Traditionelle Anlagen
26. Oktober 2015

Institutionelles Fremdkapital finanziert zunehmend deutsche Unternehmen

Deutsche Unternehmen stellen sich auf der Finanzierungsseite breiter auf. Anleiheninvestoren, Hedgefonds und Mezzanine-Fonds spielen eine immer wichtigere Rolle.

Die Verschärfung der Bankenregulierung und das niedrige Zinsumfeld
haben die Finanzierungslandschaft in Deutschland strukturell
verändert. So haben Anleihen als Finanzierungsinstrument deutlich an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt die neue Studie „Financial Restructuring 2015“ von Roland Berger, für die Finanzdaten von mehr als 9.000 deutschen Firmen mit Umsätzen von über 100 Millionen Euro im Zeitraum zwischen 2006 und 2014 detailliert ausgewertet wurden. Dabei identifizierte Roland Berger rund 200 Restrukturierungsfälle. Fast die Hälfte von ihnen schaffte einen erfolgreichen Turnaround innerhalb von drei Jahren.

Wie aus der Studie hervorgeht, stieg das über Anleihen ausgegebene Volumen der Unternehmensfinanzierung seit 2007 um circa 13 Prozent pro Jahr. Auch Private-Equity-Investoren haben ihr Engagement bei deutschen Firmen erhöht: zwischen 2009 und 2014 um durchschnittlich 18 Prozent pro Jahr. Fremdkapitalfinanzierte Buy-outs nahmen sogar um 28 Prozent jährlich zu. „Für deutsche Unternehmen haben Alternativen zur klassischen Bankenfinanzierung in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen“, erläutert Roland-Berger-Finanzierungsexperte Matthias Holzamer. Und weiter: „Denn zum einen können sich große Unternehmen mit guter Bonität günstiger über den Kapitalmarkt finanzieren und zum anderen drängen sich manche institutionelle Fremdkapitalinvestoren mit günstigen Konditionen und abgeschwächten Gläubigerschutzmechanismen („Cov-Lites“) den Unternehmen geradezu auf.“

Weil die Finanzierung über die Kapitalmärkte und institutionelle Fremdkapitalinvestoren zugenommen hat, wird in künftigen Restrukturierungen die Bedeutung der finanziellen Sanierung weiter steigen, ist man bei Roland Berger überzeugt. „Dabei müssen Unternehmen die unterschiedlichen Interessen einzelner Gläubigergruppen wie Banken, Anleiheninvestoren, Hedgefonds oder Mezzanine-Fonds mit ihren eigenen Besicherungsstrukturen berücksichtigen. Und das ist in vielen Fällen eine der schwierigsten Aufgaben; viele Restrukturierungen sind deshalb schon gescheitert", warnte Holzamer.
Damit Firmen in der Restrukturierung die optimale Lösung für alle Interessengruppen finden, die finanzielle Basis für wertschaffende Investitionen bereiten und der Liquiditätsklemme entkommen, sollten sie verschiedene Finanzierungsinstrumente kombinieren, rät Roland Berger. In der Auswertung habe sich gezeigt, dass vor allem Barkapitalerhöhungen und Debt-Equity-Swaps in Kombination mit einem Haircut die größten Effekte auf den Restrukturierungserfolg haben. Außerdem sei der Restrukturierungserfolg einer Firma umso  wahrscheinlicher, je mehr Instrumente der finanziellen  Restrukturierung miteinander kombiniert werden. Setzte ein Unternehmen mehr als fünf Instrumente ein, so lag die Erfolgsquote um acht Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Allerdings ließen sich keine typischen Kombinationen zwischen den einzelnen Instrumenten feststellen. In der Praxis sei die Anwendung stark abhängig vom Einzelfall.
portfolio institutionell newsflash 26.10.2015/Kerstin Bendix

Autoren:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert