Alternative Anlagen
1. Juni 2015

Hedgefonds: Wie sieht faire Bezahlung aus?

In der jüngeren Vergangenheit haben Investoren mit konventionellen Aktien- und Anleihestrategien gut verdient. Hedgefonds stehen indessen unter Rechtfertigungsdruck, verlangen sie doch häufig fixe Gebühren, denen risikoadjustiert kein angemessener Ertrag gegenübersteht.

Wenn es in der Investmentbranche ein Segment gibt, das vor Managern und Strategien nur so strotzt, dann ist es das Universum der Hedgefonds. Nach Angaben des Schweizer Asset Managers Unigestion umfasst es mehr als 10.000 Fonds, aus denen sich Investoren bedienen können. Unigestion hat in den vergangenen 25 Jahren selbst in derlei Vehikel investiert. Mit der Erfahrung im Gepäck stellt das Unternehmen heute fest, dass es zwischen den besten Managern und dem Rest des Universums „gravierende Unterschiede“ gibt, wie es in einer aktuellen Broschüre für Investoren heißt. Die Unterschiede sind vielfältiger Art. Es geht, natürlich, um die Performance, aber auch um Fragen wie das Risikomanagement konzipiert ist, ob die Manager in der Lage sind, neue Investmentideen zu generieren, und ob sie die Fähigkeit mitbringen, Veränderungen an den Märkten oder regulatorischer Natur zeitnah zu antizipieren. Hier trennt sich metaphorisch die Streu vom Weizen. 
Wenn es um die Vergütung von Hedgefonds geht, müssen in der Regel zwei Stränge analysiert werden: Auf der einen Seite die Management Fees, die ungeachtet des Anlageerfolgs fällig werden, und andererseits die Performance-abhängigen Gebühren. Als Investor gibt Unigestion fairerweise zu bedenken, dass Hedgefonds Fixkosten haben. Demnach sind sie gezwungen, von ihren Investoren Management-Gebühren zu verlangen, um ihre laufenden Kosten bestreiten zu können. Um die Interessen von Investor und Anbieter aber aneinander anzugleichen, sollte der Schwerpunkt der Gebühren auf Performance Fees liegen. Würden ausschließlich erfolgsabhängige Gebühren verlangt, wären die Interessen beider Seiten im höchstmöglichen Maße aneinander angeglichen. Denn die Manager würden nur das verdienen, was ihnen im Hinblick auf ihren Anlageerfolg zusteht. 
Angemessene Vergütung
Die Frage, auf die Unigestion eine Antwort sucht, lautet: Wie sieht das angemessene Gebührenniveau aus? Laut dem 13. Alternative Investor Survey der Deutschen Bank vom März dieses Jahres sind Investoren weiterhin bereit, für herausragende Performance zu bezahlen. Die Investoren zeigten sich weiterhin bereit, neben einer fixen Gebühr von zwei Prozent zusätzlich 20 Prozent an erfolgsabhängiger Vergütung zu zahlen. Das gilt aber nur in dem Fall, wenn der mandatierte Manager dauerhaft starke Resultate erzielt oder seine Peer-Gruppe beständig schlägt. Das kann aber nicht jeder von sich behaupten. Die Performance-Divergenz zwischen dem ersten und dem vierten Quartil ist immens hoch. Das hat 2014 gezeigt. Die besten Hedgefonds haben 50 Prozent Performance erzielt. Und das in einem¬ Jahr, das für Absolute Return sehr schlecht war. Die schlechtesten haben zweistellige Prozente verloren. Der Studie zufolge liegen die Management Fees im Schnitt bei 1,65 Prozent, während die Performance-abhängige Vergütung mit 18,03 Prozent zu Buche schlägt. Aus der Untersuchung zieht Unigestion das Fazit, dass es nach wie vor einen „gesunden Bedarf“ an Hedgefonds gibt, ungeachtet ihrer umstrittenen Gebührenstrukturen – vorausgesetzt, die individuellen Ziele der Investoren werden erreicht. 
Unigestion schlägt Managern kurzerhand vor, eine Gebührenstruktur zu installieren, die ihnen einerseits herausragende Vergütung verspricht, andererseits aber besser an die Interessen der Investoren gekoppelt ist. Man selbst verfolge nicht das Ziel, Hedgefonds pauschal weniger zu zahlen, wie manche Investoren das planen, vielmehr gehe es darum, sie anhand ihrer Performance angemessen zu vergüten. 
„Den Scheck unterschreibe ich gerne.“
Mit der Vergütung von Hedgefonds hat sich auch Amin Obeidi beschäftigt. Er ist Senior Asset Manager Pensions beim NSN Pension Trust. Dahinter verbirgt sich der Netzwerkspezialist NSN, der aus einem Gemeinschaftsunternehmen von Nokia und Siemens hervorgegangen ist. In seinem Vortrag im Rahmen des portfolio-Fachforums präsentierte Obeidi im April die Sicht von NSN auf Hedgefonds und wie sie der Kapitalanlage des Unternehmens helfen. Die von ihm skizzierten Umsetzungsmöglichkeiten sind vielfältig. Klassische Offshore-Vehikel sind nach seiner Einschätzung zum Teil aber nicht mehr zeitgemäß. Immer mehr Investoren kritisierten die klassische Gebührenstruktur (zwei Prozent Managementgebühr und 20 Prozent Performance Fee). „Warum soll ich für etwas bezahlen, das nicht performt?“ Obeidi griff in dem Zusammenhang die Entscheidung eines nicht näher genannten Schweizer Großinvestors auf, dessen Anlagechef seit Kurzem nicht mehr bereit ist, Managementgebühren zu zahlen. „Allen Hedgefonds, mit denen er verhandelt, will er nur noch Performance-abhängige Gebühren zahlen“, so der Referent, der eine ähnliche Sichtweise vertritt.
Obeidi zeigte sich bereit, Performance-abhängige Gebühren von 30 Prozent zu bezahlen – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. „Wir sind auch gerne bereit, beispielsweise 0,5/30 zu bezahlen, wenn wir von der Strategie überzeugt sind und der Manager auch bewiesen hat, dass er performt. Dann soll er auch an der Performance partizipieren. Den Scheck unterschreibe ich gerne.“ 
portfolio institutionell newsflash 01.06.2015/Tobias Bürger
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert