Schwarzer Schwan
3. Juni 2016

Kardinal mit Schuss

Papst Franziskus sorgt sich um seine Schäfchen und seine Leithammel.

Bezüglich Immobilien ist in der Bibel ein großes Zukunftsvertrauen zu erkennen: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“ Weniger vertraut man jedoch den Dienern Gottes in Sachen Immobilien in der Gegenwart. Seine Eminenz Kardinal Domenico Calcagno, Capo di tutti i Capi der apostolischen Güterverwaltung, muss sich einem Verfahren von weltlichen Würdenträgern stellen: Calcagno, der diesen Schwarzen Schwan mit seinem schelmischen Antlitz ziert, soll in seinem früheren Bistum Gelder in Millionenhöhe bei Immobiliengeschäften veruntreut haben. Papst Franziskus ist zu bedauern, da er sich kaum richtig um seine Schäfchen auf der ganzen Welt kümmern kann, wenn schon seine Leithammel im Vatikan vom rechten Weg abkommen. 
Der Vorwurf gegen Kardinal Calcagno ist nicht ohne Brisanz, da der Güterverwaltung des apostolischen Stuhls die Finanzierung der Verwaltung der Gesamtkirche obliegt, und damit die Kassenliquidität und die Kapitalanlagen. Von seinen skandalerprobten Glaubensbrüdern dürfte Kardinal Calcagno aber eher ein anderer Vorwurf gemacht werden: Während beispielsweise Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zum höheren Ruhm der Kirche als treuer Diener Gottes mit seinem Prachtbau zu Limburg der Tradition der römischen Wunderwerke wie dem Petersdom nacheiferte, droht Kardinal Calcagno über den Bau eines schnöden Parkplatzes zu stolpern. 
Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Edelstein!
Aber auch Würdenträger Calcagno selbst ist krisenerprobt. In seine Amtszeit als Boss der apostolischen Güterverwaltung fällt nämlich die Festnahme des Rechnungsprüfers Nunzio Scarano, auch bekannt als Monsignor Cinquecento, da er anscheinend seine Liquidität stets mit 500-Euro-Banknoten nachweisen konnte. Trotz seines aufwendigen Lebensstils sowie Geldwäsche- und Spendenbetrugsvorwürfen bestehe laut Scaranos Anwalt aber keinerlei kriminelle Energie. Aus der Monsignor-Cinquecento-Affäre Vorwürfe gegen Calcagno abzuleiten, wäre also unfair. Und überhaupt: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Edelstein!
Die Sammelleidenschaft des Stellvertreters des Stellvertreters
Aufmerksamen Beobachtern des Heiligen Stuhls sind von Kardinal Calcagno, der eher beleibt als beliebt ist, noch andere Schlagzeilen bekannt. Allen Nachhaltigkeitsdiskussionen anderer kirchlicher Anleger zum Trotz besitzt seine Eminenz nämlich eine kleine Privatsammlung an Schusswaffen. Seine „harmlose Sammelleidenschaft“, die auch kommunistische Erzeugnisse umfasst, erprobte „Padre Rambo“ auch gerne einmal auf dem Schießplatz. Bezüglich Ethik und Moral einer solchen Sammlung hat der Kardinal aber anscheinend den Schuss nicht gehört. Die Wertentwicklung seines Piff-Paff-Portfolios dürfte jedoch besser sein als die des besagten Parkplatzes. 
In diesem Sinne sagt die Redaktion von portfolio „Amen“ und wünscht nicht nur den Schäfchen der römisch-katholischen Kirche, sondern allen Lesern, ein schönes Wochenende. 
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