview mit portfolio institutionell berichtet Dornseifer, dass der zukunfts­sichere Glasfaserausbau für ­Finanzinvestoren immer attraktiver werde.
„Die Attraktivität resultiert daraus, dass sich sowohl die Bundesregierung als auch die EU-Kommission die Themen Breitbandausbau und digitale Wirtschaft/digitaler Binnenmarkt auf die Fahnen geschrieben haben. Sie ist für Investoren also nicht nur nachfragegetrieben, weil zahlreiche Industrieunternehmen, Gewerbe­treibende und Dienstleister die ­Notwendigkeit haben, sich und ihre Aktivitäten breitbandfähig zu ­machen, sondern auch auf Seiten der Politik erwünscht“, erläutert der BAI-Geschäftsführer. Danach befragt, welche Zugangswege Investoren zur Verfügung stehen, entgegnet Dornseifer: „Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Wie auch bei anderen Infrastruktur­investments kommen als Zugangswege zum einen Direktinvestments oder mittelbare Investments, zum Beispiel über Fonds, zum anderen Eigen­kapital- oder Fremdkapitalengagements infrage.“
Auch der Finanzmarkt hat die Attraktivität erkannt und beteiligt sich an Netzbetreibern. Ein Beispiel von vielen liefert die Firma Inexio. Diese Gesellschaft investiert in den Auf- und Ausbau einer leistungsfähigen Telekommu­nikationsinfrastruktur in Rheinland-Pfalz/Saarland sowie in Bayern und Baden-Württemberg und verfügt inzwischen über ein eigenes, ständig wachsendes Glasfaser- und Citynetz von mehr als 5.000 Kilometern und fünf unternehmenseigene Rechenzentren. An Bord sind eine Tochter der Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus unddie Deutsche-Beteiligungs-AG mit ihren Fonds.

Auf die Facetten möglicher Investments im Bereich Glasfaser angesprochen, erläutert Dornseifer: „Wir reden hier entweder über ein ­Private-Equity-bezogenes Investment. Dazu beteilige ich mich an ­Unternehmen, die gezielt den Glasfaserausbau vorantreiben oder in diesem Segment Dienstleistungen erbringen.“ Daneben besteht die Möglichkeit, gezielt und ausschließlich in Netze zu investieren. „Hier sprechen wir von der echten, der passiven Infrastruktur“, konkretisiert Dornseifer und deutet darauf hin, dass zwischen den Anlage­formen fließende Übergänge bestehen.

Wem das zu abstrakt ist, dem hilft möglicherweise folgende ­Parallele Dornseifers auf die Sprünge: „Auch bei einem Wind- oder Solarpark kann ich über die Strukturierung und je nachdem, ob ich Eigenkapital oder Fremdkapital bereitstelle, den spezifischen Charakter des Investments ausgestalten. Gleiches haben wir im Bereich Glasfaser auch.“ Doch wo kommen die Cashflows her? Denkbar sind ­Bereitstellungsgebühren oder Nutzungsgebühren, wie das beim ­Kabelnetz auch der Fall ist. Diese können pauschal oder volumen­abhängig ausgerichtet werden. Aus ihnen speist sich die Rendite, die Dornseifer mit Verweis auf Branchenunternehmen, je nach Ausgestaltung des Investments, ungefähr zwischen vier und sechs Prozent pro Jahr verorten würde.

Passive Glasfasernetze
Investoren, die sich auf die sogenannte passive Telekommuni­kationsinfrastruktur konzentrieren wollen, können sich am Vorgehen des Asset Managers Bouwfonds Investment Management orientieren. Die Tochtergesellschaft der niederländischen Rabo-Bank hat im Jahr 2008 einen ersten Fonds ins Leben gerufen, der in Glasfasernetze in den Niederlanden investiert hat. Martin Eberhardt, Country Manager Germany, blickt im Gespräch mit portfolio institutionell stolz zurück. „Wir haben rund 800 Millionen Euro in die passive Kommunikationsinfrastruktur investiert. Das betrifft die sogenannte Kommunikationskabellage auf der Grundlage von Glasfaserkabeln. Aber auch Sendemasten­ gehören zum Portfolio. Und wir mischen ­Datenzentren bei.“
Im Heimatmarkt für Glasfasernetze hat Bouwfonds die Rolle des Platzhirschs inne: Jeder zweite Sendemast entlang einer niederländischen Autobahn und etwa ein Drittel aller freistehenden Sendemasten gehören heute dem Unternehmen und seinen Investoren, sagt Martin Eberhardt und berichtet weiter, dass nun auch ein Infrastrukturfonds mit dem Fokus auf die Bundesrepublik an den Start gehen soll. „Wir haben einen neuen Fonds auf Basis eines ­luxemburgischen Vehikels aufgelegt. Der Investitionsschwerpunkt ist Deutschland. Was das Anlageprofil betrifft, haben wir uns aber die Freiheit offen­gelassen, dass der Fonds auch in anderen Märkten investieren kann. Denkbar ist beispielsweise, dass er sich auch in den Niederlanden ­engagiert.“
Der neue Fonds soll aber ausschließlich in die Infrastruktur investieren. Und da wiederum ausschließlich in die passive Infrastruktur, also die Netzwerke, so Eberhardt. Das sei wichtig, weil die passive Infrastruktur einen besonders langen Lebenszyklus hat. ­„Während die aktive Infrastruktur einen Lebenszyklus ­zwischen drei und sieben Jahren aufweist, kann man bei der passiven Infrastruktur mit einem Lebenszyklus von 30 bis 40 Jahren und womöglich noch mehr rechnen“, begründet der Bouwfonds-Mann sein Interesse und peilt eine Ausschüttungsrendite von 5,5 bis 6,5 Prozent an.

Die Deals für den neuen Fonds speisen sich aus zwei Quellen. Auf der einen Seite sind große Telekommunikationsunternehmen (TK) bereit, Teile ihrer passiven Infrastruktur aus Kostengründen mit­einander und mit Investoren zu teilen. Es habe sich gezeigt, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, wenn sich verschiedene Betreiber die dafür erforderliche Infrastruktur miteinander teilen. Die Deutsche Telekom beispielsweise stellt laut Presseberichten derzeit ihre Mobilfunk­masten in Deutschland ins Schaufenster. Kostenpunkt: fünf Milliarden Euro.
Den Erlös will der Dax-Konzern für den Ausbau seiner euro­päischen Netzwerke einsetzen. Als Käufer richtet sich der magentafarbene TK-Platzhirsch an spezialisierte Infrastrukturinvestoren, zu denen man inzwischen Versicherungen und Pensionskassen zählen kann. Deren Interesse, regulierte Vermögenswerte mit sicheren Cashflows zu kaufen, ist im Niedrigzinsumfeld gewachsen. Börsennotierte Gesellschaften wie American Tower, Crown Castle und SBA Communications, die auf das Geschäft mit Mobilfunkmasten spezialisiert sind, sollen angeblich auch an dem Portfolio interessiert sein. Erst im April 2016 versilberte Telekom-Wettbewerber Telefónica Deutschland einen Großteil seiner Mobilfunkmasten.

Zurück zum Investment-Case Glasfasernetze: Aufgrund des ­weiter anschwellenden Datenvolumens muss die entsprechende Infra­struktur ausgebaut werden, sagt der Bouwfonds-Country-Manager für Deutschland, Martin Eberhardt. Es ist also nicht damit getan, Endkunden nun sukzessive mit Glasfaseranschlüssen direkt am Haus anzubinden, sondern es geht auch um die entsprechenden Übertragungsantennen, die ebenfalls mit Glasfasern verkabelt sind. „Je mehr Informationen Sie transportieren, zum Beispiel über eine Antenne und damit einen Sendemast, umso näher muss der Sender aus technischen Gründen beim Empfänger stehen. Und das sieht man heute auch bei Mobilfunkmasten: Je mehr Datenvolumen transportiert ­werden muss, umso näher müssen sie an den Empfänger herangebaut werden.“ Den Worten Martin Eberhardts zufolge geht die zunehmende Nutzung von Smart Devices im öffentlichen Raum mit einer weiteren Zunahme von Sendemasten einher.

Käufer herzlich willkommen
Weil die Investitionen in diese passive Kommunikationsinfrastruktur sehr kapitalintensiv sind und auch unter Renditegesichtspunkten für Unternehmen, die dem Shareholder-Value-­Gedanken nachhängen, zu hoch erscheinen, kommen institutionelle Investoren und Fonds zum Zug. „Die Eigenkapitalrendite ist vielen Unternehmen einfach zu niedrig, das sehen Sie beispielsweise daran, dass viele­ Unternehmen sich in den vergangenen Jahren gezielt von ihren selbstgenutzten Immobilien getrennt haben“, erläutert Eberhardt mit Blick auf Parallelen zur Telekommunikationsinfrastruktur und berichtet von der zweiten Quelle für Deals im Fonds: „Wir interessieren uns für Sale-and-lease-back-Transaktionen mit Stadtwerken. Sehr ­viele von ihnen bauen und betreiben lokale Glasfasernetze. Viele der Kommunen wollen das Kapital aber nicht langfristig in diesen Infrastrukturen binden.“ Man befinde sich bereits in vielversprechenden Gesprächen mit Investoren und habe eine Einkaufs-Pipeline aufgebaut, frohlockt Eberhardt: „Derzeit sehen wir Opportunitäten im ­Bereich buy and build von kommunalen Leitungsnetzen.“

Kurze Pause. Zeit zum Durchatmen. Man kommt als Außenstehender unweigerlich zu der Erkenntnis, dass Bloomberg-Investoren an die komplexe Thematik behutsam herangeführt werden sollten. Das ist auch der Grund, weshalb Anbieter potenziellen Geldgebern, denen es bis dato häufig an eigenen Abteilungen für Infrastruktur­anlagen mangelt, zunächst erklären müssen, wo Chancen und ­Risiken der Kommunikationsinfrastruktur liegen. Ohnehin machen sich viele Investoren Sorgen, etwa, was das technische Risiko betrifft.
„Sie beschäftigt die Frage, ob die Glasfasertechnologie womöglich schon bald zum alten Eisen zählt und durch eine neue Technologie überflüssig gemacht werden könnte. Viele sind der Ansicht, dass in Zukunft ­ohnehin alles nur noch mobil übertragen wird“, sagt Bouwfonds-Mann Eberhardt. Doch davon könne keine Rede sein. „Wir stehen seit langer Zeit in Kontakt mit Instituten der Grundlagenforschung und beobachten die technologische Entwicklung sehr genau. Es ist bislang nichts erkennbar, was die Glasfaserkabel obsolet machen könnte“, sagt er und skizziert den wachsenden Bedarf mit folgendem Fazit: „An jedem Sendemast ist ein Glasfaserkabel angeschlossen. Denn man kann diese unglaublichen Datenmassen nicht nur über Antennen transportieren. Es gibt zwar Antennen an Autobahnen, die miteinander kommunizieren –, und nur über eine Masterantenne geht das Signal ins Glasfasernetz. Aber in der Regel braucht man auch innerstädtisch Antennen mit Glasfaseranschluss. Darüber werden die ­Informationen weitergeführt. Die massive Nutzung kann nur über Funknetze, wie manche meinen, aber nicht abgebildet werden.“

Wegbereiter
Kommen wir zurück zum Bundesverband Alternative Investments. Dort will man einen Beitrag dazu leisten, in der Vielfalt der ­alternativen Anlagen auch die digitale Infrastruktur überhaupt erst ­investierbar zu machen. „Wir möchten Investoren den Weg bereiten. Wenn es regulatorische oder andere Hindernisse gibt, die das Investieren unattraktiv machen, dann ist keinem geholfen“, sagt Geschäftsführer Frank Dornseifer.
„Wir als Verband wollen einen Beitrag dazu leisten, dass öffentliche Infrastruktur insgesamt investierbar wird. ­Einerseits müssen die politischen Ziele überhaupt erst einmal umsetzbar sein. Andererseits wollen wir sicherstellen, dass am Ende – wenn die gewünschte Umsetzung und Transformation erfolgt, auch die Besonderheiten und die Anforderungen der institutionellen ­Investoren berücksichtigt werden.“ Denn das sei das große Problem: „Man kann sich auf politischer Ebene visionäre Gedanken machen. Gleichzeitig muss ich mich aber auch mit den trivialen Anforderungen von institutionellen Investoren befassen“, sagt der BAI-Geschäftsführer. „Uns geht es darum, dass die Entscheidungsträger, die ­Investitions- und Ausbauziele unter Einbeziehung von institutionellen Investoren erreichen wollen, die Parameter kennen, die einem ­Investor das Investieren leicht oder schwer machen.“

Dazu gehört beispielsweise die Frage, wie ein institutioneller ­Anleger sicherstellen und dokumentieren kann, dass er aus seinem Investment sichere und planbare Cashflows generiert. „Jeder Investor wird sich beim Thema Breitbandausbau im Zuge einer Investition nun die Frage stellen, wie groß die Nutzerzahlen sein werden und welche Konkurrenzsituation besteht? Für derartige investitionsbezogene Fragestellungen sind wir ein kompetenter Ansprechpartner für Politik und Ministerien.“ Denkbar ist, dass die Deutsche Telekom ­ihre Kupferkabel mit Hilfe der von Wettbewerbern als veraltet eingestuften Brückentechnologie Vectoring aufrüstet. Das kann dazu führen, dass ein Großteil der Kunden von Glasfasernetzen aus Kosten- und Verfügbarkeitsgründen bis auf weiteres das alte Kupferkabelnetz nutzt, so Dornseifer.
Er präzisiert: „So etwas beeinträchtigt die Planbarkeit und die Stabilität der Cashflows. Das ist das Gleiche wie beim Thema Überbauschutz. Es muss feststehen, ob ein Konkurrent an gleicher Stelle ebenfalls ein Glasfaserkabel verlegen kann oder nicht. Ist dies der Fall, würde der Erstinvestor einen Teil seiner Kunden und Abnehmer wieder verlieren.“ Regulatorische Fragen wie diese müssten ­ausgeräumt werden, noch dazu müssten Konzessionsverträge ausgearbeitet werden, wie sie bei anderen Leitungsnetzen an der Tages­ordnung sind.
„Als Investor kann man auf dieser Grundlage mit ­stabilen Zahlen in der Zukunft planen. Wir reden hierbei nicht von Garantien, sondern von der Planbarkeit. Darauf schauen Investoren auch bei Investitionen in Glasfaser.“ Noch herrsche eine gewisse ­Unsicherheit, räumt Dornseifer ein. Sie werde wahrscheinlich dazu führen, dass man jetzt ad hoc noch nicht viele Investoren für das ­Thema begeistern werde. „Aber im Wirtschafts- und im Verkehrs­ministerium sind die Themen bekannt. Es laufen intensive Gespräche mit der Glasfaserbranche und natürlich Investoren.“

Auch wenn bei der alternativen Anlageklasse Glas­fasernetze noch so manche Frage offen ist, gibt sich Frank Dornseifer optimistisch: „Unter Rendite- und Diversifikationsgesichtspunkten passt auch ­dieses Infrastruktursegment prinzipiell in das Portfolio von Versorgungswerken, Pensionskassen und Versicherern.“ Der umtriebige BAI-­Geschäftsführer hofft, dass die Anlageklasse jetzt schnell ­erschlossen wird. Bleibt zum Schluss nur noch eine Frage: Können Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGen) und Verwahrstellen die Glasfaser ­abbilden, bewerten und Reportings schreiben? Darauf entgegnet Frank Dornseifer entspannt: „Für KVGen, Verwahrstellen und Service Provider sind Infrastruktur-Assets mittlerweile Business as usual. Die Finanzierung und Administration von Glasfasernetzen sollte sie nicht vor größere Herausforderungen stellen wie Investitionen in Versorgungsnetze, Autobahnen & Co.“

Von Tobias Bürger

portfolio institutionell, Ausgabe 12/2016

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