Alternative Anlagen
23. Februar 2015

Infrastruktur: Regulierung in der Kritik

Versicherungen und Fondsmanager sehen Solvency II und AIFMD kritisch. Umfragen vom GDV und von Preqin.

Interessante Einblicke in die Entwicklung der Asset-Klasse „Infrastruktur“ gibt der „Fund Manager Outlook for 2015“ von Preqin, für den im November 2014 Fondsmanager befragt wurden. Aus der Umfrage ergibt sich schnell, dass nicht das Geld, sondern die Assets knapp sind. Knapp drei Viertel der Fondsmanager sagen, dass für Fremdkapital Banken zur Verfügung stehen. Nur 27 Prozent sagen, dass der Großteil der Fremdkapitalfinanzierung von institutionellen Investoren kommen wird. Letztere Gruppe mausert sich offenbar aus Fondsmanagersicht vom potenziellen Kunden auch immer mehr zum Wettbewerber. 37 Prozent der Asset Manager glauben nämlich, dass sie häufiger gegen institutionelle Investoren um Assets bieten werden, da mehr Anleger Direktinvestments anstreben. 30 Prozent verweisen auf einen stärkeren Wettbewerb mit strategischen Investoren. Als Konsequenz aus dieser verschärften Wettbewerbssituation habe die Bewertung der Assets deutlich zugenommen. 
Anzumerken ist zudem, dass insbesondere große Investoren einen verstärkten Appetit auf Infrastruktur verspüren. Serviert werden den Investoren dann immer mehr Seperated Accounts und Co-Investment-Rechte. Allerdings könne, so ein Fondsmanager, „realistischerweise nur ein kleiner Teil der Investoren Seperated Accounts und Co-Investments nutzen, da die meisten nicht das dafür nötige Team haben“. Als Appetitzügler kann möglicherweise die Regulierung wirken. Viele Infrastrukturmanager sehen die jüngst eingeführte Regulierung wie AIFMD negativ. Ein Drittel der Manager glaubt, dass Regulierung einen schädlichen Einfluss auf den Infrastrukturmarkt 2015 hat. Ein Manager sagt, dass „Regulierung wie AIFMD zu steigenden Kosten führt – ohne irgendeinen erkennbaren Nutzen für die Investoren zu haben“. Viele Fondsmanager planen, ihre Compliance-Teams auszubauen. 30 Prozent der Asset Manager verzichten auf eine AIFMD-Compliance, da man EU-Investoren nicht zur Kundschaft zähle. 
Investorenkritik 
Wie unter anderem in diesem Monat vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) veröffentlichte Kurzinterviews zeigen, sehen auch institutionelle Investoren Regulierung kritisch. So äußert Dr. Torsten Utecht, Mitglied des Vorstands der Generali Deutschland Holding AG, einige Vorbehalte gegenüber Infrastrukturinvestitionen: „Natürlich denken wir auch über dieses Thema nach, weil Infrastrukturinvestments theoretisch ein sehr interessantes Segment für langfristig orientierte Anleger darstellen. Und sie weisen auch ein anderes Risikoprofil auf als andere Anlagenklassen, was sie theoretisch auch aus Diversifikationsgesichtspunkten interessant erscheinen lässt. Ich habe aber bewusst ein paar Mal das Wort ‚theoretisch’ eingestreut. Denn die Realität sieht so aus, dass Angebote in diesem Segment eher rar gesät sind. Solange nicht klare Rahmenbedingungen existieren und die regulatorischen Risiken besser bewertet werden können, glaube ich nicht, dass dies ein Anlagesegment mit einem großen Volumen werden wird.“
Dr. Volker G. Heinke, Finanzvorstand der LVM-Versicherung, betont den Solvency-II-Kontext von Infrastruktur: „Wir haben nach langen Verhandlungen jetzt ein Modell, mit dem wir 2016 starten können. Das ist gut so, denn irgendwann muss man loslegen. Aber erst in einigen Jahren wird sich zeigen, ob die Systematik ausreicht oder ob wir noch Änderungen vornehmen müssen. Das gilt beispielsweise für die Eigenmittelunterlegung von Infrastrukturinvestitionen. Es kann nicht sein, dass wir diese grundsätzlich relativ sicheren Investments mit einem hohen Stressfaktor wie bei Aktien unterlegen müssen. Dann rechnen sich am Ende solche Investitionen nicht.”
Trotzdem bleibt Infrastruktur für Versicherungen attraktiv. Laut Preqin will zum Beispiel die R+V in den kommenden zwölf Monaten zusätzlich 100 bis 150 Millionen Euro in Infrastruktur investieren. Umsetzen will man diese Investments über geschlossene Fonds, die in Eigen- und Fremdkapital investieren.
portfolio institutionell newsflash 23.02.2015/Patrick Eisele
Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert