Strategien
6. Februar 2015

Interview: Diversifizierung der anvertrauten Talente

Als wichtige Nebenbedingung für Aktienanlagen kommen bei der Bank für Kirche und ­Caritas eG (BKC) zu Basel III noch ethische Überlegungen hinzu. Diese wirken sich auf ­Diversifikation, Performance und Volatilität positiv aus.

Michael Hepers und Dr. Helge Wulsdorf im Gespräch mit Patrick Eisele

Die Aktienquote in den Eigenanlagen der Bank für Kirche und Caritas eG liegt aktuell­ nur bei circa 1,50 Prozent. Warum ­investiert die BKC in Aktien? Wegen der Diversifi­kation, der Rendite, der Dividenden, der Liquidität­ oder zur Bildung von stillen ­Reserven? Oder …?
Michael Hepers:
Aktienanlagen im Bankportfolio sind immer so eine Sache. Zum ­einen binden sie sehr viel Risikokapital. Zum anderen werden Banken vorrangig mit Blick auf ihre jährliche GuV bewertet und nur bedingt als Langfrist­investor eingestuft. Nichtsdestotrotz spielen Aktien bei uns im Rahmen der Asset Allocation eine wichtige Rolle, die aufgrund der andauernden Niedrigzinsphase künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Bei der Anlage in Aktien zielen wir zunächst auf den Diversifikationsnutzen ab. Darüber hinaus haben wir großes Interesse an dividendenstarken Aktien mit stabilen Wachstumsaussichten. Genau hierzu haben wir ­unseren Publikumsfonds BKC Aktienfonds aufgelegt, in den wir selbst investiert sind.

Was impliziert Basel III für die Aktien-Eigenanlage?
Hepers:
Insbesondere die mit Basel III gestiegenen Eigenkapitalanforderungen sind bei der Konstruktion des Aktienportfolios zu berücksichtigen. Mit der Umsetzung über die CRR (Capital Requirement Regulation) sind direkte­ und indirekte Beteiligungen an Finanz­unternehmen und somit auch Aktien direkt vom Eigenkapital des investierenden Institutes abzuziehen. Aufgrund der bestehenden Freigrenze von bis zu zehn Prozent des Eigenkapitals stellt diese Neuregelung für uns derzeit allerdings keinen begrenzenden Faktor dar.

Spricht das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25,14-30 und Lk 19,12-27) nicht dafür, rentierlicher anzulegen, sprich, eine ­höhere Aktienquote zu fahren?
Dr. Helge Wulsdorf:
Gleichnisse haben zweifelsohne ihren Reiz. Unabhängig davon, was uns das Gleichnis theologisch sagen will, veranschaulichen uns die biblischen Worte, dass jeder das zu verwalten hat, was ihm anvertraut ist. Bleiben wir in der Bildsprache, ist also danach zu fragen, was genau die uns ­anvertrauten Talente sind? Es sind Kundengelder aus Kirche und Caritas, die wir treuhänderisch auf Basis ihrer Wertorientierung zu verwalten haben. In ihrem Sinne sind die Assets zu diversifizieren. Aktien spielen dabei eine, nicht aber die tragende Rolle. ­Unsere Aufgabe ist es, die uns anvertrauten Talente sorgsam und sensibel zu vermehren. Das ist unser Geschäftsmodell und hierüber haben wir Rechenschaft abzulegen.

Der Nachhaltigkeitsfilter der BKC schließt die schlechtesten 30 Prozent einer Branche aus. Schrumpft das Aktienanlageuniversum damit­ nicht zu stark? Fühlen sich externe Asset­ Manager nicht zu stark eingeschränkt?
Hepers:
Etwaige Befindlichkeiten externer Asset Manager lassen wir einmal außen vor. Solange­ das zur Verfügung stehende ­Gesamtuniversum aus unserer Sicht nicht zu klein ist, sollte die Umsetzung unseres Nachhaltigkeitsansatzes kein Problem darstellen. Unabhängig davon: Bislang hat sich bei uns noch kein externer Asset Manager über ein zu kleines Universum beschwert.

