1. Dezember 2016

Glaube an Alpha ist ungebrochen

In den nächsten zwei Jahren werden institutionelle Anleger weltweit ihre Allokation umkrempeln. Im Fokus stehen illiquide Alternatives, wie eine Studie zeigt. Eine Überrendite von zwei Prozent pro Jahr wird angestrebt.

Das Niedrigzinsumfeld und die Marktvolatilität bereiten institutionellen Anlegern rund um den Globus die größten Sorgen. Ungeachtet dessen halten sie ein Alpha von zwei Prozent pro Jahr für realistisch. Dies ist ein wesentliches Ergebnis einer neuen Studie von Fidelity, an der 933 institutionelle Investoren aus 25 Ländern mit einem verwalteten Gesamtvermögen von 21 Billionen US-Dollar teilnahmen. Darunter befanden sich auch 50 deutsche Anleger, wie Versicherungen, Pensionseinrichtungen und Stiftungen. Laut der Studie gilt dem Niedrigzins (30 Prozent die Hauptsorge institutioneller Investoren, dicht gefolgt von der Marktvolatilität (27 Prozent). Seit 2010 haben diese Sorgen spürbar zugenommen: Damals nannten lediglich 25 Prozent der Teilnehmer das Niedrigzinsumfeld und 22 Prozent die Marktschwankungen als ihre größte Sorge.

Deutsche Profianleger: Sorge um Volatitlität

Ein etwas anders Bild ergibt sich bei den 50 befragten Anlegern aus Deutschland. Der Mehrheit von 34 Prozent bereitet die Volatilität für ihr Investmentportfolio die größte Sorge. 28 Prozent zeigten sich vor allem bezüglich ihrer Fähigkeit, Portfoliorisiken zu managen, besorgt. Immerhin 14 Prozent nannten Auswirkungen aufgrund regulatorischer Veränderungen. Das Niedrigzinsumfeld landet nur auf Platz Fünf der Sorgenliste – mit acht Prozent. Zehn Prozent bereitet ein Umfeld steigender Zinsen Sorgen.       

Ungeachtet dieser Sorgen waren nahezu alle institutionellen Anleger weltweit (96 Prozent) überzeugt, dass sie auch künftig eine bessere Wertentwicklung als der Vergleichsindex erreichen und damit ihre Anlageziele erfüllen können. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass Wachstum ihr zentrales Investmentziel ist – und zwar sowohl bezogen auf das Kapital wie auch den Finanzierungsgrad. Auch in diesem Punkt fallen die deutschen Anleger etwas aus dem Gesamtbild. Zwar ist für 26 Prozent Kapitalzuwachs das zentrale Investmentziel. Für eine Mehrheit von 38 Prozent hat jedoch der Erhalt des Finanzierungsgrades oberste Priorität. Jeweils 18 Prozent nannten Kapitalerhalt und Wachstum des Finanzierungsgrades.

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, streben die institutionellen Anleger rund um den Globus im Schnitt eine Zielrendite von etwa sechs Prozent an und halten ein Alpha von zwei Prozent pro Jahr für realistisch. Dabei erwarten sie, dass etwa die Hälfte ihrer Überrendite in den nächsten drei Jahren auf kurzfristige Anlageentscheidungen zurückgehen wird, wie etwa die Managerauswahl oder taktische Allokationsentscheidungen.

In den nächsten zwei Jahren werden die befragten Anleger deutlichere Veränderungen an ihrer Allokation vornehmen als in den Jahren 2012 und 2014. Verändern dürften sich vor allem Investitionen bei alternativen Investments, inländischen Anleihen und Geldmarktinstrumenten: Weltweit gaben 72 Prozent der befragten Anleger an, dass sie ihre Investitionen in illiquide alternative Anlagen 2017 und 2018 erhöhen wollen. In ihren Portfolios wollen 64 Prozent der Umfrageteilnehmer inländische Rentenpapiere stärker gewichten, 55 Prozent Geldmarktinstrumente und 42 Prozent liquide alternative Anlagen.

Emotionen in der Kapitalanlage

Bereits in den vergangenen drei Jahren hat sich der Investmentprozess der institutionellen Anleger in Europa und Asien verändert. Laut der Studie war dies bei fast der Hälfte der Fall. In Amerika waren es lediglich elf Prozent. Darüber hinaus gaben die Befragten an, dass ihre Anlageentscheidungen auf immer mehr quantitativen und qualitativen Informationen basieren. Über 85 Prozent der zu qualitativen Faktoren befragten institutionellen Anleger erklärten, Emotionen von Vorstandsmitgliedern (90 Prozent) und die Dynamik in diesem Gremium (94 Prozent) sowie die Berichterstattung der Medien (86 Prozent) hätten zumindest gewissen Einfluss auf ihre Allokationsentscheidungen. Bei rund einem Drittel spielen die genannten Faktoren eine wesentliche Rolle. 

„Die Studie verdeutlicht, dass institutionelle Anleger ihre Portfolios heute dynamischer verwalten und mehr Anlageentscheidungen treffen als früher“, kommentierte Gerhard Engler, Leiter institutionelles Asset Management bei Fidelity. Und weiter: „Aber angesichts der steigenden Zahl quantitativer wie qualitativer Faktoren, die bei jeder Anlageentscheidung zu berücksichtigen sind, sehen sie sich immer häufiger einer kaum zu bewältigenden Menge an Informationen gegenüber. Ein systematischer Anlageprozess kann entscheidend dazu beitragen, der Datenflut Herr zu werden und ermöglicht, noch bessere und professionell wiederholbare Ergebnisse zu erzielen. Gerade in einem Niedrigzinsumfeld, in dem mehr Allokationsänderungen und eine weltweit steigende Nachfrage nach risikoreicheren Anlagen zu erwarten sind, ist das entscheidend.”

portfolio institutionell newsflash 01.12.2016/Kerstin Bendix

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