Zum Nachhaltigkeitsfilter kommen noch ein Best-in-Class-Ansatz und seit kurzem ­Engagements, also die Wahrnehmung von Aktionärsrechten, in ihrem Fall über Union Investment.­ Ist das nicht zu viel des Guten? Durch die ersteren beiden Maßnahmen sollte doch gewährleistet sein, dass man sich gar nicht mehr kritisch zu Wort melden muss?
Wulsdorf:
Gegenfrage: Kann es überhaupt zu viel des Guten geben? Als Kirchenbank verfolgen wir eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie. Hierzu zählen die drei Bausteine Ausschlüsse, Best-in-Class-Ansatz und Engagement. Um unseren Kunden möglichst hochwertige Nachhaltigkeitsprodukte anbieten zu können, werden die Ausschlusskriterien sowie die Positiv- und Negativkriterien für den Best-in-Class-Ansatz bei uns im Haus definiert, begründet und weiterent­wickelt. Für ein wirkungsvolles Engagement müssen wir dagegen die Kräfte bündeln. Nur wenn wir gemeinsam mit anderen auf ­Unternehmen zugehen, werden wir dort notwendige Verbesserungen im Governance- und ­sozial-ökologischen Bereich bewirken. ­Solange es „das“ nachhaltige Unternehmen nicht gibt, ist Engagement Baustein einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie.

Nachhaltigkeitsfilter, Best-in-Class, Engagement: Welche Maßnahme schafft eher eine Upside, welche eher eine Risikominimierung zum Markt? Schafft die Betonung von ethischen Aspekten eher eine Upside oder eher eine Risikominimierung zum Markt?
Hepers:
Unser Nachhaltigkeitsfilter, insbesondere­ die Auswahl unserer Ausschlusskriterien, dient in erster Linie der ­Abbildung unserer ethischen Wertorientierung, welcher wir als Kirchenbank mit dem Filter Ausdruck verleihen. Insofern spielen Rendite-Risiko-Überlegungen bei den ­Ausschlüssen eine untergeordnete Rolle. Als Kirchenbank dienen uns die Kriterien dazu, uns gegen Reputationsrisiken abzusichern, denen wir vor allem als Spezialinstitut für die Kirche und Caritas gegenüberstehen.
Neben Ausschlusskriterien beinhaltet unsere Nachhaltigkeitsstrategie überdies einen­ Best-in-Class-Ansatz. Wir nutzen ­Positiv- und Negativkriterien, um die langfristige Performance eines Unternehmens auf der Basis einer nachhaltigen Unternehmensführung und -strategie besser bewerten zu können. Wir sind der Auffassung, dass bei der ­Selektion von Unternehmen, die etwa Vorreiter sind auf den Gebieten Energieeffizienz, nachhaltige Ressourcennutzung, Einhaltung von ILO-Standards oder Transparenz bei der Berichterstattung, das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios langfristig deutlich verbessert werden kann. Zu diesem Ergebnis kommen inzwischen auch verschiedene Studien, welche sich mit dem Mehrwert von nachhaltigen Investmentstrategien befasst haben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Umsetzung von ethisch-­nachhaltigen ­Aspekten in unserer Anlagephilosophie letztlich einer Vermeidung ­beziehungsweise ­Minimierung von Risiken dient mit dem Ziel, auf lange Sicht höhere Renditen im Vergleich zum Gesamtmarkt zu erwirtschaften.

Wie performte der BKC Aktienfonds bislang?
Hepers:
Zwar lässt sich nach gut drei ­Monaten noch keine abschließende Beurteilung der zurückliegenden Performance ­treffen. Nichtsdestotrotz sind wir mit dem bisherigen Portfolioverhalten und der Entwicklung des Fonds sehr zufrieden. Dies ­ergibt sich zum einen aus der absoluten als auch aus der relativen Performance gegenüber der Benchmark, wo wir eine Outperformance bei gleichzeitig geringerer Volatilität erreichen konnten. Der gesamte Aktien­bestand in den Eigenanlagen der BKC zeigt ein ähnliches Verhalten.

Inwieweit spiegelt sich die Aktienstrategie der BKC für die Eigenanlagen in dem neu aufgelegten BKC Aktienfonds wider? Für ­welche Anlegergruppen eignet sich dieser?
Hepers:
Was die Anlagephilosophie und die Anlage­strategie betrifft, unterscheiden wir grundsätzlich nicht zwischen dem BKC Aktien­fonds und dem Aktienengagement in unseren Eigenanlagen. Im Segment Aktien­ verstehen wir uns generell als konservativen und langfristigen Investor, für den bei der Aktienselektion Profitabilität, Finanzkraft und Unternehmenspreis im Vordergrund stehen. Zusätzlich legen wir, wie vorhin dargelegt, besonderen Wert auf dividendenstarke­ Unternehmen mit kontinuierlicher Ausschüttungspolitik und stabilen Wachstumsaussichten. Der Fonds eignet sich sowohl­ für institutionelle als auch private ­Investoren, die nachhaltig und risikobewusst an den internationalen Aktienmärkten partizipieren und ihr Vermögen langfristig diversifiziert aufbauen wollen.

portfolio institutionell, Ausgabe 1/2015

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